Weiher für Umwelt und «Glögglifrosch»
21.06.2024 BaselbietNeues Naturschutzprojekt «Perlenkette am Elbisberg» zwischen Füllinsdorf und Liestal
Der Basellandschaftliche Naturund Vogelschutzverband hat zur Begehung der neu erstellten Weiherlebensräume zwischen Füllinsdorf und Liestal eingeladen. Sinn und Zweck des Gebiets ...
Neues Naturschutzprojekt «Perlenkette am Elbisberg» zwischen Füllinsdorf und Liestal
Der Basellandschaftliche Naturund Vogelschutzverband hat zur Begehung der neu erstellten Weiherlebensräume zwischen Füllinsdorf und Liestal eingeladen. Sinn und Zweck des Gebiets ist die Erhaltung und Förderung der Natur und von Tieren wie der Geburtshelferkröte.
Daniel Zwygart
Simon Hohl begrüsste am Mittwoch in seiner Funktion als BNV-Co-Präsident die zahlreichen Interessierten zur Begehung der neuen Weiherlebensräume. Er zeigte sich erfreut darüber, dass dieses wichtige Naturschutzprojekt «Perlenkette am Elbisberg» im Februar/März dieses Jahres umgesetzt werden konnte. Konkret geht es um drei Weiher im Waldrandbereich zwischen der Arisdörferstrasse ob Füllinsdorf und dem Hümpelihof. Dabei sind ein bestehender Weiher saniert und zwei weitere neu gebaut worden. Zusätzlich konnte im hinteren Teil des Üetentals im Liestaler Bann auf einer Privatparzelle ein Doppelweiher angelegt werden.
Vordergründig gehe es um den «Glögglifrosch», da dieser in der Gegend nur in kleinen Populationen vorkomme, aber dringend weitere geeignete Lebensräume benötige, so Hohl. Die Abstände zwischen den Weihern sind so bemessen, dass sie auch von Jungtieren auf Wanderungen erreicht werden können. Aber die Weiher dienen grundsätzlich der Vernetzung von Tier und Umwelt: In Zukunft werden sie für Pflanzen und noch viele weitere Tierarten sehr wichtig sein.
Pflege ist garantiert
Das Projekt diene aber auch der Vernetzung der Menschen, wie an diesem Projekt schön erlebt werden durfte. Das Vorhaben verschlang 180 000 Franken und kam nur dank des Engagements vieler wohlwollender Menschen zustande. Rund 25 Prozent der Gesamtkosten wurden vorneweg in eine separate Kasse getan, aus der in den nächsten Jahren die Pflegemassnahmen finanziert werden.
Die zuständige Planerin, Céline Evéquoz, erklärte die Bauweise der Weiher. Ein Weiher, der im Grundwasserbereich liegt, besitzt keine Abdichtung. Die anderen Weiher hingegen haben eine Folie und werden ausschliesslich durch Regenwasser gespeist. Das Wasser in diesen Weihern kann für Pflegemassnahmen auch abgelassen werden. Viel wichtiger als die Pflege des Wassers in den Weihern ist wahrscheinlich die Pflege der Umgebung. Die Kiesflächen und kleinen Steinmauern sollten nicht von Brombeeren und anderen schnell wachsenden Pflanzen überwuchert werden. Im Wald übernimmt der Forst diese Pflege, möglicherweise unterstützt von Naturschutzvereinen oder Schulklassen.
Im Üetental ist Lisette Kaufmann, die Pächterin des Hofs Üetental, für das Land verantwortlich. Sie sagte, sie sei gespannt, wie sich alles entwickeln werde. Es dürfe durchaus wild um die Weiher werden, allerdings kann sie sich den Einsatz ihrer Ziegen und Schafe zur Unterstützung der Pflege gut vorstellen.
Hauptverantwortlich für dieses Projekt ist der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband (BNV) mit seinem Geschäftsführer Robert Brügger. Die technische Leitung, Planung und Umsetzung haben Céline Evéquoz und Werner Götz vom Ingenieurbüro Götz. Ebenfalls ist die Abteilung Natur- und Landschaft am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung involviert.
Diese kantonale Naturschutzabteilung hat im Jahr 2020 einen Aktionsplan Geburtshelferkröte ausgearbeitet und schon viele Weiher für diese Art geschaffen. Gemeinderätin Catherine Müller aus Füllinsdorf engagiert sich ebenso wie Vertreter der Naturschutzkommission von Füllinsdorf und Personen aus den Naturund Vogelschutzvereinen von Füllinsdorf und Liestal. Auch dabei sind Fachleute aus den Forstrevieren und Lukas Merkelbach von «Bird-Life». Ein solch grosses Projekt kann nur dank der finanziellen Unterstützung durch diverse Stiftungen, Fonds und weiteren Organisationen realisiert werden.
Die Geburtshelferkröte – ein aussergewöhnlicher Froschlurch
zwy. Die Umweltnaturwissenschaftlerin Franziska Studer vom Ingenieurbüro Götz weiss alles über diese Amphibienart: die Geburtshelferkröte. Götz erläuterte anlässlich der Begehung ein paar besondere Kennzeichen und Eigenschaften dieser Tierart: Nur 3 bis 5 cm lang und unscheinbar – bis auf die metallisch glänzenden Augen mit senkrechter Spaltpupille – lebt und paart sich diese Art amphibienuntypisch ausserhalb des Wassers.
Das Männchen lockt in der Dämmerung mit flötenden Tönen aus seinen Verstecken zwischen den Steinen. Da grössere Tiere tiefere Töne erzeugen und die Weibchen ebenfalls rufen, ertönt alsbald ein Glockenspiel in verschiedenen Tonhöhen. Deshalb «Glögglifrosch». Die Weibchen suchen sich anhand der Töne attraktive Männchen aus und wenn sein darauffolgendes Balzverhalten erfolgreich ist, gibt sie ihre 20 bis 70 Eier in Laichschnüren ab. Das Männchen besamt diese und legt sie sich dann um die Hinterbeine.
Das Männchen spielt Hebamme, daher der Name Geburtshelferkröte. Da dies in den Steinen und im Geröll stattfindet, heisst das Tier an gewissen Orten auch «Stei-Chrott». Das Männchen bleibt nun etwa 3 Wochen in seinem Versteck. Wenn die Larven in den Eihüllen zu «strampeln» beginnen, geht das Männchen ans Wasser und die Larven schlüpfen innert kurzer Zeit. Nun sind die Kaulquappen sich selbst überlassen und beginnen pflanzliches Material zu fressen. Im Herbst oder manchmal erst im Juni des nächsten Jahres schliessen sie die Metamorphose ab und gehen als schwanzlose Tiere an Land.