ÖV-Angebot
18.12.2025 BRIEFEUngleiche Verkehrspolitik
Das ÖV-Angebot im Oberbaselbiet wird ausgebaut, wird attraktiver. So wird in den Medien der Bevölkerung das Postautofahren schmackhaft gemacht. Es ist ein Trugschluss, denn die Linie B102 Gelterkinden–Kienberg wird massiv ...
Ungleiche Verkehrspolitik
Das ÖV-Angebot im Oberbaselbiet wird ausgebaut, wird attraktiver. So wird in den Medien der Bevölkerung das Postautofahren schmackhaft gemacht. Es ist ein Trugschluss, denn die Linie B102 Gelterkinden–Kienberg wird massiv eingeschränkt.
Was viele nicht wissen oder nicht wissen wollen, ist, dass für die Einwohner der Gemeinden Kienberg, Anwil und Rothenfluh nur noch der Anschluss auf die S3 garantiert ist. Neu trifft das Postauto jede Stunde um .53 in Gelterkinden am Bahnhof ein. Der IR27 (Schnellzug) nach Basel fährt jedoch auch um .53 los. Kommt man mit dem Bus um .23 an, verpasst man den Schnellzug um eine Minute. Dieser fährt nämlich jede Stunde um .22 nach Basel. Das heisst, dass ÖV-Nutzende, die im äussersten Kantonsteil leben und für ihre Arbeit den Weg nach Basel auf sich nehmen, massiv benachteiligt werden, indem sie den Anschluss an die Schnellzugverbindung in Gelterkinden um wenige Minuten verpassen. Dasselbe bei der Rückkehr an den Wohnort.
Es ist nicht bekannt, was die Motivation war, eine Linie umzugestalten, die sich über Jahre bewährt hat. Was sind die Überlegungen dahinter? Die neu sechs Minuten spätere Abfahrtszeit der Postautolinie B102 verhindert den Anschluss an den Schnellzug nach Basel.
Der Auftraggeber, der Kanton und die Gemeinden sind in der Pflicht, den Fahrplan zu gestalten, zu finanzieren und zu verantworten. Die Gemeinden im oberen Kantonsteil haben Mühe, Einwohner im Dorf zu halten oder Neuzuzüger anzuwerben. Wie soll das geschehen, wenn der Service public stetig abgebaut wird?
Ich kann der in der «Volkstimme» vom 4. Dezember publizierten «Carte blanche» «Ein Fahrplan mit einem Herz fürs Oberbaselbiet» von Florence Brenzikofer nicht zustimmen, da der ÖV-Ausbau nicht für alle im Oberbaselbiet wohnhaften Bürger gleichermassen umgesetzt wurde. Aus unerklärlichen Gründen wurde in diesem Fall ein ÖV-Abbau in Kauf genommen.
Ich hoffe, dass in Liestal das Verständnis geweckt wird, um auch in Zukunft für alle eine gleichwertige, nachhaltige Verkehrspolitik zu führen.
Christof Kühni, Anwil
