Von der A-Schülerin zur Doktorandin
27.02.2025 RegionDer Werdegang von Selina Barbati zeigt, was möglich ist
Die Schweiz ist weltweit anerkannt für ihr durchlässiges Bildungssystem. Welche Chancen dies im Einzelfall eröffnet, zeigt der Werdegang der Baslerin Selina Barbati. Die ehemalige A-Schülerin hat einen ...
Der Werdegang von Selina Barbati zeigt, was möglich ist
Die Schweiz ist weltweit anerkannt für ihr durchlässiges Bildungssystem. Welche Chancen dies im Einzelfall eröffnet, zeigt der Werdegang der Baslerin Selina Barbati. Die ehemalige A-Schülerin hat einen Doktortitel in Pharmazie und arbeitet als Postdoktorandin an der Uni Basel.
Janis Erne
Vor genau 20 Jahren wurde die Passerelle eingeführt. Seither können auch Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden an einer Universität studieren, sofern sie die anspruchsvolle Ergänzungsprüfung bestehen. Seit 2017 steht dieser Weg zudem Absolventinnen und Absolventen einer Fachmittelschule offen.
Mit der Passerelle sollte die Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems erhöht werden, was von der Wirtschaft immer wieder als eminent wichtig bezeichnet wird. Zudem können damit frühe Bildungsentscheide, die man als Jugendliche oder Jugendlicher getroffen hat, korrigiert werden.
Eine Studie aus dem Jahr 2022 kommt zum Schluss, dass die Passerelle insgesamt ein Erfolg ist. Zwar machen die Personen, die über die Ergänzungsprüfung an die Universität gekommen sind, nur rund 3 Prozent aller Studierenden aus. Sie sind aber nicht weniger erfolgreich als ihre Kolleginnen und Kollegen, die mit einer gymnasialen Maturität studieren.
Lehre als Lebensschule
Wie der Weg von der Berufslehre an die Universität aussehen kann, zeigt das Beispiel von Selina Barbati. Die Baslerin, die auch schon im Laufbahnzentrum Baselland in Pratteln über ihren aussergewöhnlichen Werdegang sprach, hat sich von der Pharma-Assistentin EFZ zur Apothekerin und schliesslich zur Postdoktorandin in Pharmazie an der Uni Basel hochgearbeitet.
Dabei war dieser Karrieresprung keineswegs von langer Hand geplant. «Ich hatte zwar ein Ziel vor Augen. Doch es gab immer wieder Phasen, in denen ich unsicher war, wie es weitergehen soll», sagt Barbati. Die heute 33-Jährige besuchte zunächst die Realschule, absolvierte anschliessend das 10. Schuljahr (Niveau E) und danach eine Lehre.
Die Zeit als Lernende in der Apotheke hat sie geprägt. «Rückblickend bin ich sehr froh, eine Lehre gemacht zu haben», sagt Barbati. Sie habe in dieser Zeit wertvolle Erfahrungen gesammelt, zum Beispiel im Umgang mit Erwachsenen und in Konfliktsituationen. Heute gehe sie souveräner mit Kritik und gelassener mit belastenden Situationen um als viele, die direkt ins Studium eingestiegen sind und keine berufspraktische Ausbildung absolviert haben.
Mentoren sind wichtig
Doch der Weg von der A-Schülerin zur Studentin, Apothekerin und Postdoktorandin war nicht immer einfach. So hat Barbati die Passerelle-Prüfung «erst» im zweiten Anlauf bestanden. Die Durchfallquote bei der Passerelle liegt schweizweit bei rund 40 Prozent, ist also recht hoch. Barbati findet das nicht schlimm: «Würde man die Hürden senken, könnte die Durchfall- und Abbrecherquote an den Universitäten steigen», sagt die Baslerin, die Bachelor, Master und Staatsexamen in nur fünf Jahren absolviert hat.
Entscheidend für ihren Erfolg waren nicht nur das durchlässige Bildungssystem, ihr grosser Wille und die Fähigkeit, durch Hobbys vom Lernen abzuschalten, sondern auch Bezugspersonen. Barbati nennt sie Schlüsselpersonen und Mentoren – Menschen, die sie auf ihrem Weg begleitet und in ihrer Entwicklung unterstützt haben. Dazu zählen neben ihrer Familie auch Arbeitgeber, Kollegen und Kommilitonen.
Einen Nachteil in ihrer Laufbahn sieht Barbati in der längeren Ausbildungszeit. Sie ist etwas älter als die meisten ihrer Doktoratskolleginnen und -kollegen, was die spätere Jobsuche unter Umständen erschweren könnte. Nach der Promotion ist es Barbatis Ziel, eine Stelle in der Pharmaindustrie zu bekommen. Ihre Motivation ist es, einen unkomplizierten und flächendeckenden Zugang zu Arzneimitteln zu gewährleisten, «um die Lebensqualität von Millionen von Menschen verbessern zu können».
Wiederholungs prüfung wird deutlich teurer
je. Ab dem kommenden Jahr unterstützt der Kanton Baselland die Wiederholung der Passerelle-Prüfung nicht mehr. Wer die Prüfung beim ersten Mal nicht besteht, muss den zweiten Anlauf künftig komplett aus eigener Tasche bezahlen. Laut einem Bericht der «bz Basel» kostet der erste Prüfungsversuch dank kantonaler Subventionen weiterhin 3000 Franken, die Wiederholung ohne Subventionen neu 9700 Franken. Die Massnahme ist Teil des Sparpakets, das die Baselbieter Regierung angesichts der angespannten Finanzlage beschlossen hat. Pro Jahr spart der Kanton damit 16 400 Franken. Ein SP-Antrag in der Budgetdebatte im Landrat, die Passerelle-Repetition weiterhin zu unterstützen, fand zwar parteiübergreifend Unterstützung, blieb aber letztlich erfolglos.