«Wir wollen einzigartig bleiben»
08.11.2024 BaselbietOberbaselbieterinnen im Kiwanis-Frauenclub
Zwei Oberbaselbieterinnen leiten aktuell den einzigen rein weiblichen Kiwanis-Club der Schweiz: Seit 2023 amtet Esther Freivogel aus Ormalingen als Präsidentin. Ihre designierte Nachfolgerin ab Herbst 2025 ist Sonja Wagner aus Buus.
...Oberbaselbieterinnen im Kiwanis-Frauenclub
Zwei Oberbaselbieterinnen leiten aktuell den einzigen rein weiblichen Kiwanis-Club der Schweiz: Seit 2023 amtet Esther Freivogel aus Ormalingen als Präsidentin. Ihre designierte Nachfolgerin ab Herbst 2025 ist Sonja Wagner aus Buus.
Marianne Ingold
Esther Freivogel, bekannt als frühere Leiterin der BLKB-Marktregion Gelterkinden, ist auch mit über 70 noch vielfältig engagierte Netzwerkerin und begeisterte Kiwanerin. Seit fast 30 Jahren ist sie Mitglied im Frauenclub Basel Merian, der nach dem ursprünglichen Klublokal im gleichnamigen Basler Hotel benannt wurde. Die Initiative zur Gründung des Klubs kam 1995 von der Witwe eines Kiwaners, die mit dem Tod ihres Mannes auch ihr Netzwerk verloren hatte, denn damals nahmen die Kiwanis-Clubs in der Region noch keine weiblichen Mitglieder auf. Bereits wenige Monate später waren die zur Gründung notwendigen 15 Frauen beisammen – Esther Freivogel war eine von ihnen.
«An unserer ersten Schweizer Kiwanis-Delegiertenversammlung fragten wir, wo der Versammlungsraum sei. Das Frauenprogramm ist da drüben, erhielten wir als Antwort. Doch wir insistierten: Nein, wir sind Delegierte! Die Reaktionen darauf waren wirklich spannend», erinnert sich Freivogel. Inzwischen ist sie nach 2003/04, 2011/12 und 2023/24 zum vierten Mal Präsidentin des Frauenklubs und gestaltet auch dessen Programm aktiv mit: «Das mag ich gern, denn da kommen meine Connections zum Tragen.»
Das Präsidium dauert ein Jahr, bedeutet aber mit einem Jahr als «President elect» und einem als «Past President» eine dreijährige Vorstandsverpflichtung. Über die Jahre hat Esther Freivogel bei Kiwanis auch verschiedene andere Funktionen ausgeübt: 2005/06 war sie als erste Frau Lieutenant Governor und damit Chefin der Division Nordwestschweiz. Von 2007 bis 2013 war sie Vorstandsmitglied der Kiwanis-Stiftung. Diese verwaltet eigene Gelder und unterstützt damit gesamtschweizerische Projekte der Organisation.
Die Mitgliedschaft im Club Basel Merian stand ursprünglich nur Frauen in Führungspositionen oder Selbstständigen offen. Seither hat sich der Klub geöffnet, zum Beispiel für Frauen mit Führungswissen aus einer leitenden Funktion in einer Gemeinde, im Sport oder einem Verein. Klubmitglieder verpflichten sich zur Anerkennung der Kiwanis-Grundsätze, zur Teilnahme an mindestens 60 Prozent der Klubanlässe und zum aktiven sozialen Engagement. Denn neben Geselligkeit und Pflege von Freundschaften spielt die Beschaffung von Spendengeldern zur Unterstützung von gemeinnützigen Projekten eine wichtige Rolle.
Spenden für kranke Kinder
Der Erlös des ersten Charity Jassturniers finanziert Hauskonzerte der Musikspitex für schwerkranke Kinder. Das nächste Jassturnier findet am 29. März kommenden Jahres statt. Die Spenden aus dem traditionellen Restaurationsbetrieb am «Bebbi sy Jazz» (zusammen mit dem Männerclub Kiwanis Basel) kommen der Kinderspitex Nordwestschweiz zugute. Welche Unterstützungsangebote dadurch möglich sind, die nicht durch die Krankenkassen finanziert sind, beschrieb Regula Buder, stellvertretende Geschäftsleiterin der Kinderspitex Nordwestschweiz, eindrücklich an einem Kiwanis-Anlass im Klublokal Schloss Binningen.
Die Klubtreffen finden in der Regel zweiwöchentlich an einem Donnerstagabend statt. Dabei wechseln sich klubinterne Sitzungen ab mit Referaten, Firmenbesichtigungen und gemeinsamen Aktivitäten, auch mit anderen Kiwanis-Sektionen.
