Dass die Vögel wie wild füttern, ist Ihnen sicher auch schon aufgefallen. Die einen sind schon an der zweiten Brut, andere füttern die ausgeflogenen Jungvögel in Büschen und Bäumen. Fünf kleine Blaumeisen, verteilt auf zwei, drei Aren in verschiedenem Grün: ...
Dass die Vögel wie wild füttern, ist Ihnen sicher auch schon aufgefallen. Die einen sind schon an der zweiten Brut, andere füttern die ausgeflogenen Jungvögel in Büschen und Bäumen. Fünf kleine Blaumeisen, verteilt auf zwei, drei Aren in verschiedenem Grün: Das ist Stress pur für die beiden Elternvögel, sofern denn noch beide vorhanden sind, was bei der Katzendichte in unseren Gefilden nicht sicher ist. Auch «mein» Gartenrotschwanzpaar hat seine Wohnung verlassen und versucht nun, den vielen zu stopfenden Schnäbeln Herr zu werden. Wobei das mit dem Herrn so eine Sache ist. Ich habe sie Hansjakobli und Babettli getauft, in erster Linie, weil Babettli die gschaffigere ist und Hansjakobli eher «zaagget», wie bei Mani Matter. (Ich weiss, am Ende «dopplet» er trotzdem noch «undenufe» und ruft: «Hehe, Frou Meier!») Der Herr in seiner ganzen Pracht sass da, meistens in der Nähe seines Appartements, und warnte wie blöd, während die Dame des Hauses x-mal mit vollem Schnabel zurückkam, einflog, fütterte und wieder «einkaufen» ging. Und sagen Sie jetzt nicht: «Typisch! Wie bei uns.»
Aber eigentlich wollte ich gar nicht den Stress der geflügelten Zweibeiner ansprechen – es ging mal wieder mit mir durch –, sondern den der flügellosen settigen. Es seien ja Ferien angesagt. (Ich habe keine mehr! Anm. des Autors) Die grossen Schulferien, und das verlangt vor allem der liebsten Liebsten einiges an Extraorganisationsarbeit ab. Sie ist für die Einkäufe zuständig (wie war das jetzt oben?) und ist ein Organisationstalent, was ich übrigens neidlos anerkenne. Dass nun alle drei weiblichen Mitglieder unseres Haushalts an verschiedenen Schulen tätig sind, erleichtert die Sache nicht. Kaum hatte sich die ältere Tochter an den Betrieb an drei verschiedenen Schnupperstellen gewöhnt, ging es wieder in die Schule zurück. «Unnötig!», war ihr Kommentar beim Zmorge zum Neustart. Die zweite hat da einen Ausflug mit der Klasse, dann Sporttag. Ich konnte mir nicht das ganze Extraprogramm merken. Die Chefin des Hauses wiederum absolviert das Programm einer weiteren Schule, in der Projektwoche, Schulschlussfeier usw. angesagt ist.
Und weil das Leben ja nicht nur aus Arbeit besteht, sind weitere Programmpunkte zu berücksichtigen. Das Eidgenössische Turnfest ist in vollem Gange. Da sind alle drei an beiden Wochenenden engagiert. Dazwischen hat die Jüngste noch ein Gitarrenvorspiel und weitere Musikproben für ein Ensemble. Also nicht vergessen, die Musikstunde noch zu verschieben, weil man am Tag des Konzerts später heimkommt als üblich. Dafür muss der Vater das Instrument liefern und Chauffeur spielen, weil zwischen Zug-Ankunft und Gitarrenstart elf Minuten liegen. Er ist der Einzige, der nicht im Stress ist, sagen die Damen, obwohl er noch nicht ganz alle Lieder für das Chorkonzert am Wochenende hundertprozentig auswendig kann. Er lässt sich aber nicht beirren, schliesslich hat er den Vorferienstress ein Arbeitsleben lang selber mitgemacht.
Kuri Wirz, Gelterkinder von Geburt und aus Passion