Seltene Begegnung mit einem Fasan
12.12.2025 BaselbietKehrt das Feldhuhn vermehrt in unsere Region zurück?
Es war im November, als vor einem Passanten am Waldrand im Raum Möhlin im Fricktal ein Fasan aufflatterte. Ist das ein Hinweis darauf, dass der seltene Vogel hier bald wieder häufiger anzutreffen ist? Eher nicht, meint ...
Kehrt das Feldhuhn vermehrt in unsere Region zurück?
Es war im November, als vor einem Passanten am Waldrand im Raum Möhlin im Fricktal ein Fasan aufflatterte. Ist das ein Hinweis darauf, dass der seltene Vogel hier bald wieder häufiger anzutreffen ist? Eher nicht, meint Jagdexperte Rolf Senn.
Rolf Senn
In den vergangenen Jahren sind Beobachtungen von Fasanen – wie jüngst bei Möhlin – bei uns zunehmend selten geworden. Begegnungen in der Nordwestschweiz gelingen meist nur noch in der Rheinebene nördlich des Baselbiets, wie die Karte mit den Vorkommen in der Schweiz zeigt. Die aktuelle Population wird schweizweit auf 100 bis 500 Brutpaare pro Jahr geschätzt, wobei der Bestand stark schwankt. Aus dem Mittelland und auch aus unserer Region hat sich das Feldhuhn dagegen weitgehend zurückgezogen.
Vom Aussterben bedroht ist der Fasan nicht, denn in seinen Ursprungsländern vom Schwarzen Meer bis nach Ostasien ist er weit verbreitet. Anders sieht es bei uns aus: Livio Rey von der Vogelwarte Sempach geht davon aus, dass Fasane im Baselbiet kaum noch geeigneten Lebensraum vorfinden. Für das Jahr 2025 seien lediglich drei Sichtungen aus dem Raum Birsigtal gemeldet worden. Aus jagdlicher Sicht seien in den vergangenen zehn Jahren überhaupt keine Beobachtungen aus dem Baselbiet bekannt, heisst es auf Anfrage beim Amt für Wald und Wild beider Basel.
Nicht wirklich einheimisch
Fasane wurden bereits zur Römerzeit aus Asien nach Europa gebracht. Ihre Haltung ist in Mitteleuropa zunächst an Fürstenhöfen nachweisbar. Später setzte man sie grossflächig in geeigneten Revieren zu Jagdzwecken aus – wobei die Bestände meist von künstlicher Nachzucht abhängig blieben.
Für ihre bevorzugten Lebensräume geben die vier «W» – Wald, Wasser, Wiesen und Weizen – einen guten Hinweis, ergänzt um ein fünftes «W» für Wärme. Gebiete, die tiefer als 400 Meter über Meer liegen, Auwälder, gemischte Feld-Wald-Gebiete, buschige Waldränder und Ufervegetation eignen sich besonders gut. Das Oberbaselbiet erfüllt diese Bedingungen nur teilweise, was erklärt, weshalb es hier kaum Vorkommen gibt. Hinzu kommt: Das Beobachten und Zuordnen ist anspruchsvoll; selbst vorhandene Fasane würden wohl selten entdeckt.
Die scheuen Feldhühner reagieren empfindlich auf Störungen und gelten als Kulturflüchter. Ob sie sich bei uns jemals wieder heimisch fühlen, hängt davon ab, ob ihnen ein Lebensraum mit Nahrung, Deckung und ungestörter Fortpflanzung geboten wird. Danach sieht es derzeit nicht aus: Der Fasan findet bei uns immer weniger geeignete Bedingungen, und sein Vorkommen nimmt seit Jahren stark ab. Daran ändert auch der Umstand wenig, dass der Vogel in der Schweiz – anders als in Deutschland und Frankreich – geschützt ist und nicht bejagt wird.
Balz beginnt im März, Brut dauert 24 Tage
rs. Als Hühnervogel mit kräftigem Schnabel nimmt der Fasan eine Vielzahl vorwiegend pflanzlicher Nahrung auf. Die Küken sind hingegen auf viele Insekten angewiesen. Für ein geeignetes Revier empfiehlt sich das Pflanzen von fruchttragenden Bäumen. Die Balz beginnt im März, das Gelege der Bodenbrüter liegt meist in Wiesen, Weiden, Hecken oder Gehölzen. Die Brut dauert rund 24 Tage. Nesträuber erschweren die Aufzucht. Voraussetzungen, die den Jungvögeln bessere Überlebenschancen bieten, wären nötig. Fuchs, Dachs, Marder, Milane und Bussarde setzen dem Nachwuchs ähnlich zu wie beim Feldhasen.
Nachts ziehen sich die Vögel auf ihre Schlafbäume zurück. Männchen erreichen eine Körperlänge von 70 bis 90 Zentimetern, wovon 45 bis 60 Zentimeter auf den langen, spitzen Schwanz entfallen. Weibchen sind etwas kleiner. Ein ausgewachsener Hahn wiegt rund 1,5 Kilo, eine Henne 1,1 bis 1,4 Kilogramm.
Rolf Senn (Liestal) ist Jäger und Jagdbuchautor.

