Strompreis fällt aus unterschiedlichen Höhen
02.09.2025 BaselbietEBL reduziert den Strompreis um 5,5 Prozent, die kleinen Elektras zweistellig
Vor zwei Jahren wurden die kleinen Elektra-Genossenschaften vom Strompreisschock getroffen: Rein vom Marktpreis abhängig, mussten sie die Preise drastisch erhöhen. Jetzt folgt die Preissenkung – ...
EBL reduziert den Strompreis um 5,5 Prozent, die kleinen Elektras zweistellig
Vor zwei Jahren wurden die kleinen Elektra-Genossenschaften vom Strompreisschock getroffen: Rein vom Marktpreis abhängig, mussten sie die Preise drastisch erhöhen. Jetzt folgt die Preissenkung – sie übertrifft die der EBL.
Peter Sennhauser
Es sind die guten Nachrichten dieses Herbstes: Die Energiepreise, namentlich der Strompreis, beenden ihren Höhenflug. Strom kostet im kommenden Jahr deutlich weniger als in der jüngeren Vergangenheit. Bei den Tarifen aber zeigen sich sehr unterschiedliche Fallhöhen: Die vier «kleinen» Elektra-Genossenschaften im Oberbaselbiet senken die Preise deutlich stärker als die «grosse» Elektra Baselland (EBL). Zwei von ihnen sind 2026 sogar wieder günstiger als die EBL.
Diese hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie die Strompreise für alle Kundengruppen senken werde. Im Durchschnitt gibt der EBL-Mischpreis, der sich aus den Energie- und den Netznutzungskosten, Abgaben und der Mehrwertsteuer zusammensetzt, um 5,5 Prozent nach. Konkret soll das einen Haushalt von 4 Personen in einer 5-Zimmer-Wohnung ohne Heisswasser-Boiler um knapp 80 Franken pro Jahr entlasten.
EBL produziert selber
Die Elektra Itingen rechnet vor, dass der gleiche Haushalt über 400 Franken einspart und statt 1500 Franken keine 1100 mehr zahlt – eine Preisreduktion um rund 27 Prozent. Und auch die Elektra Sissach, beim Referenztarif «H4» im laufenden Jahr sogar noch etwas teurer als Itingen, reduziert den Preis um 19 Prozent. Der H4-Haushalt bezahlt noch 1282 Franken. «Es ist schon möglich», kommentiert EBL-CEO Tobias Andrist, «dass einzelne der Genossenschaften jetzt günstiger sind als wir.» In Bezug auf die zweistelligen Reduktionen aber komme es auf die Preisbasis an: Die EBL habe 2023 die Preise weniger stark anheben müssen. «Zum einen, weil wir eigene Produktionsanlagen haben und nicht komplett vom Marktpreis abhängig waren», sagt er auf Anfrage der «Volksstimme». Zum anderen, weil die EBL den Preis über drei Jahre geglättet, sprich den Anstieg gedämpft weitergegeben habe.
Andrist spricht damit die Fallhöhe der Preise an. Denn auch wenn Roland Küng von der Elektra Maisprach eine Preisreduktion von 15 Prozent ankündigen darf, bleiben die Kosten für die Referenz-Familie im Tarif H4 mit rund 1400 Franken im Jahr 2026 noch über dem EBL-Preis. Küng hält zwar wenig von Vergleichen, vor allem auch, weil der Tarif H4 sich auf eine Wohnung beziehe: «Bei uns mit den Einfamilienhäusern müsste man den Tarif H6 oder höher anschauen – und da gibt es deutliche Unterschiede», erklärt er.
Kaum vergleichbar?
Denn die Verrechnung der verbrauchsabhängigen mit den fixen Grundkosten zu einem Durchschnitt pro Kilowattstunde (kWh) als Tarif birgt Tücken. «Wir bezahlen derzeit Photovoltaik-Besitzern 15 Rappen und werden 2026 bei 9 bleiben und nicht wie viele andere auf das Minimum von 6 runtergehen», so Küng. In einem Dorf wie Maisprach ist das eine Variable in der Rechnung, «welche die ganzen Tarife schwer vergleichbar macht», so Küng.
Ähnliches gilt in Reigoldswil, wo eine Preisreduktion von 21 Prozent ansteht. Diese erfolgt jedoch von einer Rekordfallhöhe von 1728 Franken Stromkosten für unsere theoretische «H4-Familie». Damit bleiben die Kosten sogar noch ein paar Franken über dem EBL-Niveau.
«Das liegt daran, dass wir in den laufenden drei Jahren fast 2 Millionen Investitionen verrechnen müssen», sagt Christian Wagner von der Elektra Reigoldswil. Das überprüft die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom). Deren Website bietet eine umfangreiche Karte mit den Tarifen aller Schweizer Gemeinden (strompreis. elcom.admin.ch) an.