«Wir sind sehr dankbar»
29.12.2023 Bezirk Sissach, Diegten, LandwirtschaftFamilie Herzog ist nach Brand traurig über den Verlust der Tiere – und optimistisch
Vor Weihnachten brannte der Saustall des Hofs Ebnet in Diegten nieder. Die Betreiberfamilie Herzog ist traurig, doch die Dankbarkeit über die vielen Helfenden überwiegt.
...Familie Herzog ist nach Brand traurig über den Verlust der Tiere – und optimistisch
Vor Weihnachten brannte der Saustall des Hofs Ebnet in Diegten nieder. Die Betreiberfamilie Herzog ist traurig, doch die Dankbarkeit über die vielen Helfenden überwiegt.
Luana Güntert
Diese Weihnachten wird die Bauernfamilie auf dem «Ebnet» in Diegten wohl nicht so schnell vergessen. Gestern vor einer Woche brannte der Saustall auf dem Hof zwischen Diegten und Bennwil. Bis die rund 100 Feuerwehrleute ihre Löscharbeiten aufnehmen konnten, stand der mittlere der drei Ställe bereits im Vollbrand und zahlreiche Schweine verendeten (die «Volksstimme» berichtete).
Bei einem Augenschein vor Ort ist das Ausmass der Zerstörung gut zu erkennen: Vom mittleren Stall ist nicht mehr viel übrig, nur noch die Grundmauern stehen. Bei den Hofbetreibern Mariann und Stefan Herzog sitzt der Schock immer noch tief. Stefan Herzog war es, der den Brand zuerst bemerkte. «Das war ein Zufall. Ich war zum Zeitpunkt des Ausbruchs mit meinem Sohn im Stall nebenan», sagt Herzog. Als ein Bekannter vorbeikam um etwas abzuholen, sei er auf dem Rückweg am Gebäude vorbeigelaufen und sah Rauch aus dem Gebäude strömen. «Das Gebäude war voller Rauch, da habe ich direkt die Feuerwehr kontaktiert.» Herzog wollte den Rauch mit dem Löschposten vor Ort noch eindämmen, doch schon drei Minuten später stand der Stall in Flammen.
«Danach fingen die Silos an zu brennen. Ich sagte meinem Sohn, dass wir da nicht reingehen, es war zu gefährlich», sagt Herzog. Da an jenem Morgen starker Westwind wehte, musste Herzog schnell reagieren. Das Feuer drohte auf den benachbarten Stall überzugreifen. «Wir fingen sofort an, mit Nachbarn und Helfern die Tiere aus dem benachbarten Stall herauszuholen.» Für den dritten Stall sei die Gefahr nicht so gross gewesen, da der Wind das Feuer vom Gebäude weg geblasen hat.
Dankbarkeit überwiegt
«Der Verlust der Tiere ist das Traurigste», sagen Mariann und Stefan Herzog. Dennoch überwiege für sie die Dankbarkeit in dieser schwierigen Zeit. «Wir haben viel Unterstützung erhalten von unseren Nachbarn und Freunden», sagt Stefan Herzog. Als er die Tiere aus dem gefährdeten Stall geholt habe, seien sie frei auf dem Hofplatz umhergerannt. «Da haben alle von selbst mitgeholfen und die Tiere betreut. Das hat uns sehr geholfen.» Die überlebenden Tiere aus dem brennenden Stall konnte die Familie in anderen Gebäudeteilen unterbringen.
Auch für die Feuerwehr finden die Herzogs nur lobende Worte. «Sie hat einen super Job gemacht, richtige Entscheidungen getroffen, sich gut um uns gekümmert und mitgeholfen. Auch beim Aufräumen.» Die Stützpunkt-Feuerwehren hätten die idealen Fahrzeuge gebracht, um den Brand schnell kontrollieren zu können, indem sie mit grossen Löscharmen Wasser von oben auf das Gebäude spritzen konnten. Besonders die Feuerwehr Bölchen kenne sich gut mit Landwirtschaftsbetrieben aus und habe mit den Ämtern vor Ort zusammengearbeitet. «Ich bin dankbar, dass die Feuerwehr Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand getroffen hat», sagt Stefan Herzog. Damit spricht er das schnelle Aufräumen der toten Tiere und des Stalls an. «An anderen Orten lässt man das mehrere Tage liegen. Aber mit toten Tieren geht das nicht», erklärt er.
Auch Mariann Herzog ist dankbar, dass die Aufräumarbeiten schnell vonstattengingen: «Es wäre emotional sehr belastend gewesen, wenn wir uns das mehrere Tage hätten anschauen müssen.» Bis am Folgetag morgens um 3 Uhr seien die Arbeiten gegangen.
Neben Freunden und der Feuerwehr hätten auch Geschäftspartner gut reagiert. «Das ganze Futter ist verbrannt. Am Abend bekamen wir schon Nachschub vom Lieferanten. Obwohl viele schon in den Ferien waren, halfen uns alle.» Da der automatische Futterservice durch das Feuer zerstört wurde, wird momentan von Hand gefüttert. Die Arbeiten für die neue Fütterungsanlage sind bereits angelaufen.
«Wir sitzen wie auf Nadeln»
Weihnachten feiern wollte die Familie heuer trotzdem. «Es war natürlich nicht so wie sonst», sagt Stefan Herzog. Es habe der Familie aber gutgetan, mit anderen Leuten zu sprechen. «Wir brauchen kein Care-Team. Dafür haben wir unser Umfeld. Es ist schön, wenn wir mit Freunden lachen und über andere Dinge sprechen können.»
Auch wenn die Herzogs dankbar sind, lässt sie die Angst nicht los, dass wieder ein Feuer ausbrechen könnte – im schlimmsten Fall in der Nacht. «Wir sitzen wie auf Nadeln.» Früher hätten sie sorglos das Haus verlassen können, nun gehe man mit gemischten Gefühlen weg. Nichtsdestotrotz sei die Familie optimistisch und wolle den Stall auf jeden Fall wieder aufbauen. Im neuen Jahr werde mit der Gebäudeversicherung abgeklärt, ob es einen Neubau geben soll oder ob der neue Stall auf den verbliebenen Grundmauern gebaut werde. Auch die forensischen Arbeiten seien noch im Gange und die Brandursache noch nicht geklärt. «Aber es muss hier weitergehen. Das ist unser Leben hier.»