Sonderlasten gerechter abgelten
12.04.2024 HemmikenFunkstille vor dem Nachwahltermin
Obwohl die Hemmiker Exekutive «nur» drei Sitze zählt, sind auf die neue Amtsperiode hin mit Alfred Sutter und Manuela Alispach erst zwei besetzt. Wer für den abtretenden Adrian Meier nachrückt, ist noch völlig offen. Das ...
Funkstille vor dem Nachwahltermin
Obwohl die Hemmiker Exekutive «nur» drei Sitze zählt, sind auf die neue Amtsperiode hin mit Alfred Sutter und Manuela Alispach erst zwei besetzt. Wer für den abtretenden Adrian Meier nachrückt, ist noch völlig offen. Das amtierende Gemeindeoberhaupt Alfred Sutter erklärt, wie das Problem gelöst werden kann.
Otto Graf
Herr Sutter, was zeichnet die Gemeinde Hemmiken besonders aus?
Alfred Sutter: Wir sind eine kleine Gemeinde. Man kennt sich. Alles ist überschaubar. Es ist ruhig, da praktisch kein Durchgangsverkehr vorhanden ist.
Welchen Stellenwert und welchen politischen Einfluss haben die Vereine im Dorf?
Die Kultur ist weitgehend von den Aktivitäten der Vereine geprägt. Diese befassen sich auch mit personellen Fragen, etwa wenn es um das Besetzen von Ämtern und Funktionen geht. Obwohl Hemmiken bei Urnengängen klar bürgerlich tickt, treten die politischen Parteien offiziell nicht in Erscheinung. Erwähnen möchte ich den Turnverein, ein Gesamtverein aller Riegen, die Schützengesellschaft, den Frauenverein, den Handdruckspritzenverein, den Natur- und Vogelschutzverein sowie den Fünfliberverein. Sie alle tragen dazu bei, dass Hemmiken ein attraktives Dorf bleibt.
Wo treffen sich die Leute, seit das «Rössli» keine Dorfbeiz mehr ist?
Unter anderem im «Rössli» (lacht). Die einst beliebte Beiz ist nach wie vor ein Ort, wo sich Leute, namentlich Handwerker und Pensionierte aus dem Dorf und aus den Nachbargemeinden, regelmässig zum Gedankenaustausch treffen. Daneben existieren weitere Treffpunkte der Vereine, beispielsweise in der Mehrzweckhalle oder im Schützenhaus.
Wo gehen die Kinder zur Schule?
Der Kindergarten wird nach dem Exil in Ormalingen wieder in Hemmiken geführt; desgleichen die Primarschule. Nach der 6. Klasse besuchen die Kinder die Schule in Gelterkinden. Die Musikschule ist für alle ebenfalls in Gelterkinden.
In Hemmiken erlebte der Gemeinderat eine Phase mit fünf Mitgliedern. Jetzt sind es wieder drei. Warum dieser Wechsel? Hat das Dorf Mühe, die Ämter zu besetzen?
Das ist tatsächlich so. Vor Jahren wurde die Sitzzahl im Gemeinderat von drei auf fünf erhöht, um die Arbeitsbelastung des einzelnen Mitglieds zu reduzieren. Dann zeigte sich nach Rücktritten in der Behörde, dass kaum Kandidierende gefunden werden konnten, worauf man sich wieder auf drei Sitze einigte. Leider ist nach dem Rücktritt von Adrian Meier aus dem Rat per Ende Juni 2024 bis jetzt keine Kandidatur bekannt. Daran haben auch Gespräche anlässlich des Eierlesets am Sonntag nichts geändert.
Sie werden sich wohl wiederum um das Präsidium bewerben?
Eigentlich hatte ich vor, mich auf Ende der Amtsperiode aus der Kommunalpolitik zu verabschieden. Mangels Nachfrage bin ich nochmals angetreten. 1996 kam ich in den Gemeinderat, 1999 wählte mich das Volk zum Präsidenten. Ich hoffe, dass sich bald jemand um den vakanten Sitz bewirbt. Zunächst muss der Gemeinderat komplettiert werden. Dann sehen wir weiter. Im Gegensatz zum Gemeinderat kennt der Bürgerrat keine personellen Probleme.
