Politiker von rechts bis links ziehen eine Anpassung des Univertrags in Erwägung
Die Forderung der SVP, aus dem Univertrag auszusteigen, ist kaum mehrheitsfähig. Eine Anpassung der Kostenaufteilung zwischen Baselland und Basel-Stadt aber möglicherweise schon. Es geht dabei ...
Politiker von rechts bis links ziehen eine Anpassung des Univertrags in Erwägung
Die Forderung der SVP, aus dem Univertrag auszusteigen, ist kaum mehrheitsfähig. Eine Anpassung der Kostenaufteilung zwischen Baselland und Basel-Stadt aber möglicherweise schon. Es geht dabei um Hunderte Millionen.
Janis Erne
Fast 100 Millionen Franken – so hoch ist der Verlust, den der Kanton Baselland im vergangenen Jahr eingefahren hat. Als Sparmassnahme schlägt die SVP nun vor, aus dem gemeinsamen Univertrag mit Basel-Stadt auszusteigen. Baselland solle nur noch die Kosten für die eigenen Studierenden bezahlen, wie das andere Kantone tun, nicht aber sich am Gesamtbudget der Uni beteiligen. Dadurch könnten jährlich rund 80 Millionen eingespart werden, wie SVP-Landrat Reto Tschudin im «Volksstimme»-Interview sagte.
Doch: Wie mehrheitsfähig ist die Forderung der SVP? Und was meinen andere Parteien dazu?
Anfragen der «Volksstimme» und Äusserungen von Politikern in anderen Medien zeigen: Eine Abkehr von der Uni will eigentlich niemand – nicht einmal Partnerinnen der SVP.
So schreibt Balz Stückelberger, der Vizefraktionschef der FDP im Landrat: «Baselland ist Trägerkanton der Uni und soll das auch bleiben.» Seine Partei stehe zur Universität Basel. So auch die Grünen: «Wir sind gegen Schnellschüsse und stehen hinter einer starken gemeinsamen Universität», schreibt Fraktionschef Stephan Ackermann. Und im Streitgespräch mit SVP-Fraktionschef Peter Riebli beim SRF-«Regionaljournal» betonte SP-Landrat Adil Koller die Wichtigkeit der Uni: Sie generiere eine hohe Wertschöpfung, wovon nicht zuletzt die regionale Wirtschaft profitierte.
Ungleiche Finanzkraft
Trotz Bekenntnis zur Universität gibt es Gedankenspiele über eine Anpassung der Kostenaufteilung. Dies, weil die Finanzkraft der beiden Basel zuletzt stark auseinandergedriftet ist. Während Baselland 2023 ein Minus von 94 Millionen Franken erzielte, verzeichnete Basel-Stadt ein Plus von 434 Millionen. An die Uni indessen zahlten 2022 beide fast gleich viel: Baselland 164 Millionen, Basel-Stadt deren 169.
«Aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten von Stadt und Land braucht es umgehend Verhandlungen über eine angemessene Berücksichtigung dieses Ungleichgewichts», meint deshalb FDP-Landrat Balz Stückelberger.
Ähnlich, wenn auch ein wenig zurückhaltender, äussert sich Stephan Ackermann von den Grünen: «Wir können nicht im Gleichschritt mit Basel gehen, deshalb braucht es möglicherweise Anpassungen im Universitätsvertrag.» Jedoch sollten auch andere Bereiche als die Uni auf mögliche Sparpotenziale überprüft werden, wie Ackermann ergänzt.
Budget-Verhandlungen laufen
Diskussionen gibt es nicht nur über die Finanzierung, sondern auch darüber, ob die Uni Basel weiterhin eine Volluni sein, also alle Fächer anbieten soll: von Geschlechterforschung über Latinistik bis zu Altertumswissenschaften. SVP-Landrätin Caroline Mall etwa spricht sich seit Längerem dafür aus, noch stärker als bis anhin auf Life Sciences zu setzen. Sie will laut SRF-«Regionaljournal» einen entsprechenden Vorstoss einreichen.
Während die Parteien im Baselbiet über die Uni diskutierten, verhandeln die beiden Kantone hinter den Kulissen bereits über das neue Globalbudget. Ein Knackpunkt dürften nicht nur die Stimmen aus dem Baselbiet sein, weniger zu zahlen. Auch die Finanzlage der Uni sieht nicht rosig aus. Für das laufende Jahr erwartet sie einen Verlust von 50 Millionen Franken.