Von pfiffigen Machern und wasserdichten Uhren
22.02.2024 BaselbietDie Uhrenindustrie floriert nach wie vor
Die Schweizer Uhrenindustrie ist auf einem Erfolgsweg. Weltweit liegt sie auf dem dritten Platz der Exportstatistik. Marken wie Oris, Grovana und Ronda haben ihre Sitze im Baselbiet. Das Geschäft läuft gut, vor Fälschungen muss man ...
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Die Schweizer Uhrenindustrie ist auf einem Erfolgsweg. Weltweit liegt sie auf dem dritten Platz der Exportstatistik. Marken wie Oris, Grovana und Ronda haben ihre Sitze im Baselbiet. Das Geschäft läuft gut, vor Fälschungen muss man sich jedoch in Acht nehmen.
Peter C. Müller
Die Uhrenindustrie belegte gemäss Angaben des Bundes mit über 24 Milliarden Franken im Jahr 2022 den dritten Platz in der Schweizer Exportstatistik, hinter der Chemie- und Pharmaindustrie sowie der Maschinenindustrie. Über das vergangene Jahr gibt es noch keine Zahlen.
Von den 16 Millionen jährlich exportierten Schweizer Uhren geht die Hälfte nach Asien und weitere nach Europa und Amerika, wobei die USA und China die grössten Abnehmer sind. Exportiert werden zu 95 Prozent Armbanduhren, deren Stückpreis im Durchschnitt bei 1500 US-Dollar liegt. Den grössten Exportanteil machen Uhren mit einem Wert von über 3000 US-Dollar aus. Die Schweiz ist wertmässig das grösste Uhrenexportland der Welt, weit vor Hongkong und China. Dies, obschon zahlenmässig deutlich kleinere Mengen ausgeführt werden.
Die Uhrenindustrie beschäftigt in der Schweiz etwa 60 000 Personen und generiert rund 25 Milliarden Franken Umsatz, was rund 4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Ein Blick zurück
Die Uhrenindustrie hat ihren Ursprung in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Genf, als der Reformator Jean Calvin das Tragen von Schmuck verbot. Daraufhin wandten sich pfiffige Goldschmiede und Juweliere der Uhrmacherei zu. Dank einer Reihe von Innovationen gelang es der Schweizer Uhrenindustrie, sich zur weltweiten Nummer eins zu entwickeln. Die erste Armbanduhr wurde 1926 produziert. Später folgten weitere anspruchsvolle Innovationen, wie zum Beispiel die erste Quarzuhr sowie die erste wasserdichte Armbanduhr.
In den 1970er- und 1980er-Jahren stürzten die batteriebetriebenen Armbanduhren und die Konkurrenz aus Japan die Schweizer Uhrenindustrie in eine Krise. «Nach einer Phase der Konsolidierung erholte sich die Branche jedoch wieder», heisst es beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). «Die Exporte stiegen 1986 von gut 4 Milliarden Franken auf mehr als 20 Milliarden im Jahr 2015.» Es gibt in der Schweiz rund 700 Unternehmen, die in der Uhrenindustrie tätig sind, die meisten von ihnen im Jura oder in Genf. Zahlreiche Uhrenmarken sind heute innerhalb von Konzernen integriert. Zu den weltweit umsatzstärksten Uhrenmarken gehört Rolex als Spitzenreiter. Aus der Region bekannt sind zudem vor allem Oris, Grovana und Ronda.
Oris hat ihren Sitz in Hölstein. Dieser Standort wurde anlässlich der Firmengründung im Jahr 1904 gewählt. Oris ist nach Angaben des Unternehmens der Name eines Baches und eines Tals nahe Hölstein. Der Name hat seinen Ursprung im keltischen «Aurisa» und lateinischen «Orusz», was Wasserlauf bedeutet. Oris ist immer noch im selben Gebäude domiziliert, das mit dem Wachstum des Unternehmens stetig erweitert wurde. Von hier aus werden die Uhren in alle Welt exportiert. «Zahlen zum Umsatz oder zur Bilanz geben wir keine bekannt», erklärte Co-CEO Rolf Studer der «Bilanz» vor einem Jahr. Er ergänzte jedoch: «Nur so viel: Das Jahr 2022 war das bisher beste in unserer Geschichte. Wir sind zweistellig gewachsen.» Insider schätzten den Umsatz auf 35 bis 45 Millionen Franken.
Grovana in Tenniken geht bis ins Jahr 1924 zurück, als sie von den Gebrüdern Gröflin gegründet wurde. Damals trug das Unternehmen noch deren Namen. 1970 erwarb der Geschäftsmann Werner Bitterli die Uhrenfabrik, wodurch sie zu ihrem aktuellen Namen Grovana Uhrenfabrik AG kam.
