«Wir sind anderthalb Jahrzehnte weiter»
30.08.2024 BaselbietDer «Naturpark Baselbiet» wird konkret. Eine Kooperation mit Tourismus Baselland soll einerseits Synergien nutzen und andererseits Doppelspurigkeiten verhindern. Im Spätherbst geht es in den Gemeinden um die Wurst.
Thomas Gubler
Vor 14 Jahren ist ...
Der «Naturpark Baselbiet» wird konkret. Eine Kooperation mit Tourismus Baselland soll einerseits Synergien nutzen und andererseits Doppelspurigkeiten verhindern. Im Spätherbst geht es in den Gemeinden um die Wurst.
Thomas Gubler
Vor 14 Jahren ist der erste Anlauf für ein damals noch «Jurapark Baselland» genanntes Projekt gescheitert. Nun soll es im zweiten Anlauf klappen. Davon zeigten sich die Präsidentin des 2023 gegründeten entsprechenden Trägervereins, Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer, und ihr Vizepräsident Johannes Sutter, Gemeindepräsident von Arboldswil und Unternehmer, an der gestrigen Pressekonferenz in Sissach überzeugt. «Heute sind wir anderthalb Jahrzehnte weiter. Und die bestehenden umliegenden Parks, der Naturpark Thal und der Jurapark Aargau, sind eine Erfolgsgeschichte», sagt Florence Brenzikofer. Im Spätherbst werden die 56 potenziellen Perimetergemeinden im oberen und mittleren Baselbiet über einen Beitritt zum Naturpark entscheiden.
Seit Juni dieses Jahres liegt auch ein Managementplan vor, der von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellt wurde. Dieser bildet eine wichtige Grundlage für die Finanzhilfe des Bundes, die dereinst 50 Prozent der Errichtungskosten ausmachen dürfte. Das Dokument zeigt die konkreten Ziele und den Nutzen eines regionalen Naturparks auf. Die Projektbeispiele betreffen dabei die Bereiche «Aufwertung Lebensräume, Natur und Landschaft», «Tourismus, Vermarktung, Gastronomie, Kultur», «Landwirtschaft und Weinbau» und «Bildung, Schulen».
Unpolitisch und breit abgestützt
Auffällig ist, wie breit das Projekt diesmal abgestützt ist. Persönlichkeiten aus praktisch allen politischen Lagern, aus Gemeindevertretern sowie aus Wirtschaft und Kultur finden sich im Unterstützungskomitee. Überhaupt scheint das Vorhaben von der Politik quasi «befreit». «Das Ganze hat mit Parteipolitik nichts zu tun», sagt denn auch Johannes Sutter. Der Naturpark sei folglich auch ein Instrument der Gemeinden. Ja, eigentlich seien die Gemeinden der Park. Und Florence Brenzikofer betont, dass sie in dieser Frage «keinen grünen Hut» trage. Hier gehe es um das obere Baselbiet.
Was die Spitze des Trägervereins besonders betont, ist der offene Charakter des Naturparks Baselbiet. Es gehe keineswegs darum, irgendetwas einzuschränken oder neue Vorschriften zu machen, sondern darum, Projekte und Tätigkeiten zu ermöglichen. Da würden keine Gesetze oder Bestimmungen erlassen, so Florence Brenzikofer. «Aber wer etwas machen will, wird gefördert», sagt Johannes Sutter. Wie positiv sich diejenigen äussern, welche die Gelegenheit genutzt haben – ob Bäuerin, Käser oder Wirt –, war jüngst in einer Reportage über den Naturpark Thal zu lesen.
Kooperation mit BL-Tourismus
Um bei künftigen Naturpark-Projekten jede Form von Überschneidungen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden, hat der Trägerverein mit Tourismus Baselland eine enge, schweizweit einmalige Zusammenarbeit vereinbart. Das bedeutet, dass die Geschäftsführung des Naturparks zwecks Synergien ihre Tätigkeiten und Projekte mit der Geschäftsstelle von Baselland Tourismus koordiniert.
Die Finanzierung der für 2026 bis 2029 vorgesehenen Errichtungsphase (bei Kosten von insgesamt 4,4 Millionen Franken) erfolgt zu 50 Prozent durch den Bund, zu je 20 Prozent durch den Kanton und die Gemeinden und zu 10 Prozent durch den Trägerverein. Für die Gemeinden fielen bis zu 5 Franken pro Einwohner an.
Die vom Bund vorgegebene Voraussetzung für einen Regionalen Naturpark, von denen es mittlerweile 17 gibt, ist: Dieser muss ein Gebiet von mindestens 100 Quadratkilometern umfassen. Und zwar muss dieses zusammenhängend sein, wobei, so Johannes Sutter, «Löcher» geduldet würden. 2010 ist der erste Versuch daran gescheitert, dass die Fläche zwar erreicht, diese aber nicht zusammenhängend war.
Bis Ende Jahr werden deshalb die vorgesehenen Perimetergemeinden einen Grundsatzentscheid für die Errichtungsphase treffen. Wird die Voraussetzung erfüllt, muss der Landrat eine entsprechende Kreditvorlage verabschieden, bevor die Regierung des Kantons Baselland im Jahr 2025 ein Finanzierungsgesuch zur Errichtung des Naturparks Baselbiet beim Bundesamt für Umwelt stellen kann.
Nach einer dreijährigen Errichtungsphase (2026 bis 2029) könnte der Regionale Naturpark Baselbiet dann 2029 eröffnet werden.
Heute Abend: Podiumsdiskussion in der Aula der Sek Sissach um 20 Uhr.