Beim Brünzle beachten
Die Zeedel sind längst verfasst, die Verse gedrechselt. Doch weil uns immer wieder ein letzter Spruch einfällt, der noch auf die Waggiswaage-Wand gepinselt werden will, seien hier kurz vor der Oberbaselbieter Bauernfasnacht die ...
Beim Brünzle beachten
Die Zeedel sind längst verfasst, die Verse gedrechselt. Doch weil uns immer wieder ein letzter Spruch einfällt, der noch auf die Waggiswaage-Wand gepinselt werden will, seien hier kurz vor der Oberbaselbieter Bauernfasnacht die wichtigsten Regeln fürs Schreiben in der Mundart in Erinnerung gerufen.
Richtig: Verbindliche Regeln gibt es nicht, erst recht nicht an der Fasnacht (die wir «Fasnecht» schreiben). Aber es geht ja darum, dass die Mundart leicht zu lesen ist.
Verzichte – an der Fasnacht wird geduzt – erstens auf Apostrophe. Zum Auslassungszeichen greifen wir in der Mundart ebenso häufig wie in der Schriftsprache, nämlich so gut wie nie. Wenn wir feststellen, «s rägnet», dann schreiben wir das auch so; und nicht «’s rägnet» und schon gar nicht «s’ rägnet». Aber wir hoffen, dass apostrophlos «d Sunne schyynt». Und wenn schon «Räge» oder «Rääge» fällt, dann bitte wenigstens kein «Räägä». Der Umlaut «Ä» hat in unbetonten Silben ebenso wenig verloren wie der männliche Artikel vor dem sächlichen Chluuri.
Bleibt noch der Buchstabe «i», den es im Gegensatz zum Hochdeutschen gleich in vier Ausprägungen gibt: dumpf-kurz, dumpf-lang, spitz-kurz, spitz-lang. Also zum Beispiel «wider» (für «wieder»; schreibe auf Mundart nie wieder «wieder»!), «Biire» (für «Birne»), «wyter» (für «weiter») und «Ryychi» (für «Reiche»). «E Ritter» ist ein Ritter, «e Ryter» ist ein Reiter.
Und Ö und Ü? Nur an der Basler Fasnacht werden «Gründe» gleich wie der Kopf als «Grind» sowie die «Löcher» als «Lecher» geschrieben. Das ist gekünstelt. Lassen wir den Bebbi dieses Firzli beim Värslibrinzle. Hauptsache, wir bleiben von einer Apostroph-Flut verschont sowie Ö und Ü treu. Und werden von einer Ä-flation verschont.
Jürg Gohl, Autor «Volksstimme»