Wer will Gemeinderat werden?
21.11.2023 Bezirk Liestal, Hersberg, Arisdorf, FusionDie Fusion scheiterte mit sechs Stimmen Unterschied
Einem klaren Ja aus Arisdorf zur Gemeindefusion stand ein knappes Nein in Hersberg gegenüber. Damit ist das Vorhaben definitiv gescheitert. Mindestens zwei der drei amtierenden Hersberger Gemeinderäte werden im Frühling ...
Die Fusion scheiterte mit sechs Stimmen Unterschied
Einem klaren Ja aus Arisdorf zur Gemeindefusion stand ein knappes Nein in Hersberg gegenüber. Damit ist das Vorhaben definitiv gescheitert. Mindestens zwei der drei amtierenden Hersberger Gemeinderäte werden im Frühling nicht mehr antreten. Jetzt sind die Fusionsgegner in der Pflicht.
Christian Horisberger
Drei Stimmen werden den Unterschied am Sonntag machen, hatte Hugo Gross wenige Tage vor der historischen Abstimmung gegenüber der «Volksstimme» prophezeit – ob in die eine oder in die andere Richtung. Der Wortführer der IG pro Hersberg, die gegen die Fusion kämpfte, hat fast recht behalten. Nur sechs Stimmen Differenz in Hersberg gaben letztlich den Ausschlag, dass das vor vier Jahren lancierte Fusionsprojekt im allerletzten Moment Schiffbruch erlitten hat. Die Hersbergerinnen und Hersberger lehnten die Fusion an der Urne mit 113:107 Stimmen ab. Die Stimmbeteiligung betrug hohe 79 Prozent. Die Arisdörfer dagegen hätten sich gerne mit Hersberg zusammengetan: 390 wollten die Hochzeit und nur 106 waren dagegen. Hier gingen 40 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne.
Das Ergebnis ist für Hugo Gross Freude und Genugtuung: Die Argumente seiner IG Pro Hersberg haben gegriffen, seine Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Die IG sammelte Unterschriften für eine Petition, welche den Abbruch der Verhandlungen forderte, gelangte mit Beschwerden über den Gemeinderat an den Regierungsrat, stellte auf Flugblättern, eigenen Veranstaltungen und in persönlichen Gesprächen die Argumente der Befürworter infrage und hielt die Fahne der Selbstständigkeit stets hoch. Letzteres hat nach der Einschätzung von Gross den Ausschlag für die Ablehnung gegeben: «Ein Gemeinderatsentscheid vor Ort ist besser als einer in der Ferne, wo man nicht weiss, was lokal passiert.» Andererseits habe der Gemeinderat den Fusionsgegnern mit Argumenten wie einer tiefere Hunde- und Feuerwehrsteuer und «dem Zerstören unserer Finanz-Argumente» nicht genug entgegensetzen können, sagte Gross weiter.
«Schauen, wie es weitergeht»
Die Initiative für die Fusion war von Hersberg ausgegangen, das in der Vergangenheit wiederholt Mühe hatte, genügend Personal für den dreiköpfigen Gemeinderat zu finden. Alle Ratsmitglieder hatten die Heirat mit dem Nachbardorf, mit dem bei Verwaltung, Schule, Werkhof oder Friedhof bereits kooperiert, befürwortet. Dennoch trägt die Hersberger Gemeindepräsidentin Iris Allenspach die Ablehnung mit Fassung: «Wir machen unsere Arbeit weiter und müssen halt schauen, wie es finanziell weitergehen soll.»
Den zurückliegenden Prozess betrachtet sie keineswegs als vergeblich. Viele Reglemente und die Finanzen seien vertieft angeschaut worden, und die Gemeinderäte von Hersberg und Arisdorf hätten noch nie so gut zusammengearbeitet. Der Arisdörfer Präsident Markus Miescher teilt diesen Eindruck. Das Nein, das keinen Sieger hervorgebracht habe, bedauere er. Denn er ist der Überzeugung, dass aufgrund stetig grösser werdender finanzieller Lasten für die Gemeinden Fusionen – auch im grösseren Rahmen – eine sinnvolle Lösung darstellen. Er hoffe, dass der Regierungsrat bald bessere Voraussetzungen mit «finanziellen Zückerli» schaffe, um Gemeindefusionen zu fördern. In Arisdorf und Hersberg sei das Thema nun aber für lange Zeit vom Tisch.
Wie steht es um die interkommunalen Beziehungen? Sicherlich würde es in seinem Dorf jetzt Sprüche geben über die Nein-Sager in Hersberg, mit einer nachhaltigen Belastung des Verhältnisses mit dem Nachbarn rechnet der Arisdörfer Präsident jedoch nicht. Man sei wegen der diversen Kooperationen aufeinander angewiesen. Und: «Wir hatten es vorher gut miteinander, und das werden wir auch nachher haben.»
Wer wird kandidieren?
Iris Allenspach und ihr Gemeinderatskollege Dieter Reimann werden zur Gesamterneuerungswahl im Frühling nicht mehr antreten. Die Präsidentin weist einerseits auf ihre bereits 14-jährige Amtszeit hin. Andererseits gebe es für sie Attraktiveres, als immer wieder ein rotes Budget präsentieren zu müssen und sich weiterhin für angebliche Fehler Angriffen oder Beschwerden auszusetzen.
Der dritte im Bunde, Finanzchef Pascal Wiget, wird «mit grösster Wahrscheinlichkeit» wieder antreten, wie er auf Anfrage der «Volksstimme» sagte. Nachdem die Fusion als «einfachster und nachhaltigster Weg» zur Bewältigung der finanziellen Herausforderungen gescheitert sei, gelte es, Alternativen zu finden, so Wiget. Er sei bereit, dabei mitzuwirken.
Im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen vom März 2024 richten sich die Augen ganz besonders auf die IG pro Hersberg, die sich gegen den Zusammenschluss gewehrt hatte. Gross ist sich der Verantwortung der IG bewusst. Zwar würden an der Gemeinderatswahl im Frühling weder er noch die beiden anderen Mitglieder der IG teilnehmen. Doch habe man im Hinblick auf die Abstimmung bereits Gespräche mit Personen geführt, «die das auch können», wie Gross sagt. Bis zum Wochenende habe kein Bedarf für neue Gemeinderäte bestanden, somit liege eine konkrete Zusage nicht vor, aber «wir sind sehr zuversichtlich, dass es klappen wird.»
Auch über die kommende Wahl hinaus ist Gross optimistisch: Die Fusionsdebatte in den vergangenen Jahren habe wesentlich zur Politisierung der Bevölkerung beigetragen, was sich auf die Kandidaturen positiv auswirken werde.