Über 600 Mal Rot-Blau
11.10.2024 BaselbietVor 20 Jahren hat Lorenz Schumacher angefangen, FCB-Trikots zu sammeln. Kommende Woche erscheint sein eigenes Buch «Stoffgeschichten». Das Werk erzählt die Historie vom ersten Basler Trikot 1893 bis zum Neusten von heute.
Tobia Benaglio
Als Lorenz ...
Vor 20 Jahren hat Lorenz Schumacher angefangen, FCB-Trikots zu sammeln. Kommende Woche erscheint sein eigenes Buch «Stoffgeschichten». Das Werk erzählt die Historie vom ersten Basler Trikot 1893 bis zum Neusten von heute.
Tobia Benaglio
Als Lorenz Schumacher damals mit zwölf Jahren sein erstes Trikot von Dario Zuffi geschenkt bekommen hat, war seine Begeisterung unendlich gross. Mit den Jahren entwikkelte sich diese Begeisterung zur Leidenschaft, und der heutige Oberstufenlehrer begann, Original-Trikots von Spielern des FC Basel zu sammeln. Von seiner Sucht kam er nie wieder los: Heute umfasst die FCB-Kollektion des 41-Jährigen rund 600 Trikots, die er in seinem Hobbyraum in Arlesheim aufbewahrt. Wie viele es genau sind, weiss der Familienvater selber nicht, da er schon lange nicht mehr gezählt habe.
Seine Sammlung enthält Trikots aus den 1960er-Jahren bis zu den neusten Shirts der aktuellen Saison. Die Älteren seien schwieriger zu bekommen als die Neuen: Heutzutage hätten die Spieler pro Match mehrere Trikots zur Verfügung, welche sie oft verschenken würden, weiss Schumacher. Die Shirts von früher seien gewaschen und wiederverwendet worden, somit gab es viel weniger Trikots, und die Spieler seien vom Verein teilweise mit einer 300-Franken-Busse bestraft worden, wenn sie eines verschenkten.
Früher ging Schumacher in der Stadt auf Flohmärkten auf Trikotjagd. Heute profitiert er von seinem Netzwerk, das er sich über die Jahre aufgebaut hat: Die Leibchen würden ihm oft angeboten. Ansonsten erwirbt er Shirts auch über Ebay und Ricardo. Angst vor Fakes habe er keine, da der FC Basel nicht genug «gross» sei, um viele Trikotfälscher anzulocken. Ausserdem wisse er als Experte genau, worauf er achten müsse.
Das erste Trikotbuch der Schweiz
Vor rund zwei Jahren hatte Schumacher die Idee, ein Buch über die FCB-Trikots im Laufe der Zeit zu schreiben. Nach viel Arbeit und Recherche wird das Werk «Stoffgeschichten» kommende Woche veröffentlicht. Es sei in der Schweiz das erste Buch seiner Art. Sammlerszenen gebe es zwar auch, beispielsweise beim FCZ, GC oder YB, aber ein vergleichbares Buch existiere – Stand jetzt – von keinem Schweizer Fussballverein, sagt Schumacher. In England und Deutschland gebe es hingegen bereits welche.
Das Buch sei nicht nur sein Werk, sondern eine Kooperation mit weiteren FCB-Fans und auch dem Verein selbst. Die ersten Kapitel der Anfangsphase hat Schumacher beispielsweise nicht selber geschrieben, sondern ein Historiker, der dafür viel Recherchearbeit geleistet habe.
Danach ist das Buch grundsätzlich nach den Trikotausrüstern aufgebaut. Jedes Kapitel steht für eine Marke wie Nike, Adidas oder jüngst Macron und die jeweiligen Shirts, die von den Ausrüstern produziert wurden. Dabei werden besonders die speziellen Trikots, wie die ersten mit Nummern oder das erste Shirt nach der Einführung der Captainbinde, aufgegriffen. Ebenfalls werden zwischendurch wichtige Spieler, beispielsweise Fabian Frei, der den rotblauen Dress am häufigsten getragen hat, mit den jeweiligen Trikots porträtiert. Im Buchcover erhält der Leser eine Übersicht aller Heimtrikots, die je von den Baslern getragen wurden.
«Das Buch heisst ‹Stoffgeschichten›, weil jedes Trikot seine eigene Geschichte erzählen kann», erklärt Schumacher. «Es erzählt Geschichten zum Ausrüster, zum Material, zu Sponsoren, zum Stoff selber, Schrifttypen, Nummern, Spielern und vieles mehr.» Anhand der Bilder und Texte kann im Buch die Geschichte vom alten Baumwollshirt bis zum modernen Leibchen aus atmungsaktivem Hightech-Gewebe verfolgt werden. Das Ziel des Buchs sei nicht, viel daran zu verdienen. Er mache das bloss aus Leidenschaft für den Verein, sagt der Sammler.
Teures, aber lohnenswertes Hobby
«Es ist nicht das günstigste Hobby, aber man kann sein Geld auch für Dümmeres ausgeben», sagt Lorenz Schumacher über seine Leidenschaft. Besonders die raren alten Trikots seien sehr teuer. Mittlerweile habe der FC Basel aber auch eine aktive Sammlerszene, somit steigen die Preise ständig.
Doch Aufhören kommt für ihn nicht in Frage: «Wenn man etwas sammelt, hat man ein gewisses Gen, dann kann man nicht einfach aufhören», sagt der Lehrer. Es kommen immer neue Trikots dazu, somit sei er nie fertig. Ausserdem lohnt sich der Aufwand, denn Schumacher konnte neben der Kooperation mit dem Verein auch schon mit prominenten Leuten vom Club zusammenarbeiten: Unter anderem waren Marco Streller, David Degen und Bernhard Burgener schon bei ihm in Arlesheim zu Besuch. Zudem hat er schon mit Spielern wie Noah Okafor, Albian Ajeti und Jonas Omlin für einen Bericht zum 125-Jahre-Jubiläum des FC Basel in der «bz Basel» zusammengearbeitet.
Externe Ausstellungen in Fussballbeizen oder an der Basler Museumsnacht macht der Baselbieter ebenfalls. Und in rund zwei Jahren soll mit dem «Museum FC Basel 1893» ein Höhepunkt folgen …
Das Buch «Stoffgeschichten» ist ab dem 17. Oktober erhältlich. Unter www. fcbtrikots.ch oder am «Trikot-Tag» vom Samstag, 19. Oktober, im Saal 12 an der Weidengasse 53 in Basel. Der Verein FC Basel 1893 und die Muttenzerkurve laden zu diesem Anlass ein, an dem die Geschichte der FCB-Trikots beleuchtet wird. www.imrotblauetrikot.ch