Was isch dis Lieblingswort?
25.09.2025 PersönlichWenn mi öpper frogt, was mis Lieblingswort isch, fallt mer nie käis ii. Denn chumm i grad immer i Stress. Als Mundartexpärt sett i doch usem Handglänk e ganz e bsungerigs chöne zücke! Schliesslig duen i jo dr lieb lang Daag Wörtli biige. Aber das isch genau s ...
Wenn mi öpper frogt, was mis Lieblingswort isch, fallt mer nie käis ii. Denn chumm i grad immer i Stress. Als Mundartexpärt sett i doch usem Handglänk e ganz e bsungerigs chöne zücke! Schliesslig duen i jo dr lieb lang Daag Wörtli biige. Aber das isch genau s Problem: Vor lutter Wörtli chunt mer dr Blick für d Sprooch abhande.
Drum han i mer e Zitt lang Lieblingswörter im Vooruss zwäägbüschelet. Bin i derno gfrogt worde, han i zum Bispill wie us dr Pischtole gschosse gsäit: Im Hingerlig sii. Dä Usdruck häi mini Grooseltere z Nunnige no bruucht, wenn si bin eren Arbet hingedrii gsii sii. Aber so richtig z friide het mi die Löösig nid gmacht. Werum grad daas Wort us dene dousige, wo in Froog chieme? I ha witterhin ghaaderet mit der Idee vomene Lieblingswort.
Angeri häi offebar weniger Probleem dermit. Wo mer für öisi Radio-Mundartsändige en Umfroog gmacht häi, hets Lieblingswörter nume so ghaaglet. Und was füürigi!
E Chindergärtnere het zum Bispill iri Hääfelischüeler gfrogt. Die häi Wörter wie Glacé, Äpeeri, Mami oder Prinzässin gsäit. Von ere Zürcher Sek-Klass, aso vo Vierzäjöörige, si Wörter cho wie crazy, Bro, Alte, Formel 1 oder Skateboard. Älteri Lütt drgeege häinis Lieblingswörter gschickt wie Gigelimanggööggis, Pööteeterli, gänggele, Chuuderluuri oder schnöigge.
Won i all die Wörter sortiert ha, isch mer klar worde, dass es totaal ungerschiidlichi Arte vo Lieblingswörter git. Ching und Jugendlichi näme fascht immer Wörter, wo si dääglich bruuche und wo öppis bezäichne, wo si gärn häi. Bi de Teenies chöme no Wörter us dr Jugendsprooch derzue. Bro zum Bispill. Dasch e Hip-Hopper-Usdruck, en Abchürzig für änglisch brother, bedüttet aber nid Brueder, sondern Koleeg. Je älter d Lüt sii, won is gschriibe häi, desto älter si o iri Lieblingswörter: Fazeneetli, Gellerettli, Karsumpel, Chnebelgring, duubedänzig oder Chrälleliwasser.
Vom Schiff us düttet: Die Junge häi s Härz no ganz bi dr Sach. Iri Lieblingswörter si o iri Lieblingssache. Die Ältere drgeege wääle mitem Chopf us und wäi möglichscht originell und «ursprünglich» sii. Aber die Analyse grifft gläb z churz. Dr Sepp us Näfels zum Bispill schribt, är häig als Druckereileerling z Züüri immer e Bleistift hingerem Oor gha, und will är mit sim Glarner Dialäkt däm Bliili säit, häig er dr Übernaame Bliili übercho. Zwüschen iim und sim Lieblingswort gits aso ganz en änge persönliche Bezug. Genau gliich wie bim Ching, wo säit, Prinzässin sig sis Lieblingswort, will Prinzässine Röckli aahäi und ääs gärn Röckli het.
Sit i das begriffe ha, han i käi Stress me mit em Lieblingswort. I mues nid originell sii, wien i immer gmäint haa. Es längt, wenn mir e Wort e schöns, warms Gfüül git. Jetz freu i mi scho, wenn i s nöchscht moll nach mim Lieblingswort gfrogt wird. Denn säg i zum Bispill: Erwin. So häisst öise Kater.
Markus Gasser (1966), Schwarzbube, geboren und aufgewachsen in Nunningen, Solothurn. Sprach- und Mundartredaktor bei Schweizer Radio SRF. Eine Folge seines Podcasts «Dini Mundart» widmet sich dem Thema «Sprache und Macht bei Stadtnamen». www.srf.ch/audio.