Waldbrände früher und in Zukunft
24.10.2025 Natur, BaselbietNaturschutzflächen als Brandschutz – ein aufschlussreicher Blick nach Griechenland
In Griechenland, Spanien, Portugal und Frankreich wüteten diesen Sommer Waldbrände. Ist dies eine Vorschau, was in der Schweiz passieren könnte, wenn der Klimawandel auch bei uns ...
Naturschutzflächen als Brandschutz – ein aufschlussreicher Blick nach Griechenland
In Griechenland, Spanien, Portugal und Frankreich wüteten diesen Sommer Waldbrände. Ist dies eine Vorschau, was in der Schweiz passieren könnte, wenn der Klimawandel auch bei uns vermehrt Hitze und Trockenheit verursacht?
Auf einer Wanderung über den hohen Atlas in Marokko kamen wir an schönen Wäldern vorbei. Ich fragte unseren Wanderleiter, warum es in Marokko so selten Waldbrände gibt. «Das verdanken wir unseren Ziegen und Schafen, die den Unterbewuchs abfressen», so die Antwort. Das war vor 25 Jahren. Damals hörte man viel über Waldbrände in Südeuropa, aber wenig von Bränden in Marokko.
Jetzt macht sich der Klimawandel deutlich bemerkbar. Die Brände werden häufiger und intensiver und bringen die Feuerwehren an ihre Grenzen. In Kythira, einer Insel in Griechenland, sah ich die Spuren eines riesigen Brandes, der mehrere Tage wütete.
«Sie töten alles: Menschen, Bäume», meinte eine Frau, die im Kloster Panagia Mirtidiotissa als Aufsichtsperson amtete. Wen die Frau unter «sie» verstand, liess sie offen. Brandstifter? Ein Experte sagte, dass es bei dieser lang anhaltenden Trockenheit und Hitze wenig braucht, um ein Feuer entstehen zu lassen. Ein achtlos weggeworfener Zigarettenstummel, Funken einer Motorsense, eine Glasscherbe mit Linsenwirkung oder fehlerhafte Elektroinstallationen wurden als mögliche Ursachen genannt – und natürlich vorsätzliche Brandstiftung.
Der Waldbrand reichte bis knapp zu den Mauern des Klosters, verschonte dieses aber. Das wurde als Wunder interpretiert. Ich schreibe dies der Kompetenz der Feuerwehren zu: Während es an mehreren Stellen in Griechenland gleichzeitig loderte, setzten sie offensichtlich klare Prioritäten: Zuerst öffentliche Gebäude, dann Siedlungen, Gärten und Olivenhaine. Das niedrige, immergrüne Buschund Strauchwerk, in Griechenland Phrygana genannt, hatte eine tiefe Priorität.
Waldbrände entstehen selten in den Baumkronen, sondern meist am Boden. Wenn dichte und vertrocknete Vegetation den Boden bedeckt, ist die Ausbreitung des Feuers schneller und es erzeugt mehr und länger Hitze. Das sieht man bei Olivenhainen: In vegetationsarmen Baumgärten sind oft nur die Blätter verdorrt, und bereits sechs Wochen nach dem Brand spriessen neue Triebe, sowohl aus dem Boden als auch aus den Kronen. Wenn aber wegen der Bodenvegetation die Hitze länger dauert, sterben die Bäume.
In Kythira hatte es bereits 2017 gebrannt, nur weniger heftig. Bei den betroffenen Flächen handelte es sich vor allem um Phrygana. Dieses kaum mannshohe Gebüsch entsteht infolge Abholzung und Übernutzung der ursprünglichen Steineichen-Wälder. Nach wenigen Jahren war vom Brand kaum noch etwas zu sehen, weil die Büsche wieder ausschlugen. Anders es bei Pinien. Im Jahr nach dem Brand waren nur noch die Gerippe der Bäume vorhanden. Offensichtlich erholen sich die Pflanzen unterschiedlich gut. Das führt zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung. Aus einem Wald wird Phrygana, das im besten Fall noch als Weide für Ziegen taugt.
Durch die häufigere Hitze und Trockenperioden steigt die Waldbrandgefahr auch in der Schweiz. Um die Wälder fit für den Klimawandel zu machen, sollte auch an die Brennbarkeit gedacht werden. So könnten forstliche Brandmauern errichtet werden: Streifen entlang von Waldstrassen, die durch Beweidung vegetationsarm gehalten werden.
Heinz Döbeli


