UKW verschwindet auch aus Tunnels und Kabeln
31.12.2024 BaselbietDa die Schweizerische Radiound Fernsehgesellschaft SRG auf morgen, 1. Januar 2025, ihre UKW-Sender abschaltet, nehmen auch viele Netzanbieter sämtliche analogen Signale vom Kabel. Das Bundesamt für Strassen schaltet UKW in den Tunnels ab.
Peter Sennhauser
...Da die Schweizerische Radiound Fernsehgesellschaft SRG auf morgen, 1. Januar 2025, ihre UKW-Sender abschaltet, nehmen auch viele Netzanbieter sämtliche analogen Signale vom Kabel. Das Bundesamt für Strassen schaltet UKW in den Tunnels ab.
Peter Sennhauser
Es wäre falsch zu sagen, dass die Ultrakurzwelle (UKW) in der Schweiz von einem Tag auf den anderen abgeschaltet wird: Auch nach dem 1. Januar 2025 wird man mit analogen Auto- und anderen Radiogeräten die meisten lokalen und diverse ausländische Sender empfangen können.
Die nationalen Programme der SRG aber werden um Mitternacht des 31. Dezembers auf UKW-Geräten verstummen. Sie werden nur noch digital empfangbar sein: Entweder als Streaming übers Internet, terrestrisch (Funk) mit einem DAB+-Gerät oder via Kabel mit einem DVB-C-Empfänger.
Kabel (fast) nur noch digital
Wer zu Hause via Kabelanschluss analoges Radio hört, wird in vielen Gemeinden im Baselbiet ab Neujahr ebenfalls nur noch Rauschen hören. Viele Kabelnetzdienstleister schalten zeitgleich mit der SRG den analogen UKW-Empfang auf ihren Anlagen vollständig ab. Das heisst, es sind nicht nur die SRF-Programme betroffen, sondern der gesamte analoge Empfang, erklärt Marco Schaad von Maurer Radio Television AG in Sissach. Wer mit seiner HiFi-Audioanlage weiterhin kabelgebunden Radio hören will, kann allerdings für ab 65 Franken einen Adapter kaufen, mit dem das digitale in ein analoges Signal zurückverwandelt wird.
Zudem ist die Situation je nach Gemeinde und Anbieter unterschiedlich. Und: In vielen Gemeinden ist der Wechsel zum rein digitalen Radioprogramm bereits vor einem Jahr vollzogen worden, erklärt Oliver Marugg von der Prattler Improware AG. Sie versorgt zahlreiche Kabelnetzanbieter in der Region mit Programmen und anderen Leistungen. Marugg: «Es gibt im oberen Baselbiet zahlreiche Kabelnetze. Dazu gehören Netzbesitzer, auch Multimedianetze (MMN) oder Grossgemeinschaftsantennen (GGA) genannt, die das Radio- respektive Fernsehsignal empfangen und/oder einkaufen, dann selber digital aufbereiten und in den eigenen Kabelnetzen zu den Kundinnen und Kunden verteilen.» Eine abschliessende Aufzählung, wo jetzt der Wechsel vollzogen wird, sei ausserordentlich schwierig zu erstellen.
In einigen Netzen, namentlich jenen der ehemaligen EBL-Infrastruktur mit Sunrise als Versorger, könnte es aber nach inoffiziellen Informationen sein, dass die analogen Signale noch einige Zeit verfügbar bleiben. Dies liess sich gestern nicht verifizieren. Gewissheit wird am Neujahrstag bestehen: Wenn der Receiver nur rauscht und kein Sender mehr zu finden ist, obwohl das Gerät am Koaxialkabel angeschlossen ist, dürfte das analoge Signal abgeschaltet worden sein.
Was den terrestrischen Empfang des Radiosignals angeht, führt kaum ein Weg am Kauf eines DAB+-Empfängers vorbei. Diese haben deswegen in den vergangenen Wochen laut Online-Händler «Galaxus» einen Rekordabsatz verzeichnet und sind teilweise ausverkauft; besonders grosser Beliebtheit erfreuen sich Adapter für Autoradios, die älter als ein paar Jahre und deswegen noch nicht mit DAB+ ausgerüstet sind.
Kein UKW mehr in Tunnels
Denn gerade beim Empfang unterwegs soll das digitale Signal massive Verbesserungen bringen. Rauschen und schlechter Empfang gehören der Vergangenheit an: Es gibt nur «Empfang» und «keinen Empfang», und der Sender muss nicht alle paar Dutzend Kilometer auf einer neuen Frequenz gesucht werden. Wer SRF 1 eingestellt hat, kann die Einstellung von Basel bis Chiasso stehen lassen.
Teilweise auch im Tunnel: Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) setzt auf die digitale Technologie und will Tunnels ab 300 Metern Länge damit ausrüsten. Dort werden dann viele Sender empfangbar sein. Dafür werden die bisher betriebenen Ultrakurzwelle-Sender ebenfalls auf den 1. Januar hin abgeschaltet. Sie strahlten in der Regel ein einziges SRG-Programm auf einer Frequenz aus, das am Tunnelportal auf Signaltafeln verzeichnet war, etwa in den Umfahrungen Liestal und Sissach und im Arisdörfer- und Belchentunnel. Auf der gleichen Frequenz konnten bei Unfällen oder Stau Durchsagen ausgestrahlt werden.
Das Astra setzt laut Sprecher Jérôme Jacky in Zukunft in Notfallsituationen vor allem auf die Signalisierungs- und Ampelsysteme in Tunnels. Dies auch deswegen, weil sich das Nutzerverhalten der Automobilisten verändert habe – sie hörten viel weniger Radio.
In jenen Tunnels, wo DAB+ verfügbar wird, können neu Notfallund Verkehrsdurchsagen gleichzeitig quer über sämtliche Sender ausgestrahlt werden. Das Radiogerät wird sozusagen zum Lautsprecher für den Verkehrsdienst.
Welches Signal nutze ich am Kabelanschluss?
So finden Sie heraus, welches Signal Ihr Radiosystem am Kabel nutzt:
1. Überprüfen Sie den Empfänger: Wenn darauf «UKW» oder «FM» zu lesen ist, handelt es sich um ein analoges Gerät.
2. Achten Sie auf die Sendersuche: Bei analogen Geräten müssen Sie die Frequenzen in der Regel manuell einstellen.
3. Beobachten Sie die Empfangsqualität: Analoges Radio kann Rauschen, Knistern oder Signalverluste aufweisen.
4. Prüfen Sie das Display Ihres Radios: Digitale Radios zeigen oft Zusatzinformationen wie Songtitel oder Interpreten an.
5. Konsultieren Sie die Website Ihres Kabelnetzbetreibers. Suchen Sie nach einem Hinweis auf analoge Signale im Kabelangebot.
6. Die sicherste Variante: Schalten Sie am Neujahrstag das Gerät ein. Rauscht es nur noch, dann wurde das Signal abgeschaltet.