Wakkerpreis für das obere Ergolztal?
06.08.2024 Baselbietvs. Anfang Jahr hat der Verein Birsstadt, dem zehn Gemeinden angehören, den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes erhalten. Dieser wird für vorbildlichen Ortsbildschutz verliehen. Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes, sagt nun: Auch das ...
vs. Anfang Jahr hat der Verein Birsstadt, dem zehn Gemeinden angehören, den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes erhalten. Dieser wird für vorbildlichen Ortsbildschutz verliehen. Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes, sagt nun: Auch das Oberbaselbiet habe das Potenzial, ausgezeichnet zu werden und er bringt das obere Ergolztal ins Spiel. Gemeinden wie Anwil, Oltingen, Ormalingen, Rothenfluh und Gelterkinden könnten einen Verein gründen und sich um den Preis bewerben. Die Region habe viel zu bieten, so Riesen, der für seine Idee vor Ort werben will.
Heimatschutz-Präsident attestiert dem oberen Ergolztal Wakkerpreis-Potenzial
Auch an Ergolz und Frenke gibt es wunderschöne Wakkerpreis-würdige Ortsbilder, aber man muss den Preis auch wollen. Dies sagt Ruedi Riesen, Präsident des Baselbieter Heimatschutzes.
Thomas Gubler
Der Wakkerpreis 2024 des Schweizer Heimatschutzes ging an den Verein Birsstadt mit den Gemeinden Aesch, Arlesheim, Birsfelden, Dornach, Duggingen, Grellingen, Muttenz, Münchenstein, Pfeffingn und Reinach. Eine grosse Ehre für das Baselbiet und für die Region, die damit in den 52 Jahren, seit der Schweizer Heimatschutz diesen Preis vergibt, bereits zum vierten Mal berücksichtigt wurde – nach Rheinfelden (2016), Basel (1996) und Muttenz (1983). Und, wie der abtretende Reinacher Gemeindepräsident und Birsstadt-Präsident Melchior Buchs in seinem Grusswort bei der Preisverleihung am 22. Juni sagte, «für uns auch ein grosser Motivationsschub, die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit weiter zu vertiefen».
Umsonst haben die zehn Birsstadt-Gemeinden den Wakkerpreis nicht erhalten. Grundsätzlich wird dieser für die «qualitätsvolle Weiterentwicklung und Aufwertung des Ortsbildes unter zeitgenössischen Gesichtspunkten» vergeben. Was nun den Verein Birsstadt betrifft, so würdigte der Heimatschutz mit der Preisvergabe den Umstand, dass die zehn Gemeinden des Vereins sich «gemeinsam ihre unkoordiniert gewachsene Landschaft in der Agglomeration Basel» zurückerobert haben. Und dass die Grundlage für die Reparatur des Raumes in einer erfolgreichen gemeinde- und kantonsübergreifenden Zusammenarbeit liegt (Baselland und Solothurn).
Insbesondere drei wesentliche Elemente würden zur gelungenen Reparatur des Agglomerationsraumes beitragen: «Die Aufwertung des Natur- und Lebensraumes an der Birs, die sorgfältige Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale sowie die Sicherung und Stärkung des reichen baukulturellen Erbes», so der Schweizer Heimatschutz in seiner Begründung.
Sich als Region positionieren
Für den Präsidenten des Baselbieter Heimatschutzes, den früheren Liestaler Stadtrat Ruedi Riesen, ist der Wakkerpreis für den Verein Birsstadt in mehrfacher Hinsicht eine Genugtuung. Zum einen, dass die materielle Leistung der Region entlang der Birs, zum andern aber auch, dass damit eine einzigartige Zusammenarbeit gewürdigt wurde.
Ähnliches, so Ruedi Riesen, müsste auch in andern Gebieten der Nordwestschweiz, etwa im Oberbaselbiet, möglich sein. Oltingen, Bennwil, Ziefen, aber auch andere Orte verfügten über schöne, charakteristische Ortsbilder und Quartiere. «Wir sollten deshalb das Momentum Birsstadt ausnützen und jetzt das Oberbaselbiet zeigen», meint Riesen.
Und das sagt der Präsident des Baselbieter Heimatschutzes nicht einfach ins Blaue hinaus. Er hat durchaus konkrete Vorstellungen: Analog zu Birsstadt könnte man nämlich einen Verein Oberes Ergolztal gründen mit einem Gebiet von Oltingen bis Gelterkinden.
Eine solche Region hätte laut Riesen einiges zu bieten. So sei etwa Rothenfluh das einzige Ringdorf im Kanton, Oltingen hat als Dorfbild so viel zu bieten, dass es kaum mehr speziell erwähnt werden muss. Aber auch Anwil mit seiner charakteristischen Dorfstrasse, Ormalingen mit dem «Zinggen» und Gelterkinden mit seinem Ortskern und dem Marabu – im Jahr 2023 vom Baselbieter Heimatschutz für gute Baukunst ausgezeichnet – hätten unbestritten Potenzial. Und abgesehen davon, so Ruedi Riesen: «Ein solcher Verein würde das Oberbaselbiet insgesamt stärken.»
Den Wakkerpreis, der mit 20 000 Franken finanziell eher symbolischen Charakter hat und dessen Wert viel mehr in der Anerkennung vorbildlicher Leistungen besteht, gibt es nicht umsonst. Er ist gemäss den Vorgaben des Heimatschutzes im Wesentlichen an fünf Voraussetzungen gebunden: Notwendig ist eine sichtbare, qualitative Weiterentwicklung und Aufwertung des Ortsbildes unter zeitgenössischen Gesichtspunkten.
Im Weiteren muss mit den alten Siedlungsstrukturen und der bestehenden Bausubstanz respektvoll umgegangen werden. «Wenn Verdichtung, dann mit Mass und Qualität», so Ruedi Riesen. Weitere Bedingungen sind sodann ein aktiver Einsatz für überdurchschnittliche architektonische Qualität, wobei die Gemeinde ein Vorbild zu geben hat, sowie eine aktuelle Ortsplanung. Und schliesslich sind für die Gesamtbeurteilung der Landschafts- und Umgebungsschutz, Nachhaltigkeit, die Verkehrsplanung und die Wohnqualität massgebend.
Auch im Oberbaselbiet möglich
Die Birsstadt hat all diese Kriterien erfüllt. Und sie sollten laut Ruedi Riesen auch im Oberbaselbiet erfüllbar sein. Der Präsident des Baselbieter Heimatschutzes möchte die Idee deshalb so schnell wie möglich ins Oberbaselbiet, beispielsweise nach Gelterkinden, tragen. Und er hofft, dort auf offene Ohren zu stossen.
Denn eine Grundvoraussetzung für den Wakkerpreis ist für Ruedi Riesen unabdingbar: «Man muss ihn wollen.»