Welches ist derzeit die grösste Herausforderung der Gemeinde?
Das sind die Finanzen. Das Steuersubstrat ist zu gering, um den Finanzhaushalt langfristig im Gleichgewicht zu behalten. Ein zweckbestimmtes Legat des Hemmiker Bürgers Fritz Buser von rund 1,5 Millionen Franken gab uns etwas Luft, sodass wir das Schulhaus umbauen konnten. Dafür sind wir dankbar. Die Erschliessung von Bauland ist ein realistischer Hoffnungsschimmer, dass in absehbarer Zeit neben den vier bereits baubewilligten Wohnhäusern noch etwa acht weitere Neubauten entstehen könnten. Durch die Unsicherheit bezüglich drohender Auszonungen wegen der zu grossen Baulandreserven sowie den bei Erschliessung fälligen vorläufigen Anschlussgebühren konnten wir dem Horten von Bauland entgegenwirken. Die Gemeinde selbst hat kein eigenes Bauland, lediglich eine Parzelle in der öW-Zone, die mit nicht mehr benötigten Objekten überbaut ist. Derzeit läuft die Revision der Vorschriften des Zonenplans Siedlung. Es ist denkbar, dieses Grundstück in eine Wohnzone zu verschieben.
Welche Erwartungen hat Hemmiken gegenüber dem Kanton?
Wir erwarten, dass der Kanton namentlich die kleinen ländlichen Gemeinden fairer behandelt. Auch die Kommunen an der Peripherie sind ja Bestandteil des Baselbiets und dessen Identität. Mit ihren hohen Steuerfüssen erbringen sie beträchtliche Eigenleistungen, damit die Dörfer attraktiv und lebenswert bleiben. Doch das reicht nicht. Ich verstehe, dass die Gebergemeinden des horizontalen Finanzausgleichs zurückhaltend sind. Aber bei den Sonderlasten sollten die finanzschwachen Gemeinden besser berücksichtigt werden.
Wie sehen Sie die Zukunft von Hemmiken? Ist der Zusammenschluss zu einem grösseren Gebilde langfristig ein Ziel?
(Überlegt lange): Ich denke, dass sich die Gemeinden aus finanziellen und personellen Gründen dereinst zu grösseren Gebilden vereinigen werden. Dazu braucht es demokratische Strukturen, die allen Dörfern und den Befindlichkeiten der Bevölkerung Rechnung tragen. Der Anstoss muss von innen kommen und vom Volk mitgetragen werden, wobei der Kanton durchaus finanzielle Anreize schaffen darf. Die Ortsteile müssen ihre Identität behalten.
Die Gemeindeverwaltung von Buus ist auch für Hemmiken zuständig. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen und wie hat sich diese bewährt?
Das ist fast ein Zufall. Ich hatte damals vernommen, dass in Buus eine Mitarbeiterin ihr Arbeitspensum auf der Verwaltung erhöhen wolle. Gleichzeitig suchten wir eine Gemeindeschreiberin oder einen -schreiber. So hat sich diese Zusammenarbeit, die ausgezeichnet funktioniert, ergeben.
Was gedenkt Hemmiken bezüglich der drohenden Reduzierung der abendlichen Postautoverbindungen zu unternehmen?
Die tiefen Fahrgastzahlen versprechen tatsächlich nichts Gutes. Das Beibehalten des aktuellen Fahrplans wäre aber ein Pluspunkt, warum es sich lohnt, in Hemmiken zu wohnen. Zudem hält sich das Sparpotenzial auf der Linie 102 von Gelterkinden nach Kienberg finanziell und zeitlich in sehr engen Grenzen. Abgesehen davon hat die nächtliche Schleife über Hemmiken und den Asphof in Rothenfluh seine ganz besonderen Reize.