Wenn der Wald hustet, werden wir alle krank
17.04.2025 BubendorfSimon Tschendlik, Landrat Grüne, Bubendorf
Kürzlich war ich wieder einmal im Wald. Beruflich natürlich, nicht bloss für einen Spaziergang! Denn zugegeben: Ich bin nicht nur politisch engagiert, sondern auch Revierförster: Interessenbindung ...
Simon Tschendlik, Landrat Grüne, Bubendorf
Kürzlich war ich wieder einmal im Wald. Beruflich natürlich, nicht bloss für einen Spaziergang! Denn zugegeben: Ich bin nicht nur politisch engagiert, sondern auch Revierförster: Interessenbindung offengelegt, wie sich das gehört. Natürlich könnte man vermuten, dass ich den Wald nur deswegen wichtig finde, weil er mir mein Brot (und gelegentlich ein Butterbrot dazu) sichert. Aber der Wald liefert halt mehr als mein Eingeklemmtes.
Er liefert Sicherheit; Steinschlag, Rutschungen und Hochwasser hält er uns vom Leib. Er liefert Trinkwasser, das sogar besser schmeckt als manch teures Fläschli aus dem Laden. Er liefert Erholung, wenn wir nach einem hektischen Tag etwas Ruhe brauchen. Er bietet Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Und, nun ja, er liefert Holz. Zumindest theoretisch.
Praktisch ist es nämlich so, dass der Holzverkaufserlös meist nicht einmal mehr die eigenen Gestehungskosten deckt. Stellen Sie sich vor, Sie backen täglich Weggli für 2 Franken das Stück – und verkaufen es für 1.50 Franken. Auf die Dauer eher kein gutes Geschäftsmodell. Aber genau das macht die Waldwirtschaft seit Jahren. Nur statt Weggli geht’s um Holz.
Das Resultat? Ein jährliches Millionendefizit schweizweit. Viele Waldeigentümer im Baselbiet können die nötigen Investitionen in ihre Waldpflege kaum mehr aus eigener Kraft stemmen. Und das ist, als hätte man ein Haus gekauft, für die Renovation fehlt aber das Geld. Ziemlich bald bröckelt mehr als bloss der Putz.
Gleichzeitig nimmt der Druck auf den Wald zu: Borkenkäfer hier, Eschentriebsterben da, neuerdings auch Extremwetterlagen. Das alles strapaziert den Wald, Förster, Equipen und Waldeigentümer, und ehrlich gesagt auch deren Budget. Schon getätigte Investitionen drohen zu verfallen, weil für die Nachpflege das Geld fehlt. Das ist etwa so, wie wenn man die Weggli-Backmaschine zwar anschafft, aber die Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann. Nicht optimal.
Ich bin überzeugt, dass der Wald nicht auf der Tasche der Allgemeinheit liegen soll. Aber ganz ohne Unterstützung geht’s eben nicht, solange man all die Leistungen, die der Wald gratis liefert, nicht abgelten möchte. Denn seien wir ehrlich: Was gratis scheint, bezahlt oft einfach jemand anderes – in diesem Falle der Waldeigentümer und der Wald.
Es geht mir also nicht um mehr Subventionen oder Ideologien. Sondern schlicht darum, dem Wald etwas zurückzugeben, bevor er uns die Rechnung präsentiert. Das ist nicht nur gut für die Waldeigentümer, sondern auch fürs Portemonnaie aller Baselbieterinnen und Baselbieter. Weil, seien wir ehrlich: Wenn der Wald hustet, wird’s am Ende für uns alle teuer.
Oder, um es mit Wilhelm Busch zu sagen: «Aus der Mühle schaut der Müller, der so gerne mahlen will. Stiller wird der Wind und stiller – und die Mühle stehet still.» Beim Wald sollte es besser nicht so weit kommen. Daher meine Bitte: Sprechen wir über eine faire Unterstützung, bevor uns das Lachen vergeht – denn eigentlich lachen wir ja ganz gerne im Baselbiet. Auch und vor allem im Wald.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.