Tag für die Liebe oder einen Neuanfang
14.02.2025 Bezirk Sissach, ItingenSetzt die Liebe Rost an, verliert der Valentinstag in einer Beziehung an Bedeutung. Gabriela und Frank von der Höh bieten in ihrer Praxis in Itingen Unterstützung für Paare an, die wieder zueinanderfinden möchten.
Sander van Riemsdijk
...Setzt die Liebe Rost an, verliert der Valentinstag in einer Beziehung an Bedeutung. Gabriela und Frank von der Höh bieten in ihrer Praxis in Itingen Unterstützung für Paare an, die wieder zueinanderfinden möchten.
Sander van Riemsdijk
Frau und Herr von der Höh, wann kann ein Paarcoaching sinnvoll sein?
Frank von der Höh: Wenn ein Paar bemerkt, dass es durch alltägliche Missverständnisse verstärkt zu Auseinandersetzungen kommt und sich aus kleineren Meinungsverschiedenheiten immer wieder grosse Streitigkeiten entwickeln. Der grösste «Feind» eines Paars ist häufig der Alltagsstress. Man merkt, dass man nicht mehr entspannt miteinander umgehen kann und tägliche Streitigkeiten und Missverständnisse die Beziehung auf die Zerreissprobe stellen. Der Alltag nimmt so viel Raum ein, dass sich das Gefühl der Entfremdung einschleicht. Es tauchen immer wieder dieselben Probleme auf, welche man selber nicht lösen kann. Dann sollte man sich Unterstützung in Form eines Paarcoachings holen.
Was beinhaltet dieser Alltagsstress? Gabriela von der Höh: Wir unterscheiden zwischen externem Stress, also dem, was wir im Beruf und ausserhalb unserer Beziehung erleben und in die Partnerschaft tragen, und internem Stress, der durch kleine Dinge entsteht, die uns an unserem Partner stören. Diese scheinbaren Kleinigkeiten können dann zu grossen Streitigkeiten führen, die oft völlig unnötig sind. In Wirklichkeit sind das nur oberflächliche Symptome – die eigentliche Wut und Frustration haben tiefere Ursachen. Oft spürt man die Wertschätzung, Zuneigung oder Liebe des Partners nicht mehr, oder einer der beiden hat das Vertrauen missbraucht, spricht aber nicht darüber. Diese tieferliegenden Themen sind es, die wir identifizieren und gemeinsam bearbeiten möchten. Es ist wissenschaftlich belegt, dass 70 Prozent der Trennungen auf unbewältigten Alltagsstress zurückzuführen sind.
Wo beginnt eine erfüllte Partnerschaft?
Frank von der Höh: Bei grenzenlosem Vertrauen zueinander – denn Vertrauen bildet die Basis jeder Beziehung. Es geht darum, Versprechen einzuhalten, sich gegenseitig eine verlässliche Stütze im Leben zu sein und nicht über jede Kleinigkeit im Alltag streiten zu müssen. Eine erfüllte Partnerschaft bedeutet ein gemeinsames Voranschreiten im Leben geprägt von Harmonie, Humor, gegenseitiger Unterstützung und bewusster Zeit füreinander – all dies aus einem tiefen Vertrauen heraus. n Was macht eine gute und dauerhafte Beziehung aus?
Gabriela von der Höh: Elementar ist, dass wir achtsam bleiben. Wir glauben, dass wir uns in einer Beziehung in- und auswendig kennen. Das ist ein Fehler. Denn jeder von uns entwickelt sich im Verlauf seines Lebens weiter. Ansichten und Interessen verändern sich und dabei ist es wichtig, neugierig auf den Partner zu bleiben. Ebenso soll Raum für Individualität sein, denn eine symbiotische Verschmelzung ist zum Scheitern verurteilt. Eine Person muss sich dann zwangsläufig hintanstellen. Vor allem die Pflege einer konstruktiven Kommunikation und Humor haben in einer Beziehung einen hohen Stellenwert.
Gibt es eine Art Zauberformel für eine glückliche Beziehung?
