Von Mühlen, Burgen und Balkendecken
28.06.2024 BaselbietArchäologie Baselland präsentiert ihren neusten Jahresbericht
Der Jahresbericht 2023 der Archäologie Baselland ist erschienen. Zu den Fundstellen-Highlights zählen der ehemalige jüdische Friedhof in Zwingen, die alten Mühlen in Zunzgen und das angrenzende ...
Archäologie Baselland präsentiert ihren neusten Jahresbericht
Der Jahresbericht 2023 der Archäologie Baselland ist erschienen. Zu den Fundstellen-Highlights zählen der ehemalige jüdische Friedhof in Zwingen, die alten Mühlen in Zunzgen und das angrenzende Wohnhaus mit seiner spätgotischen Balkendecke.
Peter C. Müller
Kostbare Grabbeigaben in Sissach, eine Gebetskette in der Kirche von Gelterkinden oder ein mittelalterliches Handwaschgefäss auf der Burg Scheidegg: Die Fundstücke im Oberbaselbiet sind wertvoll, vielseitig und zahlreich. Oder wie es Kantonsarchäologe Reto Marti ausdrückt: «Wir waren auch im Jahr 2023 sehr überrascht, welche Vielfalt an archäologisch Wertvollem wir entdecken konnten.» Insgesamt habe es rund 4600 Fundstellen gegeben. Zu den «Highlights» habe dabei sicherlich auch die Wiedereröffnung der renovierten Farnsburg gehört, die im September vergangenen Jahres mit einem grossen Volksfest gefeiert werden konnte.
Daraufhin stellten er und Andreas Fischer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der Archäologie Baselland, einige der sehenswertesten Neuentdeckungen und Funde vor: Dazu gehörten unter anderem mehr als 30 kleine Silbermünzen aus der jüngeren Eisenzeit in Arisdorf, zwei Horte von Silber-Denaren aus der frühen Römerzeit in der Muttenzer Hard oder Mantelschliessen, sogenannte Stützarmfibeln, aus der gleichen Zeit am etwa gleichen Ort.
Im weiteren Verlauf ihrer Präsentationen gingen die zwei Archäologen auf Funde und Orte in und um Basel ein, wie zum Beispiel den jüdischen Friedhof in Zwingen oder ein paar Alchemisten-Amulette aus Oberwil. Beide stammen aus dem 16./17. Jahrhundert.
Bereits im 15. Jahrhundert war von einer Mühle in Ziefen die Rede. Wo sich diese genau befand, ist aber nicht überliefert. Mehr weiss man über die Mühle südöstlich von Zunzgen: Seit mindestens 500 Jahren stand diese in der Flur Mülimatt. Es handelt sich dabei um zwei prächtig ausgestattete Häuser. Zu erkennen ist einerseits ein älterer Mühlenbau und davor eine Laube, wo das Wasser in einem hölzernen Kanal auf Wasserräder geleitet wurde. Zudem ist ein Anbau auszumachen, der mit «1630» beschriftet ist. Ausserdem steht das Wohnhaus noch, in dessen Erdgeschoss sich hinter den beiden Fenstern ein neu entdeckter Schatz befindet: eine spätgotische Balkendecke.
Erhaltene alte Deckenbalken
Nach einem Brand in der Mahlmühle Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese wieder neu aufgebaut. 1904 wurde sie als Fabrikgebäude zum Herzstück der Breunlin & Cie., der späteren Basler Eisenmöbelfabrik Bemag. Im Anbau des Fabrikgebäudes dürften bis zum Abbruch noch Teile vom Bau von 1630 erhalten gewesen sein – eine entsprechende Inschrift ist am Türsturz. Das Jahr 1555, in denen das Holz geschlagen sein soll, ist im Deckenbalken vermerkt. «Im Baselbiet sind bisher erst wenige Decken dieser Art bekannt», so Fischer: «Eine in Buus, datiert von 1552, und eine in Wenslingen aus der Zeit um 1560.» In der Brandmauer zwischen dem Wohnhaus und dem Fabrikgebäude fand sich ein Balkenstumpf eingemauert. Dessen Datum von 1464 lässt staunen: Stammt er von einem älteren Bauwerk, vielleicht der 1896 abgebrannten Mahlmühle? Einen weiteren Hinweis auf lange verschwundene Decken gibt zum einen ein Balken, der als Pfosten der Treppe ins Obergeschoss wiederverwendet wurde. Er ist nicht datiert, gehört aufgrund seiner Form und des Materials aber zu einer älteren Ausstattung. Zum anderen ist ein Deckenbrett mit gemalten pflanzlichen Motiven verbaut.
Der 1765 im Zusammenhang mit einer leichten Erhöhung und einem Umbau der Räumlichkeiten errichtete Dachstuhl gibt Einblicke in das Handwerk der Zimmerleute. Mehrfach liess sich an den Dachbalken beobachten, wie Linien skizziert oder mit Schnüren markiert wurden. Auf diese Weise haben die Zimmerleute Winkel und Verbindungen skizziert, nach denen die Balken gezimmert wurden. Im Dachstuhl war mindestens eine Kammer für Bedienstete eingerichtet, und viele mit Kreide angebrachte Zählstriche zeugen noch von den in grosser Zahl eingelagerten Kornsäcken.