«Wir haben hier alles – ausser ein Bad»
07.01.2025 BubendorfDer neue Hotelier des Bad Bubendorf freut sich darauf, wieder mehr Gastgeber zu sein
Er ist Hotelier mit Leib und Seele: Martin Sonderegger übernimmt im Januar das Bad Bubendorf. Der langjährige Direktor des Schützenhotels Rheinfelden schildert im Gespräch, was ...
Der neue Hotelier des Bad Bubendorf freut sich darauf, wieder mehr Gastgeber zu sein
Er ist Hotelier mit Leib und Seele: Martin Sonderegger übernimmt im Januar das Bad Bubendorf. Der langjährige Direktor des Schützenhotels Rheinfelden schildert im Gespräch, was «sein» Unternehmen ausmacht.
Peter Sennhauser
Herr Sonderegger, Sie übernehmen die Leitung des Bad Bubendorf. Was bedeutet dieses Haus für Sie?
Martin Sonderegger: Das Bad Bubendorf war in meiner Wahrnehmung als Hotelier immer ein Leuchtturm in der Region Basel und in der Nordwestschweiz. Wenn man vom Bad Bubendorf sprach, wussten alle, wovon die Rede war.
Was macht das Bad Bubendorf so besonders?
Ich denke, es ist die Kombination, das Ensemble des Angebots. Vom Hotel über die Gastronomie bis zu den Seminarräumen, Garten, zwei Wellness-Suiten mit Sauna-Angebot und Whirlpool, einen Fitnessraum: Wir haben hier alles, ausser ein Bad … (lacht)
Welche Bedeutung hat die Geschichte des Hauses als «Baselbieter Rütli»?
Geschichte ist wichtig, und sie hilft als Alleinstellungsmerkmal. Aber nur in Ausnahmefällen bringt sie ein Haus zum wirtschaftlichen Erfolg. Für den bin ich zuständig, und dabei geht es um das Angebot: Es gibt Hotelzimmer, Whirlpool und Sauna, Seminarräume, Restaurants in verschiedenen Variationen, einen Garten, Parkplätze. Auch der ÖV-Anschluss ist wichtig. Wenn Sie mit Ihrer Firma eine Retraite für einen, zwei oder mehrere Tage machen, haben Sie alles zur Verfügung, die Leute erreichen den Ort schnell und bequem, und sie können sich zwischen den Sitzungen gleich hinter dem Haus im Wald die Beine vertreten.
Es geht also mehr um die Lage?
Jedenfalls sind die Verkehrsanbindungen ein wichtiger Punkt. Das «Waldenburgerli» hält vor dem Haus, man kommt mit dem Zug bequem nach Liestal und bis in die Stadt. Alles in allem: Man ist hier auf dem Land, aber keine Viertelstunde vom Basler Stadtzentrum entfernt.
Das Bad Bubendorf ist ein Basler Business-Hotel?
Wir sind jedenfalls kein Leisure Hotel, wie die Seerose in Meisterschwanden oder das Seeblick in Emmetten, die auch zur Balance-Gruppe gehören. Der Magnet hier ist die Stadt Basel, ihre Wirtschaft, die Kultur und die Anbindung an die Welt mit dem Flughafen. Man kommt von der Stadt aufs Land, nimmt seine Gäste mit, quartiert vielleicht Firmengäste ein oder hält hier Seminare ab. Aber wieso nicht auch mal ein Wochenende im Bad Bubendorf verbringen? Das kulinarische Angebote ist interessant. Und es gibt Wanderrouten direkt vom Hotel aus.
Welche Rolle spielt die regionale Industrie für das Hotel?
Das Waldenburgertal mit der Uhrenindustrie, mit den umliegenden Kleinbis Grossfirmen, das waren wichtige Zubringer fürs Bad und sind es immer noch. Das Haus hat Stammgäste, und auf die gilt es Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise auch dann, wenn die regionale Hotellerie aufgrund einer Messe wie der Art Basel ausgebucht ist.
Was sind Ihre Ziele im Bad Bubendorf?
Ich möchte dem «Bad» einen Namen geben, also auch meinen Namen – so, wie es vor mir Roland Tischhauser und jetzt Kathrin Matter getan haben. Das habe ich in Rheinfelden geschafft, und das möchte ich hier auch erreichen.
Sie haben 14 Jahre lang den «Schützen» in Rheinfelden geprägt. Was hat Sie zum Wechsel bewogen?
Ich habe Anfang Jahr eine Standortbestimmung gemacht und dann ins Blaue raus gekündigt: Ich habe mir gesagt, dass es für mich die letzte Gelegenheit ist, nochmals etwas Neues anzupacken.
… und wie kam es zum Bad Bubendorf?
Ich war schon immer irgendwie «verbandelt» mit dem Bad Bubendorf. Roland Tischhauser und Felix Suhner, die das «Bad» seit den 1990er-Jahren aufgebaut haben, kenne ich beide sehr gut. Wir haben zusammen die Hotelfachschule besucht. So hat sich dieser Wechsel ergeben, und ich freue mich ausserordentlich darüber, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.
Was treibt Sie an?
Meine Erfahrung, mein Wissen und die Freude daran, es weiterzugeben und weiterzuentwickeln. Ich bin in einem Hotel geboren, meine Eltern waren Hoteliers. Für mich waren der Kontakt zu Gästen und die Dienstleistungsmentalität völlig normale Lebensumstände. Aber in den vergangenen Jahren ist die Gastronomie für mich etwas zu kurz gekommen. Ich war stark mit Bauprojekten und anderen Aufgaben beschäftigt. Ich möchte wieder mehr Gastgeber sein.