Gabriela von der Höh: Ein wesentlicher Bestandteil einer glücklichen Beziehung ist das Verständnis für die Sprache der Liebe des Partners. Oft hören wir Sätze wie: «Ich tue doch alles für dich – ich helfe im Haushalt, kümmere mich um die Kinder ...» Doch während dies für eine Person ein Ausdruck von Liebe sein mag, sehnt sich der andere vielleicht nach Worten der Anerkennung oder nach bewusster Zeit zu zweit. Hier ist es entscheidend zu erkennen, dass jeder Mensch Liebe auf unterschiedliche Weise wahrnimmt und ausdrückt. Die eigenen Massstäbe spielen dabei keine Rolle – es geht darum, was der Partner als Liebesbeweis empfindet. Dies offen miteinander zu kommunizieren, kann Missverständnisse reduzieren und das gegenseitige Verständnis vertiefen. Kleine Gesten der Wertschätzung haben oft eine grosse Wirkung und tragen dazu bei, die Verbindung lebendig zu halten.
Ist das traditionelle Gelübde «bis dass der Tod uns scheidet» im Wortlaut überhaupt noch von dieser Zeit?
Frank von der Höh: Das Gelübde soll die tiefe Verbundenheit und bewusste Entscheidung für den gemeinsamen Lebensweg ausdrücken. Es steht für die Bereitschaft, miteinander durch alle Höhen und Tiefen zu gehen. In diesem Sinne ist es zeitlos. Allerdings darf es nicht als starre Verpflichtung verstanden werden, die eine Beziehung um jeden Preis aufrechterhalten muss. Wenn eine Partnerschaft nicht mehr funktioniert und das gemeinsame Wachstum nicht mehr möglich ist, dann sollte man reflektieren und gegebenenfalls neue Wege einschlagen – auch wenn das bedeutet, das ursprüngliche Versprechen zu hinterfragen. Eine gesunde Beziehung basiert auf Freiwilligkeit und gegenseitigem Wohlbefinden, nicht auf Zwang.
Gibt es im Paarcoaching die Situation, dass Sie Ihren Klienten sagen müssen, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat und Sie sogar empfehlen, die Beziehung abzubrechen?
Frank von der Höh: Ja, die gibt es. Insbesondere wenn psychische oder physische Gewalt in der Beziehung wiederholt vorkommt oder einer der Partner beispielsweise unter krankhaftem Narzissmus oder extremer Eifersucht leidet, sind die Chancen auf eine gesunde Partnerschaft stark eingeschränkt. In solchen Fällen sehen wir aus unserer Erfahrung oft keine nachhaltige Lösung innerhalb der Beziehung. Dann kann es die beste Entscheidung sein, einen Schlussstrich zu ziehen und getrennte Wege zu gehen. Auch das kann ein Ergebnis des Paarcoachings sein – und unser Ziel ist es, die Partner in diesem Prozess zu begleiten, damit eine respektvolle Trennung auf Augenhöhe gelingt.
Gibt es eine besonders kuriose oder witzige Situation aus Ihrer Praxis, die Sie teilen können?
Gabriela von der Höh: Mein Mann wollte demonstrieren, wie man seine Bedürfnisse äussern kann und sagte während eines Coachings zu mir, dass es schön wäre, wenn ich ihn in den Arm nehmen würde. Unaufgefordert stand unser Coaching-Paar spontan auf und nahm sich vor uns auch in die Arme. Sie gaben sich sogar einen Kuss.
Was ist Ihr persönlicher Beziehungstipp für den Valentinstag?
Frank von der Höh: Der Valentinstag bietet eine wunderbare Gelegenheit, die Beziehung zu feiern und gemeinsame Momente zu geniessen. Anstatt auf die traditionelle Geste wie Blumen oder Geschenke zurückzugreifen, kann es besonders bereichernd sein, diesen Tag mit etwas Einzigartigem zu verbringen. Ein besonderer Ausflug oder gemeinsames Kochen schaffen Erinnerungen, welche die Verbindung stärken. Wichtig ist, einen grösseren Teil des Tages miteinander zu verbringen und gemeinsame Erlebnisse zu schaffen.
Zu den Personen
svr. Gabriela und Frank von der Höh sind seit mehr als 30 Jahren verheiratet. Sie sind Eltern zweier erwachsener Adoptivtöchter und wohnhaft in Itingen, wo sie seit 2015 auch ihre Praxis haben. Als gebürtige Kölner lebten sie auch einige Jahre in Spanien und zogen 2005 in die Schweiz. Beide haben unter anderem die Paarlife-Ausbildung an der Universität Zürich absolviert wie auch die Ausbildung zum NLP-Trainer. Er ist zudem diplomierter psychosozialer Berater, Sie Kommunikationstrainerin.