Aus dem Oberbaselbiet
Von derzeit 38 Aktivmitgliedern sind fünf im Oberbaselbiet zu Hause. Eine von ihnen ist Sonja Wagner, Geschäftsleiterin der Spitex Birseck. Als «President elect» führt sie zusammen mit Esther Freivogel durch das laufende Klubjahr und übernimmt im kommenden Jahr das Präsidium. «Ich habe mich bewusst dafür entschieden, diesem Frauenclub beizutreten, weil er von seiner Konstellation her einfach cool ist», sagt Wagner. Durch die vielfältige Herkunft und die Professionalität der Mitglieder ergäben sehr spannende Gespräche. Und egal, welches Thema sie gerade beschäftige, es gebe sicher ein Klubmitglied, das einen Bezug dazu habe und von dem sie profitieren könne. «Hier bei uns ist es wirklich etwas Besonderes.»
Christina Müller aus Wintersingen arbeitet als Paralegal bei Santhera Pharmaceuticals und ist seit 2012 im Klub. Ihr ist es wichtig, ein Netzwerk zu pflegen, das nicht direkt mit dem Job zu tun hat und ihr eine längerfristige Perspektive bietet. Sie schätzt unter anderem die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Frauen Themen zu vertiefen, die über einen reinen Businessfokus hinausgehen. Auch sie war bereits einmal Klubpräsidentin, und ein aktives Engagement sowohl im Rahmen der Kluborganisation wie bei gemeinnützigen Anlässen ist für sie selbstverständlich: «Am ‹Bebbi sy Jazz› ein paar Stunden am Verkaufstresen zu stehen, das gehört einfach dazu und macht Spass!»
Der letzte Frauenklub
Während es zeitweise noch drei weitere Kiwanis-Frauenclubs in der Schweiz gab, ist der Club Basel Merian heute der letzte. Auf die Frage, wie zeitgemäss ein solches Frauennetzwerk heute noch ist, fällt Esther Freivogels Antwort deutlich aus: «Wir wurden als reiner Frauenclub gegründet in einer Zeit, als die anderen Klubs für Frauen noch nicht zugänglich waren. Wir sind einzigartig und das wollen wir bleiben. Wir sind imstande, Grosses zu leisten, und wir sind wirklich tolle Frauen. Jede von uns ist einzigartig, und wir haben immer ein interessantes Programm.»
Diese Einzigartigkeit zu bewahren, ist ihr wichtig: «Kiwaner, die an einem unserer Anlässe teilnehmen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen, genauso wie wir umgekehrt alle Anlässe der Männerklubs besuchen können. Aber wir Frauen fusionieren nicht», meint Freivogel dezidiert.
Wie bei vielen anderen Vereinen und Serviceklubs steht die Nachwuchsfrage im Raum. Ein Drittel der Klubmitglieder sind sogenannte Seniorinnen über 60 Jahre alt und seit mehr als zehn Jahren dabei. Damit sind sie nicht mehr zum aktiven Engagement im Klub verpflichtet und können auf freiwilliger Basis an den Anlässen teilnehmen. Auf die Frage, ob sie denn selbst nicht auch zu dieser Kategorie gehöre, meint Esther Freivogel lakonisch: «Ich wäre auch Seniorin. Aber du kannst den Status selber wählen. Als Aktivmitglied bist du wirklich aktiv.»
Nicht zuletzt dank Freivogels grossem Netzwerk lassen sich weiterhin regelmässig neue Frauen vom Klubgedanken begeistern und führen diesen fort – ganz im Sinne ihres Mottos im aktuellen Präsidialjahr: «Mit anderen Menschen zusammen erreichen wir mehr als alleine».
Was ist Kiwanis?
ima. Unter dem Motto «Serving the Children of the World» setzt sich Kiwanis mit gemeinnütziger Arbeit und Spendensammlungen für das Wohl von Kindern und Jugendlichen ein. Die internationale Organisation wurde 1915 in Detroit gegründet und hat heute weltweit etwa eine halbe Million Mitglieder.
Im District Schweiz-Liechtenstein-Südtirol sind rund 7000 Mitglieder in über 200 Klubs und 23 Divisionen organisiert. Die Division 11 (Nordwestschweiz) umfasst 14 Klubs mit insgesamt 516 Mitgliedern, davon 71 Frauen. Von diesen sind über die Hälfte Mitglieder des Frauenclubs Basel Merian. Seit 1987 sind Frauen bei Kiwanis als Vollmitglieder zugelassen. Im selben Jahr wurde der erste reine Kiwanis-Frauenclub in den USA gegründet. Heute gibt es neben reinen Männer- und gemischten Klubs weltweit 119 Kiwanis-Frauenclubs, die meisten davon in Taiwan. Der erste Frauenclub in der Schweiz war der 1994 gegründete Club Lausanne Lac.