«Unser Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft»
11.06.2024 BaselbietDer neue «Mitte»-Präsident, Hannes Hänggi, im Interview
Die «Mitte»-Mitglieder haben den Schönenbucher Landrat Hannes Hänggi am Donnerstag einstimmig zu ihrem neuen Kantonalpräsidenten gewählt. Im Interview spricht der ...
Der neue «Mitte»-Präsident, Hannes Hänggi, im Interview
Die «Mitte»-Mitglieder haben den Schönenbucher Landrat Hannes Hänggi am Donnerstag einstimmig zu ihrem neuen Kantonalpräsidenten gewählt. Im Interview spricht der 46-Jährige darüber, wie er die Partei positionieren möchte und wie er den Wahlen in drei Jahren entgegenblickt.
Janis Erne
Herr Hänggi, der Wähleranteil der «Mitte» im Oberbaselbiet ist – gelinde gesagt – ausbaufähig. Hat die Partei Tenniken bewusst als Ort für die Präsidiumswahl gewählt, um hier Präsenz zu zeigen?
Hannes Hänggi: Diesen Entscheid hat die bisherige Parteiführung gefällt; ich war noch nicht involviert. Aber ja: Das Oberbaselbiet ist wichtig für die «Mitte». Hier wollen wir wachsen.
Was braucht es dafür?
Präsenz. Wir müssen in den Gemeinden sichtbar sein sowie Amtsträger und sonstige Personen motivieren, sich bei uns zu engagieren. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Denn die «Mitte» ist eine Partei, die lösungsorientiert Politik betreibt und die Gesellschaft voranbringen will.
Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie sich für das «Mitte»-Präsidium zur Verfügung gestellt haben?
Die Partei hat mich nach der Rücktrittsankündigung von Silvio Fareri gefragt, ob ich das Amt übernehmen will. Zunächst musste ich abklären, ob es zeitlich drin liegt, denn meine Familie und mein Landratsamt dürfen nicht zu kurz kommen. Nachdem klar war, dass ich mein berufliches Pensum reduzieren kann, sagte ich zu. Auch weil der politische Zeitpunkt passt: Der neue Vorstand hat genügend Zeit, sich auf die Wahlen in drei Jahren vorzubereiten. Das ist wichtig, denn am Ende zählen für eine Partei die nackten Zahlen, also Wähleranteil und Mandate.
In Ihrer Antrittsrede betonten Sie, wie wichtig die «Mitte» in einer polarisierten Welt sei. Mit der GLP gibt es eine ähnlich starke Zentrumspartei. Wie soll sich die «Mitte» von ihr abgrenzen?
Mein Ziel ist es, das Profil der «Mitte» zu schärfen. Unsere Haltungen und Linien sollen noch besser erkennbar sein als bis anhin.
Wie sieht dieses Profil aus?
In meinem Verständnis ist die «Mitte» im Grundsatz eine bürgerliche Partei, die einen ausgeglichenen Staatshaushalt anstrebt. Zugleich haben wir eine soziale Ader und setzen uns für das Modell der Familie ein. Auch die Nachhaltigkeit ist uns wichtig – das war schon so, bevor die GLP gegründet wurde.
Im Landrat fällt auf, dass die «Mitte» bei wichtigen Entscheidungen häufig gespalten ist. Zum Beispiel beim Energiegesetz, dem Univertrag oder der Frage, ob Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit Polizisten werden dürfen. Was sagen Sie dazu?
Fraktionsdisziplin anzustreben liegt mir fern. Bei uns haben alle Meinungen und Strömungen Platz. Denn wir wollen ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Es mag sein, dass wir im Landrat nicht immer gleicher Meinung sind. Bei Abstimmungen gibt die «Mitte» aber dennoch meistens den Ausschlag. Wir sind, wie man so schön sagt, das Zünglein an der Waage.
Die Astrofotografie gehört zu Ihren Hobbies. Wenn Sie die Sterne betrachten: Wo steht die «Mitte» nach den nächsten Wahlen?
Eine Voraussage kann ich leider nicht treffen. Doch ich wünsche mir, dass unser Aufwärtstrend weitergeht. Die Stimmungslage in der Bevölkerung stimmt mich positiv, dass die «Mitte» ihr Potenzial längst nicht ausgeschöpft hat.
Spätestens 2027 muss die «Mitte» wohl ihren Regierungsrat Anton Lauber und ihre Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter ersetzen. Keine einfache Aufgabe.
Sollte eine der genannten Personen tatsächlich abtreten, bin ich zuversichtlich, dass wir sie ersetzen können. Denn die «Mitte» hat fähige Leute in ihren Reihen und verfügt über vielversprechende Nachwuchskräfte.
Tenniker neu im Vorstand
je. Marcel Zimmermann, ehemaliger Landrat und Gemeinderat aus Tenniken, ist neu Teil des Vorstands der «Mitte» Baselland. Der Oberbaselbieter wurde an der Generalversammlung der Partei vom Donnerstag in Tenniken einstimmig gewählt. Ebenfalls neu im Vorstand sitzt Hannes Hänggi, neuer Präsident der Baselbieter «Mitte» (siehe Interview). Hänggi ist 46 Jahre alt, ehemaliger Gemeinderat und -präsident von Schönenbuch, seit 2023 Landrat, Vater von zwei Kindern und Nuklearinspektor beim Bund. Die Landratsmitglieder Silvio Fareri (Pratteln) und Béatrix von Sury (Reinach) scheiden aus dem Vorstand aus: Fareri ist als Parteipräsident zurückgetreten; von Sury als Vizepräsidentin.