Wie ich mich ins Schreiben verliebte
21.10.2025 Persönlich«Hi, ich bin Kaja …», so beginnt mein allererster Abdruck im Schulblog der Sek Sissach. Und ohne Frau Schaub, die Leiterin des Lesezentrums an der Sek Sissach, würde es ihn gar nicht geben. Gehen wir ganz an den Anfang der Geschichte. An der Sek Sissach verbrachte ich meine ...
«Hi, ich bin Kaja …», so beginnt mein allererster Abdruck im Schulblog der Sek Sissach. Und ohne Frau Schaub, die Leiterin des Lesezentrums an der Sek Sissach, würde es ihn gar nicht geben. Gehen wir ganz an den Anfang der Geschichte. An der Sek Sissach verbrachte ich meine Pausen im Lesezentrum und eines Tages fragte mich Frau Schaub, ob ich beim Schulblog mitmachen möchte. Ich schaute sie ungläubig an. «Meint sie das ernst?», fragte ich mich wortwörtlich.
Denn, liebe Leserschaft, meine Beziehung zur deutschen Sprache und Schrift war von Anfang an äusserst kompliziert. Erst im Kindergarten wurde mir bewusst, dass ich zu Hause eine andere Sprache spreche als in der Schule. Somit nahm ich die deutsche Sprache als etwas Fremdes wahr, was sich auch in der Schule widerspiegelte. Auf meinen Diktaten standen regelmässig rote Zweier. Bei Vorträgen waren das in den Boden Versinken oder das Klassenzimmer in Sekundenschnelle Verlassen meine Lieblingsoptionen. Ich hasste die deutsche Sprache.
Doch ich meldete mich trotzdem beim Schulblog an. «Es ist eine Challenge, und wenn es nicht klappt, dann habe ich es wenigstens probiert», sagte ich mir, ohne zu wissen, dass ich nach den ersten Artikeln eine Leidenschaft fürs Schreiben entwickeln würde.
Aber wie jede Geschichte hat auch diese ein Ende. Ich feierte meinen Sekabschluss und wurde journalistisch untätig. Das wollte ich jedoch nicht so hinnehmen und ging auf die Suche. Und tatsächlich wurde ich fündig: tize.ch, das online Magazin für junge Menschen von jungen Menschen.
Meine Finger hatten wieder etwas zu tun und die Ideen, die in meinem Kopf brodelten, warteten schon ungeduldig darauf, sich der Welt zu zeigen. Ob ein Interview mit einem Bierbrauer, ein Gespräch mit Betroffenen des Ellis-van-Creveld-Syndroms oder eine Diskussion mit einem Historiker über die Lage in der Ukraine, im Magazin konnte ich meine Interessen ausleben.
Die Zeit verging schnell und vor meiner Tür stand der Gymabschluss. Ich fand keine Zeit mehr, meine Ideen auf Papier zu bringen.
Aber keine Angst, es gibt ein Happy End. Nach der Matur wollte ich nicht direkt im «Schulsystem» weitermachen, sondern mir ein Jahr Time-out genehmigen.
Jetzt bin ich bei der «Volksstimme» und ich freue mich auf die Zeit hier. Vor allem darauf, das Oberbaselbiet und die Menschen, die in diesem wunderschönen «Ländli» leben, besser und neu kennenzulernen.
«Hi, ich bin Kaja ...» war ein Experiment, das mir nicht nur die deutsche Sprache nähergebracht und meine Freude am Schreiben geweckt hat, sondern mich auch auf einen Weg geschickt hat, auf dem ich erkannt habe, dass die 26 Buchstaben mächtig sind. Buchstaben, die zu Wörtern werden, Wörter, die zu einem Text werden. Texte, die uns von Grund aus verändern, zu Tränen rühren oder vor Wut zum Explodieren bringen.
Manche Texte verschwinden auch schlicht spurlos in den Tiefen des Gehirns. Wie zum Beispiel die WhatsApp-Nachricht meiner Mutter: Häng die Wäsche auf!
Carolina Mazacek, Redaktorin «Volksstimme»

