Warzenbeisser ist Insekt des Jahres
18.12.2025 BaselbietWo die Heuschrecke nicht lebt, ist ihr Lebensraum bedroht
Der Warzenbeisser, eine Langfühlerheuschrecke, wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum «Insekt des Jahres 2026» gekürt. Er ist Botschafter für gefährdete Lebensräume, die auch im ...
Wo die Heuschrecke nicht lebt, ist ihr Lebensraum bedroht
Der Warzenbeisser, eine Langfühlerheuschrecke, wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum «Insekt des Jahres 2026» gekürt. Er ist Botschafter für gefährdete Lebensräume, die auch im Baselbiet vorkommen und deren Erhaltung einen hohen Nutzen hat.
Brigitt Buser
Beim Warzenbeisser (Decticus verrucivorus) handelt es sich um eine etwa 4 Zentimeter lange, tagaktive Heuschrecke, die ihren ungewöhnlichen Namen erhielt, da man früher glaubte, dass ihr kräftiger Biss und «scharfer Saft» Warzen heilen könnten. Ob eine solche Behandlung erfolgreich war, ist bislang nicht nachgewiesen, schmerzhaft ist jedoch der Biss.
Er zählt zu den Langfühlerheuschrecken und steht exemplarisch für die bedrohte Insektenvielfalt auf niedrig wachsenden Bergwiesen, Trockenrasen, halbtrockenen Wiesen, extensiv genutzten Wiesen, Ackerbrachen und Feuchtwiesen, wie sie alle auch in unserer Region vorkommen.
Durch seinen bulligen Körper, die langen Fühler und das charakteristische würfelförmige Muster auf den kurzen Vorderflügeln ist er kaum mit anderen Heuschrecken verwechselbar. «Seine Farben reichen von leuchtendem Grün bis zu erdigen Brauntönen – eine erstaunliche Variabilität, die ihn in vielen Habitaten anpassungsfähig macht», erklärt Kuratoriumsvorsitzender Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg. Seit 1999 wird in Deutschland, etwas später zusammen mit Österreich und ab 2009 auch mit der Schweiz, von einem Kuratorium, bestehend aus namhaften Insektenkundlern und Vertretern wissenschaftlicher Institutionen aus allen drei Ländern, das Insekt des Jahres gewählt.
Eine räuberische Art
Der Warzenbeisser bildet nur eine Generation pro Jahr. Dazu legen die Weibchen im Spätsommer und Herbst zwischen 200 und 300 Eier in den Boden. Bei manchen dauert es bis zu sieben Jahre, bis aus ihnen die Larven schlüpfen. Dann durchlaufen die Larven mehrere Stadien, was bis zu eineinhalb Jahre dauern kann, bis sie die adulte Phase ihres Lebens antreten. Ausgewachsen sind sie von Juni bis Oktober aktiv, davon im August am extremsten, und ernähren sich neben Pflanzen auch von anderen Insekten.
Dabei sind sie sehr räuberisch und jagen, auch wenn sie flugfähig sind, vor allem mit kräftigen Sprüngen. Dank ihrer Tarnfarbe und dem Schutz durch die hohe Vegetation sind sie vor ihren bedeutenden Fressfeinden, den Vögeln, häufig gut geschützt. Bei drohender Gefahr lassen sie sich einfach auf den Boden fallen. Laut historischen Berichten sollen sie aber auch mit Vögeln regelrechte Kämpfe ausgetragen haben, bei denen der «Heugumper» seinen «ätzenden Saft» (Verdauungssaft) verspritzte. Auch Parasiten wie Fadenwürmer und Fliegenmaden stellen eine tödliche Bedrohung für die Insekten dar.
Geht es an die Paarung, so klettern die Männchen auf Pflanzen, um von dort mit ihrem Gesang Weibchen anzulocken. Dabei werden die langsam beginnenden markanten Zick-Laute des Männchens immer schneller. Die Männchen singen aber auch, um Rivalen zu vertreiben. So kann in ihrem wenige Quadratmeter grossen Revier mit unregelmässiger Versfolge ein akustisches Duell der Konkurrenten hörbar sein.
Landwirtschaft als Gefahr
Wenn auch in ganz Europa und Asien verbreitet, führt der zunehmende Wandel in der Landschaft zu einem Rückgang dieser Langfühlerheuschrecke. In unserer Region ist es vor allem die intensivierte Landwirtschaft, die seinen Lebensraum zerstört. Besonders problematisch dabei sei die Isolierung kleiner Populationen, denn fehlten natürliche Korridore, so werde der genetische Austausch erschwert.
«Aufgrund ihrer hohen ökologischen Ansprüche sind grössere Populationen des Warzenbeissers aber nur dann anzutreffen, wenn ausreichend grosse Flächen für die Insekten zur Verfügung stehen. Nur durch naturschutzorientierte Pflege, die Vernetzung von Flächen und eine nachhaltige Bewirtschaftung kann das Fortbestehen dieser Art gesichert werden», so Experte Thomas Schmitt weiter.
Daher ist es wichtig, dies zu gewährleisten, wäre es doch bedauerlich, wenn die Zick-Laute des Männchens, egal ob er ein Weibchen bezirzt oder einen Rivalen vertreibt, an einem warmen Sommertag nicht mehr zu hören wären.

