«Unsere geschicktesten Ernterinnen pflücken bis zu 35 Kilo Pilze pro Stunde»
27.09.2024 BaselbietDer Champignon ist weltweit und auch in der Schweiz der meistverkaufte Zuchtpilz. Seit mehr als 50 Jahren widmet sich die Familie Suter in Frick der Zucht von Champignons. Betriebsleiter Thomas Suter (35) zeigt, worauf es bei den Champignons ankommt.
Brigitte Keller
...Der Champignon ist weltweit und auch in der Schweiz der meistverkaufte Zuchtpilz. Seit mehr als 50 Jahren widmet sich die Familie Suter in Frick der Zucht von Champignons. Betriebsleiter Thomas Suter (35) zeigt, worauf es bei den Champignons ankommt.
Brigitte Keller
Der vierte Samstag im September gilt weltweit als «Tag der Pilze». Aus diesem Anlass besuchte die «Volksstimme» den Betrieb der Familie Suter in Frick, deren Champignons in vielen Läden der Region verkauft werden. Die tägliche Lieferung an einen grossen Detailhändler, dessen Bedarfsmenge immer um 11 Uhr durchgegeben wird, ist bereits auf dem Weg zur Verteilstelle. Jetzt wird noch gefegt und geputzt und die Kartonschachteln für die Ernte des nächsten Tages werden bereitgestellt.
Herr Suter, Sie leiten seit zehn Jahren in dritter Generation den Familienbetrieb in Frick. Wieso hat sich Ihr Grossvater Rudolf Suter vor über 50 Jahren der Produktion von Champignons zuwandt?
Thomas Suter: Mein Grossvater züchtete schon immer hobbymässig in seinem Keller Champignons. Dann, 1971, ergab sich die Gelegenheit, die Räumlichkeiten der «Jakob Reimann Champignon-Kulturen» zur erwerben, was er dann tat und so sein Hobby zum Beruf machen konnte.
Wie läuft die Produktion von Zuchtchampignons heutzutage bei Ihnen ab?
Einmal pro Woche kommt ein Lastwagen mit von Pilzsporen durchsetztem Bio-Substrat an. Mittels einer Maschine wird das Substrat zugeschnitten und auf Regalböden gehievt. Darauf kommt noch eine Schicht Deckerde. Eine Lastwagenladung Substrat reicht für rund 300 Quadratmeter Produktionsfläche. Dann beginnt das Wachstum des Myzeliums, woraus sich in rund zwölf Tagen die Primordien, also kleine Knöpfe, entwickeln. Daraus wachsen dann die Fruchtkörper der Pilze heran. Bereits ab dem fünfzehnten Tag kann mit Ernten begonnen werden. Eine ganze Woche lang kann gepflückt werden. Unsere geschicktesten Ernterinnen schaffen bis zu 35 Kilogramm pro Stunde. Anschliessend räumt man die Beete ganz leer. Danach wächst darauf eine zweite Welle an Pilzen heran. Nach Beendigung der zweiten Pflückwoche kommt das Substrat auf einen Haufen im Freien, wo es vergärt. So wird es zum begehrten Biodünger, der dann von Landwirten – und auch Privatgärtnern – abgeholt wird.
Warum produzieren Sie ausschliesslich Champignons?
Es ergibt mehr Sinn bei unserer Betriebsgrösse, sich auf einen Pilz zu konzentrieren. Die Sporen von verschiedenen Pilzen könnten sich gegenseitig Probleme bereiten.
Ihre Champignons haben Bio-Qualität. Wo liegt der Unterschied zur konventionellen Zucht?
Bio-Pilze wachsen auf biozertifiziertem Substrat, das aus den Hauptbestandteilen Bio-Stroh und Kompost von Bio-Hühnern besteht. Der grösste Unterschied zur konventionellen Produktion ist, dass garantiert kein Pferdemist im Substrat enthalten ist. Pferde haben eine lange Lebenszeit, in deren Verlauf sie auch mit Antibiotika behandelt werden. Natürlich kommen nie Pflanzenschutzmittel zur Anwendung, darauf haben wir auch früher schon verzichtet.
Gibt es Unterschiede zwischen den braunen und weissen Champignons?
Als ich in die Firma eingetreten bin, produzierten wir noch 75 Prozent weisse Champignons. Zwischenzeitlich war der Anteil der weissen Pilze noch bei 40 Prozent, mittlerweile produzieren wir nur noch die braunen. Die Braunen werden bevorzugt, weil sie weniger heikel sind in Sachen Sichtbarkeit von Druckstellen, und andererseits ziehen die Konsumenten die braune Variante auch vor, weil sie geschmackvoller sei.
Mehr Informationen unter www.schweizer-pilze.ch
Wie hält man Champignons frisch?
bk. Champignons aus Schweizer Produktion sind das ganze Jahr frisch und in gleicher Qualität erhältlich. Sie sind einige Tage im Kühlschrank haltbar, sie müssen jedoch «atmen» können und dürfen deshalb nicht luftdicht verpackt aufbewahrt werden. Champignons können auf unzählige Arten zubereitet werden: Man kann sie kochen, dünsten, braten, grillieren und roh essen.
Sie enthalten Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien, die das Immunsystem stärken. Die Konsumenten schätzen sie insbesondere auch wegen der Eigenschaften «cholesterinfrei» und «hoher Proteingehalt».
«Fricktaler Bio-Pilze»
bk. Die Firma Fricktaler Bio-Pilze produziert rund 300 Tonnen Bio-Champignons jährlich auf insgesamt rund 1500 Quadratmetern Fläche. Die Pilze werden hauptsächlich an grosse Detailhändler geliefert und gelangen in die Läden der Nordwestschweiz. Die Firma beschäftigt 25 Personen.