Von einer «Cüpli-Idee» ins Fernsehen
10.01.2025 ZunzgenKürzlich flimmerte die erste Folge der 16. Staffel der SRF-Serie «Auf und davon» über die Bildschirme. Mit dabei: Sabina Kilchenmann und Patrick Lo Giudice. Kilchenmann führt trotz der Auswanderung nach Sizilien eine Praxis in Zunzgen. Auf der Insel will sie sich mit ...
Kürzlich flimmerte die erste Folge der 16. Staffel der SRF-Serie «Auf und davon» über die Bildschirme. Mit dabei: Sabina Kilchenmann und Patrick Lo Giudice. Kilchenmann führt trotz der Auswanderung nach Sizilien eine Praxis in Zunzgen. Auf der Insel will sie sich mit einem Event-Lokal selbstständig machen.
Luana Güntert
Vor zweieinhalb Jahren fiel bei Sabina Kilchenmann und Patrick Lo Giudice der Entscheid: «Wir wandern aus!» Sie, eine Muttenzer Naturheilpraktikerin mit eigener Praxis in Zunzgen, er, ein Künstler aus Zürich. «Wir wollten jedoch nicht zu weit weg, einfach in die Wärme», so Kilchenmann. Frankreich, Spanien und vor allem Portugal seien lange Thema gewesen. Doch dann entschied sich das Paar für Sizilien. «Dies einerseits, weil mein Mann hier verwurzelt ist und die Sprache beherrscht, und andererseits, weil wir ein Business geplant haben, das perfekt hierher passt.»
Vor einem Jahr reiste das Paar zum ersten von drei Malen mit dem vollgepackten Auto nach Sizilien. Mit dabei: ein Filmteam. Ein Jahr lang hat das SRF die beiden begleitet und für die Sendung «Auf und davon» dokumentiert, wie sie sich auf der Insel ein neues Leben und ihr Geschäft aufbauen. Einen kleinen Vorgeschmack bekamen die Zuschauerinnen und Zuschauer bereits am vergangenen Freitag, als gezeigt wurde, wie die beiden das erste Mal nach Sizilien gereist sind und dort ein Lokal besichtigt haben.
Vielseitig nutzbar
Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Restaurant mit dazugehöriger Diskothek. Dort will das Paar eine «Event-Location» eröffnen. Das Gebäude liegt nicht irgendwo auf Sizilien, sondern in Castelmola, unmittelbar neben Taormina. Die Stadt an der Ostküste der Insel liegt auf einem Hügel und bietet so einen phänomenalen Blick über das Meer. Anders als die ländlichen Gegenden ist Taormina ein Tourismus-Hotspot und zieht viele wohlhabende Gäste an.
«Unser Eventlokal ist hauptsächlich auf Touristen ausgelegt», so Kilchenmann. Der Vorteil an Taormina sei, dass es hier das ganze Jahr über Touristen habe. «Da wir aber nicht direkt in der Stadt sind, können wir auch abends Musik laufen lassen, ohne dass es jemanden stört.»
Die Anlage ist auf mehreren Ebenen aufgebaut. Eine Ebene ist der Barbereich mit Aussenküche, Feuerschale und «Open-Dancefloor». Die zweite Ebene mit Innenküche, Pizzaofen und Panorama-Aussicht bietet Platz für rund 100 Personen. Auf der dritten Ebene wohnen die Auswanderer in einer kleinen Wohnung. Die ersten beiden Ebenen können für Anlässe gemietet werden. Zudem werden Seminare angeboten.
Erfahrung im Event-Bereich konnte Kilchenmann bereits in der Schweiz sammeln. «Aber nie beruflich», sagt die 53-Jährige. Sie habe schon oft aufwendig für viele Gäste gekocht und einige Hochzeiten für Freunde organisiert.
Während das Eventlokal zum grossen Teil ihr Business sein wird, will sich ihr Mann Patrick Lo Giudice im angebauten Atelier hauptberuflich seiner Kunst widmen und mit seinen Arbeiten hauptsächlich amerikanische Kunden ansprechen. «Was er dann genau macht, wird zu einem späteren Zeitpunkt in der Sendung gezeigt», sagt Kilchenmann mit einem Augenzwinkern.
Bei seiner Arbeit hilft dem Paar «Vitamin B», das es durch Lo Giudices sizilianische Wurzeln hat. Der Name Lo Giudice ist in der Region von Taormina sehr bekannt und man kennt die Familie in der Region. «Patricks Cousin ist Oberarzt im Spital hier, sein Onkel war lange Gemeindepräsident», so Kilchenmann. Anders als ihr Mann spricht sie kein Sizilianisch, jedoch Italienisch, mit dem sie auf der Insel gut durchkommt.
Sich bei ihrem ersten Jahr im Ausland und allen dazugehörigen Herausforderungen wie dem Immobilienkauf vom Fernsehen begleiten zu lassen, sei aus einer «Cüpli-Laune» heraus entstanden, erzählt Kilchenmann. Zuerst habe sie nicht daran geglaubt, vom SRF für die Sendung ausgewählt zu werden. «Toll, dass wir an der Sendung teilnehmen konnten», sagt sie. Zudem werde beim SRF Wert darauf gelegt, möglichst verschiedene Leben und Orte in der Staffel zu zeigen. Die anderen Auswanderer sind eine Bauernfamilie, die es nach Kanada zieht, sowie eine Familie, die sich in Equador niederlässt.
Über das ganze vergangene Jahr sei das SRF mehrere Male nach Sizilien gereist, um die beiden mit der Kamera zu begleiten. Gestört hat Kilchenmann das nie. «Wir hatten eine tolle Zeit mit dem Filmteam.» Geld erhalten die Auswanderer-Familien vom SRF übrigens keines – anders als bei anderen Formaten, wie zum Beispiel jenen auf 3+. Die Sendungen konnte das Paar im Vorfeld nicht sehen, daher werden die Folgen auch für die beiden eine Überraschung. «Ich verfolge die Sendung seit der ersten Staffel und weiss, dass man dabei nicht blossgestellt wird oder so. Zudem können wir, wie viele andere Auswanderer auch, die Sendung als Werbung nutzen», sagt Kilchenmann.
Mit Zunzgen weiterhin verbunden
Neben der Arbeit im Eventlokal betreibt Kilchenmann einen Online-Handel mit afrikanischen Artefakten. Das Lager mit den historischen Stücken befindet sich neben ihrer Praxis in Zunzgen, verkauft wird via Ricardo. Sobald ein Stück verkauft wird, kümmern sich ihre Familienangehörigen um den Versand der Pakete.
Apropos Praxis in Zunzgen: Diese konnte Kilchenmann noch nicht aufgeben. Auch wenn sie nun seit mehr als einem Jahr auf Sizilien lebt. Einmal pro Monat kehrt sie ins Oberbaselbiet zurück, um sich um ihre Patientinnen und Patienten zu kümmern. In dieser Zeit wohnt sie in ihrer Praxis im Dorfzentrum. Wie lange sie das noch machen will, weiss sie nicht. Vielleicht noch ein Jahr, vielleicht länger. «Aktuell fühle ich mich verpflichtet, weiterzumachen», sagt Kilchenmann.