Wildtierkorridor
06.11.2025 BRIEFEEin Schildbürgerstreich
Die Schildbürger bauten einst ein neues Rathaus, allerdings ohne Fenster. Als es darin finster blieb, versuchten sie, das Sonnenlicht mit Säcken, Kisten und Eimern ins Innere zu tragen.
Eine ähnliche Geschichte scheint sich nun im Diegtertal zu wiederholen. Zwischen Tenniken und Diegten soll eine Wildtierüberquerung entstehen – gedacht für Rothirsch, Reh, Dachs, Wildschwein, Luchs, Feldhase und Fuchs. Begründet wird das Vorhaben unter anderem damit, dass im kantonalen Richtplan der Abschnitt «BL11 Tenniken» als sogenannter unterbrochener Wildtierkorridor ausgewiesen ist. Zum Vergleich: Der bestehende, wenn auch beeinträchtigte Korridor «BL04 Oberdiegten–Eptingen» verläuft im Gebiet Oberburg gerade einmal 3,8 Kilometer von der geplanten Überquerung entfernt. Zum Belchentunnel sind es nochmals 2 Kilometer. Interessant ist ausserdem, dass der Diegterbach ausgerechnet an der vorgesehenen Stelle die Autobahn gleich zweimal kreuzt.
Da drängt sich mir die Frage auf: Was zählt eigentlich noch der gesunde Menschenverstand? Werden Beobachtungen der Bevölkerung – etwa von weidenden Gamsherden, welche die Autobahn in dem Gebiet problemlos und regelmässig queren, überhaupt be- rücksichtigt? Oder gelten nur die Einschätzungen von «Experten» und bezahlten Studien, wenn es um ein Projekt mit veranschlagten 18,6 Millionen Franken Baukosten geht?
Besonders bedenklich erscheint mir jedoch ein anderer Punkt: Rund 50 Betonpfeiler mit einem Durchmesser von 1,2 Metern sollen bis zu 17 Meter tief in eine Grundwasserschutzzone S2 getrieben werden. Ich frage mich ernsthaft, wie das kantonale Amt für Lebensmittelsicherheit zu diesem Vorhaben steht – jenes Amt, das schliesslich auch für die Trinkwasserkontrollen der öffentlichen Wasserversorgung zuständig ist.
Niklaus Häfelfi nger, Diegten
