Trotz gutem Jahrgang sind die Winzer besorgt
11.09.2025 RegionTraubenernte beginnt ausserordentlich früh
Nach einem quantitativ bescheidenen Weinjahrgang 2024 sieht es dieses Jahr wieder erheblich besser aus. Die Freude der Winzer ist indessen nicht ungetrübt, denn der Weinkonsum ist seit Jahren rückläufig.
Thomas ...
Traubenernte beginnt ausserordentlich früh
Nach einem quantitativ bescheidenen Weinjahrgang 2024 sieht es dieses Jahr wieder erheblich besser aus. Die Freude der Winzer ist indessen nicht ungetrübt, denn der Weinkonsum ist seit Jahren rückläufig.
Thomas Gubler
Die Traubenernte 2025 ist bereits in vollem Gang – so früh wie selten zuvor in den vergangenen Jahren. So wurden bereits Ende August die ersten Trauben eingebracht. Hauptgrund dafür ist der wärmemässige «Powermonat Juni», wie Rebbaukommissär Urs Weingartner an der Pressekonferenz zum Weinherbst 2025 auf dem Betrieb von Ambros Thüring in Ettingen erklärte. Nach einem gemächlichen Austrieb im Frühling hätten überdurchschnittlich hohe Temperaturen im Juni dafür gesorgt, «dass die Reben abgingen wie die Post», so Urs Weingartner vorgestern.
Positiv ins Gewicht fiel sodann, dass eine ideale Verteilung der Niederschläge in der Region dafür sorgte, dass die Pflanzen immer genügend mit Wasser versorgt waren. Und auch mit der Pilzbekämpfung kamen die Winzer dieses Jahr wesentlich besser zurecht als im schwierigen Rebjahr 2024.
So deutet gemäss dem Rebbaukommissär einiges darauf hin, dass der Weinjahrgang 2025 quantitativ besser ausfallen wird als der eher schwache Vorgängerjahrgang. Und dies, obschon einzelne Oberbaselbieter Rebgemeinden von bis zu vier Hagelschlägen heimgesucht wurden. Der Letzte zog vor zwei Wochen, am 27. August, über Sissach, Böckten, Gelterkinden und Ormalingen – er richtete bei den fast reifen Beeren zum Teil grossen Schaden an.
Gefahr durch invasive Insekten
Eine stetige Herausforderung für die Weinbauern der Region bilden nach wie vor – und immer mehr – die invasiven Insekten. Zwar wurde laut Urs Weingartner auf den Reben der Region noch kein Japankäfer gesichtet. Und die amerikanische Rebzikade, welche die Krankheit Goldgelbe Vergilbung übertragen kann, hat man offenbar zwar gesehen, Schäden hat sie anscheinend aber noch keine angerichtet. Bleibt die Kirschessigfliege, die auch dieses Jahr dafür sorgen könnte, dass die Traubenernte am Schluss zu einem Wettlauf gegen die feuchte Witterung, welche die Kirschessigfliegen so mögen, führen könnte.
Alles in allem sind die Ernteaussichten also vielsprechend und die Hoffnungen auf einen sehr guten Jahrgang 2025 intakt, auch wenn das Traubengut noch zu fast 90 Prozent draussen und somit noch längst nicht alles in trockenen Tüchern ist. «Denn», so Urs Weingartner, «abgerechnet wird erst, wenn alle Trauben im Keller sind.» Und das dauert noch ein paar Wochen.
Sinkender Weinkonsum
Grund zum Übermut haben die Winzer aber auch aus einem anderen – strukturellen – Grund nicht. Seit Jahren ist nämlich der Weinkonsum rückläufig, wie der Präsident des Verbands der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn, Andreas Buser, erläuterte. «Wir wollen die Leute ja nicht zum Alkoholismus verführen, der Rückgang macht uns aber schon Sorgen», so Buser. Tatsächlich liegt der Weinkonsum pro Kopf hierzulande noch bei gut 30 Litern jährlich. Zum Vergleich: Vor 30 Jahren lag er noch bei 54 Litern pro Kopf.
Für den Präsidenten der regionalen Weinbauproduzenten kann es gegen diese Entwicklung eigentlich nur eine Strategie geben: Qualität statt Quantität und ein gutes Marketing. «Wir müssen dafür sorgen, dass man uns wahrnimmt – und dass man uns durch hervorragende Qualität positiv wahrnimmt», sagte Andreas Buser. Und vielleicht sei es ja auch ein Vorteil, dass die hiesige Rebbauregion mit nur etwa 1 Prozent der Schweizer Rebbaufläche doch ziemlich klein und überschaubar sei.
Die an der Pressekonferenz anwesenden regionalen Winzer und Kellermeister Ueli Bänninger (Aesch), Thomas Engel (Liestal) und Urs Jauslin (Muttenz) gaben sich jedenfalls immer noch ziemlich zuversichtlich.