Sprochlichi Schönfärberei
18.07.2025 PersönlichWon i im Wörterbuech vo de historische Bruefsbezäichnige öppis nochegluegt ha, bin i ufe «Schönfärber» gstoosse. Früecher het men äim so gsäit, wo mit helle Farbe – rot, gääl, blau – Stoff färbt, im Gegesatz zum ...
Won i im Wörterbuech vo de historische Bruefsbezäichnige öppis nochegluegt ha, bin i ufe «Schönfärber» gstoosse. Früecher het men äim so gsäit, wo mit helle Farbe – rot, gääl, blau – Stoff färbt, im Gegesatz zum Schwarzfärber. Für öis hütt isch e Schönfärber äin, wo s Schlächten i dr Wält wäggredt. None mängi angeri Tätigkäit vo früecher, han i feschtgstellt, verstöö mir hütt nümm oder ganz angersch.
Das het mii als Sprochmäischter zöiklet, sälber zum Schönfärber z wärde und mit bsungers witzige alte Bruefsnäme e Gschichtli z verzelle, wo mit de Doppeldüttigkäite vo dene Wörter spiilt. Dr Sässelschriiber abzlegge sozsääge und zum Bierschriiber z wäärde.
Aso ab i Usgang! So richtig Üebig als Nachtkönig ha ni zwar nümm. Trotzdämm fing i mi unger Gassebsetzerinne und Spiilgraafe. Lo mi lo goo zwüsche Jubilierer und Zinggeblööserinne. Aber glii goots mer wie sinerzitt em Dr. Faust, won er mitem Mephisto d Sou uusegloo het: S maa mi nid mitrisse, die Dochtschnüzzer und Schundköniginne um mi umme chöme mer falsch vor. As würde si mer numen öppis vorspiile. As wäres in Würklichkäit alles Spinner, Siechemäischterinne und Schuepisser.
Usserdämm macht mi s Bier zum Torkelmäischter und bimene Höörli zum Brächvater! Drum erkläär i mi stracks zum Britschemäischter und ab is Näscht. Am angere Moorge goots mer wie em Schöppelimunggi im Tootemügerli vom Franz Hohler: S isch mer, i sig e Liichebitter und i bruuchti e Seelewärterin. Jä nu. I mim Alter isch me besser e Sunnechröömer statt e Nachtstiiger.
Was die historischen Berufe tatsächlich bedeuteten (wo die weibliche Form dazu gehörte, dürfen alle selber entscheiden):
Sprachmeister: privater Sprachlehrer. Sesselschreiber: Schreiber, der auf dem Markt gegen Bezahlung Texte verfasst. Bierschreiber: 1. Buchhalter in einer Brauerei. 2. Beamter, der Gasthäuser kontrolliert. Nachtkönig: Person, die nachts Toiletten reinigt. Gassenbesetzer: Wegmacher, der Strassen ausbessert (mit Bsetzisteinen). Spielgraf: Beamter, der Schauspieler und Musikanten beaufsichtigt. Jubilierer: Juwelier. Zinkenbläser: Musiker (der den Zink spielt). Dochtschnäuzer: Jemand, der in öffentlichen Einrichtungen für das Licht verantwortlich ist. Schundkönig: wie Nachtkönig. Spinner: Handwerker, der Fäden herstellt. Siechenmeister: 1. Krankenpfleger, 2. Vorsteher eines Spitals. Schuepisser: Inhaber eines Schuposs, d. h. eines kleinen Bauernhofs oder eines Stücks Land. Torkelmeister: Herr über eine Weinpresse. Brechvater: Verwalter eines Spitals (Brech = kurz für Gebrechen). Pritschenmeister: Spassmacher, Zeremonienmeister. Leichenbitter: Person, die Todesfälle verkündet und das Begräbnis organisiert. Seelenwärter: 1. Seelsorger, 2. Testamentsvollstrecker. Sonnenkrämer: Hausierer, der im Freien verkauft. Nachtsteiger: Bergmann, der während der Nachtschicht Dienst hat.
Markus Gasser (1966), Schwarzbube, geboren und aufgewachsen in Nunningen, Solothurn. Sprach- und Mundartredaktor bei Schweizer Radio SRF. Eine Folge seines Podcasts «Dini Mundart» widmet sich dem Thema «Sprache und Macht bei Stadtnamen». www.srf.ch/audio.