Stillstand oder Veränderung?
19.12.2025 Politik, ZunzgenSandra Jenni, Landrätin FDP, Zunzgen
Mein Sohn ist ein grosser Fan von Lego. Noch viel lieber, als die Steine nach der Anleitung aufzubauen und die Werke im Regal verstauben zu lassen, liebt er es, aus dem bestehenden Sammelsurium von Steinen neue Kreationen zu schaffen.
...Sandra Jenni, Landrätin FDP, Zunzgen
Mein Sohn ist ein grosser Fan von Lego. Noch viel lieber, als die Steine nach der Anleitung aufzubauen und die Werke im Regal verstauben zu lassen, liebt er es, aus dem bestehenden Sammelsurium von Steinen neue Kreationen zu schaffen.
Für unser Leben gibt es auch keine Anleitung. Erziehung ist die permanente Frage nach Sinn und Zweck, Tun oder Unterlassen und das Warum und Wieso. Auch in gesellschaftlichen und politischen Themen versuche ich, diese Fragen zu verstehen. In der besinnlichen Vorweihnachtszeit ist es der richtige Zeitpunkt, um innezuhalten: Sind ideologische Grabenkämpfe und politische Scharmützel tatsächlich geeignet, um unsere Gesellschaft weiterzubringen?
Die Welt ist in Bewegung. Unsere Freiheiten und der erarbeitete Wohlstand stehen unter Druck. Ohne bewusste Weiterentwicklung nehmen Freiheit und Wohlstand nicht zu, sondern kontinuierlich ab.
Pragmatismus hat die Schweiz immer ausgezeichnet und stark gemacht – getragen von Rechtsstaatlichkeit, der Übernahme von Verantwortung und der Mög- lichkeit zur Mitgestaltung. Freies Denken, die konsequente Frage nach dem Zweck, Neugier und lösungsorientiertes Handeln haben Innovation ermöglicht. Diese Notwendigkeit von Erneuerung – verankert bereits in der Präambel unserer Bundesverfassung – stärkt Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt. Das gelingt jedoch nur durch ein Zusammenstehen und dem Bekenntnis zu Rechtsstaatlichkeit, der Einforderung der damit einhergehenden Pflichten und der Möglichkeit der Mitgestaltung. Dazu braucht es alle von uns.
Als Gesellschaft sind wir gefordert, pragmatisch zu bleiben und Veränderung als Chance zu begreifen. Wandel ist keine Ausnahme, sondern eine Konstante. Unser Nationalsymbol Wilhelm Tell – literarisch geprägt durch Friedrich Schiller – steht sinnbildlich für diesen Anspruch. Schillers Hinweis, dass «wer nicht mit der Zeit geht, mit der Zeit geht» bleibt dabei hochaktuell.
Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir den Bruch der Rechtsstaatlichkeit von Trump, die Überregulierung und Verwaltung in Brüssel oder die Planwirtschaft in Peking kritisieren. Die Frage ist vielmehr, ob wir bereit sind, selbst Verantwortung zu tragen und damit zu beweisen, dass unser freiheitliches, demokratisches System eine Zukunft hat. Wer Freiheit will, aber Innovation fürchtet, will keine Freiheit, sondern Bequemlichkeit. Eine erwachsene Gesellschaft entscheidet sich nicht für Sicherheit vor Veränderung – sondern für Gestaltung trotz Risiko.
Stillstand – und der Versuch, sich mit Verschuldung die Privilegien zulasten zukünftiger Generationen zu sichern – bringen uns nicht weiter. Ich glaube daran, dass wir den unbequemen Weg der Freiheit gehen können: mit Verantwortung und Prinzipien als Grundbausteinen. Und mit dem Mut, aus dem Vorhandenen etwas Neues zu bauen. Wie mein Sohn, der vorhandene Ressourcen optimal nutzt und daraus Neues und Innovatives schafft, statt auf eine starre Anleitung zu warten.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

