Wenn Geschichte lebendig wird
19.09.2024 Bezirk Sissach, Ormalingen, Bezirk SissachDie Archäologie Baselland hat auf der Farnsburg neun Audiostationen installiert. Dank diesem neuen Teil in der Geschichtsvermittlung kann man spannende Ereignisse auf der Burg nachhören – ein Grund mehr für einen Besuch auf der «Königin des ...
Die Archäologie Baselland hat auf der Farnsburg neun Audiostationen installiert. Dank diesem neuen Teil in der Geschichtsvermittlung kann man spannende Ereignisse auf der Burg nachhören – ein Grund mehr für einen Besuch auf der «Königin des Oberbaselbiets».
Barbara Saladin
Feuer lodert, Funken sprühen, Balken brechen, Leute schreien. Auf der Farnsburg ist das Inferno ausgebrochen, während Landvogt Hagenbach in weinerlichem Tonfall seinen persönlichen Schaden beklagt, den ihm die wütende Bevölkerung mit der Brandschatzung der Farnsburg am 21. Januar 1798 zugefügt hat. Oder: Drei Soldaten der Batterie 108 stehen im Bunker unter der Ruine und blicken sorgenvoll Richtung Norden. Es ist der 14. Mai 1940, und ennet der Grenze in Säckingen werden Eisenbahnwagen voller Material und Soldaten ausgeladen. Steht der Angriff von Nazideutschland auf die Schweiz unmittelbar bevor?
Dies sind nur zwei von neun Audiostationen, die man ab sofort auf der Farnsburg hören und somit ein Stück Geschichte erleben kann – von der Zeit der Grafen von Thierstein ebenso wie von der Belagerung durch 600 Eidgenossen auf der «Oberen Weid», die allesamt kurze Zeit später den gewaltsamen Tod in der Schlacht zu St. Jakob finden werden.
Gestern hat die Archäologie Baselland die Audiostationen den Medien vorgestellt, gemeinsam mit der Kulturvermittlerin Barbara Piatti sowie Vertretern der Infanterie-Vereinigung Baselland, die ebenfalls eine Audiostation beisteuerten. Die Hörstationen sind das letzte Element der umfassenden Sanierung der «Königin des Oberbaselbiets», des «Prunkstücks», wie Kantonsarchäologe Reto Marti die Farnsburg nannte und sich freute: «So können vor Ort niederschwellig Geschichten erlebt werden, die helfen, die Vergangenheit zu verstehen. Uns ist die Vermittlung extrem wichtig.» Es ist wirklich eindrücklich, wie in Kombination mit dem Landschaftserlebnis dank der Hörbeiträge und der aussagekräftigen Illustrationen entscheidende Ereignisse in der langen Geschichte der Farnsburg zum Leben erwachen. «Es gäbe unendlich viel zu erzählen», sagte Barbara Piatti.
Zu ihrer Vorgehensweise bei der Produktion der Audiobeiträge hielt sie fest, dass das Wichtigste die Gespräche mit den Archäologen gewesen seien. Zusammen mit dem Sounddesigner Joel Hostettler, dem Illustrator Joe Rohrer und verschiedenen Sprecherinnen und Sprechern in unterschiedlichen Dialekten (inklusive Mittelhochdeutsch) schuf sie die Hörstücke, die auf historisch bestens recherchierten Tatsachen beruhen, die Dialoge selber aber sind erfunden. «Semifiktional» nennt sich das im Fachjargon.
Vierminütige Hörspiele
Mit den neun je rund vierminütigen Hörspielen gelingt es ihr, unbekanntere Facetten der jeweiligen Zeit aufzuzeigen, den historischen oder fiktionalen Personen Emotionen zu verleihen und so Leben einzuhauchen. Fast könnte man das Gefühl bekommen, man sei dabei gewesen.
Wer nach dem spannenden Eintauchen in die Hörgeschichten noch mehr Hintergrundwissen erlangen möchte, kann auf der Webseite der Archäologie weitere Informationen finden, ebenso wie Filmmaterial und ein 3D-Modell der Burg. Die Audiostationen auf der Farnsburg sind die dritten, mit denen die Archäologie Baselland der Bevölkerung nun Geschichte auf sehr lebendige Weise zugänglich macht. Auch auf dem Schloss Pfeffingen und dem Schloss Zwingen kann man wichtige Ereignisse, die vor Ort passierten, nachhören – und ebenso im Internet.