Bereits ein Jahr später lancierte Werner Bitterli die erste Grovana-Uhrenkollektion. Es folgten harte Jahre während der Krise der Schweizer Uhrenindustrie. Die Nachfrage nach mechanischen Uhren nahm ab. Bitterli setzte auf analoge Quarz-Modelle, mit denen er grosse Erfolge feierte. Im Jahr 2000 schliesst Grovana einen Lizenzvertrag für die Produktion und den weltweiten Vertrieb der Revue-Thommen-Uhren ab und beginnt somit die Produktion der exklusiven Manufakturwerke.
Noch heute wird Grovana von der Familie Bitterli geführt und zählt zu den wenigen bestehenden Uhrenherstellern, die im Baselbiet eine eigene Entwicklung und Produktion von Armbanduhren betreiben. Sämtliche Uhren sind «Swiss made» und werden in den eigenen Werkstätten in Tenniken von Hand angefertigt. Den grössten Markt erschliesst Grovana in der Europäischen Union, den USA und dem Mittleren Osten. Genaue Umsatz- oder Bilanzzahlen werden keine bekannt gegeben.
Nationale Ableger
Die Firma Ronda in Lausen wurde 1946 von William Mosset im Waldenburgertal gegründet. Heute befindet sich der Firmensitz in Lausen. Er umfasst neben anderen die Geschäftsbereiche Logistik, Marketing und Produktion. In Lausen werden diverse Einzelkomponenten für «Swiss Made»- und «Swiss Parts»- Uhrwerke hergestellt. Mittlerweile gehören fünf internationale Tochtergesellschaften zur Gruppe: Zwei Produktionsstätten im Tessin, eine im Jura, ein Fabrikationsbetrieb in Thailand sowie ein Verkaufsbüro in Hongkong. Insgesamt beschäftigt Ronda in der Schweiz sowie in Asien über 1000 Mitarbeitende. Als nicht börsenkotiertes Unternehmen publiziert Ronda keine Geschäftszahlen.
Fälschungen von Oris-Uhren aus Indien
pcm. Zu den Uhrenunternehmen der Re-Zifferblatts. Diese bezeichnet die Uhr fast gion, die vor allem in jüngster Zeit von immer als «17 Jewels – Shock Proof». Fälschungen betroffen sind, gehört die Die Logos der Hersteller, sowie die üb-Oris SA in Hölstein, wie eine kleine Berige Schrift auf dem Zifferblatt wirken standesaufnahme zeigt. Der Hersteller schlecht aufgetragen und die einzelnen Oris ist eigentlich bekannt für seine Mi-Buchstaben fransen an den Rändern litäruhren und Pilotenuhren, die sich aus. Die Gehäuse der Uhren bestehen durch grosse Kronen im Verhältnis zu auf den ersten Blick aus Edelstahl, ledigeher kleineren Gehäusegrössen auslich der Gehäusedeckel ist jedoch aus zeichnen. Stöbert man auf der Online-Edelstahl. Das Gehäuse selbst ist aus Verkaufsplattform ebay oder vergleichbilligem Aluminium, Zinn oder Blech. baren Portalen nach «Vintage Oris», so Die Uhren sind sehr schlecht verarbeifindet man in Sekunden Hunderte von tet und die Schwächen bei der Quali-Fake-Uhren aus Indien – zu Preisen zwität zeigen sich auch auf dem Zifferblatt schen 30 und 100 Franken. Die Merkund den Zeigern. Die Uhren sind ausmale dieser Armbanduhren sind immer gesprochen leicht und die Gangwerte gleich und selbst für Anfänger leicht zu schlecht. erkennen: Eine India-Fake-Oris erkennt Selbst Oris warnt inzwischen vor dieman vor allem an der Beschriftung des sen Fälschungen: «Wir verkaufen unsere Uhren nur über unser Netzwerk von Oris-Boutiquen und offiziellen Oris-Händlern sowie über den Oris-eShop», heisst es im Internet. Lediglich ein offizieller Oris-Händler könne die Echtheit der Uhr garantieren. Eine über das Internet von unbekannten Händlern erworbene Uhr könne gefälscht sein. «Oris führt deshalb keine Servicearbeiten im Rahmen der Garantie an Uhren durch, die ausserhalb des offiziellen Netzwerks erstanden wurden», heisst es weiter. Das Unternehmen und die Servicecenter würden keine Uhren anerkennen, die keine Seriennummer besitzen oder die nicht zusammen mit der Oris-Garantiekarte kommen, die der offizielle Händler zum Zeitpunkt des Kaufs ausgestellt habe.