Was heisst das?
(Lacht) Jedenfalls nicht, dass ich von morgens bis abends in der Gaststube sitze und am Stammtisch Leute unterhalte. Das gehört gelegentlich dazu, aber im Wesentlichen geht es darum, präsent zu sein, dem Haus Charakter und ein Gesicht zu geben.
… dabei denken wir doch, dass inzwischen alle lieber reibungslose Onlineabläufe haben.
Da liegt eben der Unterschied: Die Gastronomie, die Hotellerie, das ist ein «Menschen-Business». Gerade weil wir heute so viel anonymer unterwegs sind, online einkaufen und viel am Bildschirm sitzen, macht es einen Unterschied, wenn beim Einchecken jemand vor Ihnen steht, der Ihren Namen weiss und Sie begrüsst.
Das sind mehr als höfliche Floskeln?
Mit leeren Floskeln kommt man nicht weit. Ein guter Gastgeber hat eine Beziehung zu seinen Kunden. Die muss man als Hotelier nicht nur haben, sondern pflegen. Die Vernetzung in der Region und beim Zielpublikum ist lebenswichtig. Ich traue mir diese Aufgabe auch zu, weil ich abgesehen von einem mehrjährigen Engagement in Zermatt hier in der Region gelebt habe und hervorragend vernetzt bin.
Stichwort Netz: Wie wichtig sind die Sozialen Medien für einen Betrieb wie das Bad Bubendorf?
Sie sind von grundlegender Bedeutung. Ohne Bewertungen von Gästen ist man auf «booking.com» beispielsweise schlicht nicht auffindbar. Man kann mit einer guten Bewirtschaftung der Sozialen Medien etwas bewirken. Man kann aber auch wegen eines Fehlers oder auch nur wegen eines einzigen schlecht gelaunten Gastes viel verlieren. Der Unterschied zu früher liegt darin, dass ich einen unzufriedenen Gast anrufen konnte, wenn ich von seinem Ärger hörte. Heute hinterlässt er im schlimmsten Fall eine vernichtende Rezension, und das anonym.
Wie gehen Sie mit dieser Kritik um?
Dagegenhalten kann man mit guter Dienstleistung und der höchsten Qualität. Täglich das Beste zu leisten, ist die wirksamste Werbung.
Neben dem Betriebsergebnis, was ist Ihr «Applaus»?
Wiederkehrende Gäste, zufriedene, wiederkehrende Gäste! Wie der Privatbankier aus San Francisco, der auf «LinkedIn» meinen Wechsel ins Bad Bubendorf mitgekriegt und mir geschrieben hat, dass er das Haus «ergoogelt» habe und beim nächsten Schweiz-Aufenthalt vorbeikomme. Und zufriedene Mitarbeitende! Diese beiden Dinge gehören zusammen: Zufriedene Gäste und zufriedene Mitarbeitende. Das ist mein Applaus.
Wie sehen das die Generationen X, Y und Z, aus denen Sie jetzt den Nachwuchs rekrutieren?
Wie Lernende in allen Bereichen der Hotellerie und Gastronomie. Die jungen Leute, die sich entschliessen in der Hotellerie oder Gastronomie zu arbeiten, wissen, worauf sie sich einlassen. Ausserdem ist es unsere Aufgabe, sie darauf vorzubereiten. Ich bespreche das mit Anwärterinnen und Anwärtern lange und sage ihnen: Seid euch bewusst, ihr habt das Handy tagsüber nicht dabei. Hier stehen euch Menschen gegenüber, nicht Instagram.
Auch die Ansprüche der Gäste haben sich gewandelt. Sie wollen verwöhnt werden, und das nachhaltig.
Um dieses Thema kommt man nicht herum. Und das möchte ich persönlich auch nicht: Wir haben eine grosse Photovoltaikanlage auf dem Dach, darüber darf man gerne sprechen! Wir sind ausgezeichnet mit «Swisstainable Leader» von Hotellerie Suisse und auch «Recognised by EFQM 2024». Regionale Produkte zu verarbeiten ist eine Selbstverständlichkeit, wobei für mich die Nordwestschweiz, Südbaden und das Elsass die relevante Region bilden. Ich habe kein schlechtes Gewissen, die Spargeln im Elsass zu kaufen.
Das Bad Bubendorf gehört zur Balance-Familie. Welche Vorteile bringt das?
Es gibt viele Synergien. In der Dachorganisation gibt es viele Fachspezialisten, die wertvoll unterstützen. Beim Einkauf zum Beispiel – wenn sechs Betriebe zusammen bestellen, hat man eine andere Position. Auch beim Marketing: Man muss nicht in jedem Haus alles neu erfinden. Die Balance-Gruppe macht das Mitarbeiterwesen und Finanzwesen zentral. Und bei Grossanlässen, für die wir das Catering machen, hilft man sich auch einmal mit Mitarbeitenden.
Zur Person
Martin Sonderegger ist 1965 in Herisau (AR) geboren und in Davos und Sent im Unterengadin aufgewachsen. Mutter Claudia und Vater Werner waren Hoteliers. Daraus ergab sich früh der Berufswunsch in der Gastronomie.
Nach einer Lehre als Koch absolvierte Sonderegger die Hotelfachschule in Luzern und bekleidete diverse Stellen im Kader in Basler Hotels, bevor er Direktionsstellen in Muttenz, Zermatt, Gstaad, Rheinfelden und jetzt im Bad Bubendorf innehatte.
Der Sportfan und Anhänger des FC Basel ist leidenschaftlicher Golfer. Sonderegger hat drei Erwachsene Kinder aus erster Ehe. Er lebt mit seiner Partnerin in Mumpf.