Seit 100 Jahren unverzichtbar
02.05.2025 BaselbietBrunnmeister sorgen für sauberes Trinkwasser
Der Brunnenmeisterverband Baselland und Umgebung feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Die «Volksstimme» hat den Oberbaselbieter Brunnmeister Michael Tschudin begleitet und ihn zu seinem Beruf befragt.
Willi Wenger
Brunnmeister Michael Tschudin, der mit seinem Unternehmen Tschudin Haustechnik neben Lausen auch die Gemeinden Oberdorf, Hölstein und Seltisberg betreut sowie in Eptingen unterstützend mitwirkt, ist jemand, der seine Profession mit Herzblut ausübt: «Den Beruf als Brunnmeister kann man nicht lernen, man muss ihn leben», sagt der 52-jährige gebürtige Waldenburger.
Auch deshalb ist es für ihn keine Belastung, das ganze Jahr – in der Regel wöchentlich während 7 Tagen und 24 Stunden – einsatzbereit zu sein. Das gehöre zum Beruf, stellt Tschudin klar, der einst Berufsausbildungen als Hochbauzeichner, Sanitärinstallateur und Heizungsmonteur abgeschlossen hat. Er ist zudem im Besitz der Höheren Fachprüfung für Haustechnikplaner und aufgrund einer weiteren Ausbildung berechtigt, den gesetzlich geschützten Titel Brunnmeister zu führen.
Über 100 Hydranten pro Dorf
Im Gespräch wird seine Leidenschaft für den Beruf spürbar: Er habe «Brunnmeister-Blut» in seinen Adern, da er aus einer «Brunnmeister-Dynastie» stamme. Bereits sein Urgrossvater hat diesen Beruf im Waldenburgertal ausgeübt. Michael Tschudin: «Unsere Firma, die ihren Sitz heute in Niederdorf hat, wurde 1876 in Waldenburg als klassische Dorfspenglerei gegründet. So gesehen kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass seitens der Familie Tschudin bereits mehrere Generationen ‹im Graben gestanden sind›.»
Die heutige Unternehmensform besteht seit 1995. Sie wird geleitet von Geschäftsführer Roger Tschudin. Michael Tschudin ist als zweites Verwaltungsratsmitglied Leiter des Bereichs Wasserversorgung.
Neben Lausen, von wo aus die Nähe zur Kundschaft in den Bezirken Liestal und Sissach gepflegt wird, ist die Tschudin Haustechnik AG seit Generationen im Waldenburgertal zu Hause. Michael Tschudin unterstreicht dies mit der Aussage, dass er in den Talgemeinden Oberdorf und Hölstein, aber auch in Seltisberg und Eptingen, wo das Unternehmen «unterstützend» mitwirkt, das Wasserversorgungssystem zu 100 Prozent verstehe.
«Ich kenne in Hölstein alle 140 und in Oberdorf alle 110 Hydranten auswendig. Dies bei je gut 22 Kilometern Wasserleitungen.» Über jene in Lausen (170) und Seltisberg (90) wisse er ebenfalls herausragend Bescheid, ergänzt Tschudin, der auch bei der «Regionalversorgung 7 Waldenburgertal» eingebunden ist.
Wo es das «beste» Wasser gibt
Dass das Element Wasser zu seinen Kernkompetenzen gehört, zeigt Tschudin der «Volksstimme» beim Besuch des Grundwasserpumpwerks Häspech in Lausen. «Von hier aus versorgen wir ganz Lausen mit Wasser», erklärt der Brunnmeister. Er zeigt auf die Pumpen und Filter und sagt, dass die Kontrolle und die Wartung «seiner» Anlagen das «A und O» sei.
«Wir sind verpflichtet, die Infrastruktur wöchentlich einer Inspektion zu unterziehen. Es müssen Brunnstuben, Quellstuben, Pumpwerke und Reservoirs, um nur einige Anlagen zu nennen, im Auge behalten werden.» Diese Aufzählung zeigt die Vielseitigkeit des Berufs.
Auf die Frage, wer im Oberbaselbiet über das «beste» Wasser verfüge, antwortet Tschudin: Es störe ihn jedes Mal, wenn behauptet wird, das Wasser sei nicht überall qualitativ einwandfrei. Dieses «Ammenmärchen» weist er entschieden von sich: «Ich garantiere im Namen unseres Berufsstands, dass alle Konsumentinnen und Konsumenten Wasser in höchster Qualität beziehen können.» Dennoch: Sein Lieblingswasser sei jenes in Oberdorf. «Für mich ist dies das ‹beste› Wasser. Es sprudelt im Gebiet z’Hof in 4 Metern Tiefe aus den Quellen.» Der Oberbaselbieter Brunnmeister – er wohnt in Oberdorf – ist gelegentlich stark gefordert. Tschudin erinnert sich an ein starkes Unwetter 2011 in Oberdorf, als drei Blitzschläge die Wasserversorgung lahmlegten. Alle elektrischen Teile seien durchgebrannt. Es habe nichts mehr funktioniert. «Wir meisterten eine sehr anspruchsvolle Zeit. Alle Pumpen mussten von Hand bedient werden. Es dauerte acht Wochen, bis die Automatisierung wieder einwandfrei funktionierte. Als Brunnmeister war ich während zweier Monate vier Mal am Tag und sieben Mal in der Woche im Einsatz, um die Pumpen manuell einzustellen.»
Alte Leitungen als Problem
Im Regelfall werden die von Tschudin und seinem Personal betreuten Wasserleitungsnetze jedoch mit Tablets, Handys und Computern gesteuert und überwacht. Die Netze sind je nach Gemeinde unterschiedlich lang: in Hölstein und Oberdorf etwa 22 Kilometer, in Lausen 35 Kilometer. Jene jüngeren Datums bestehen aus Kunststoff und verfügen normalerweise über einen Durchmesser von 100 Millimetern. Die Hausanschlüsse haben im Regelfall einen Querschnitt von 40 Millimetern.
Bis vor 50 Jahren wurden ausschliesslich Guss- und zum Teil Eternitleitungen in den Boden verlegt. Diese haben laut Tschudin ihr Lebensalter vielfach überschritten; Leitungsbrüche kommen immer wieder vor. Dann seien Wasserverluste nicht zu vermeiden. «Diese können bei grossen Ereignissen bis zu 7000 Liter pro Minute betragen.»
Berufsbildung wichtig
Die Tschudin Haustechnik AG misst der Berufsbildung eine hohe Bedeutung bei. Tschudin: «Wir legen grossen Wert auf die Lehrlingsausbildung. Nur so wird qualifizierter Nachwuchs sichergestellt.»
Lehrlinge zu finden sei allerdings sehr schwer. «Bis jetzt haben wir es aber noch immer geschafft», sagt Tschudin. Zurzeit hat er unter anderem zwei junge Männer aus Afghanistan in Ausbildung. Sie seien sehr engagiert und motiviert. «Ich kann ihnen bisher ein sehr gutes Zeugnis ausstellen», so Tschudin.
Von der Quelle bis zum Wasserhahn
en. Der am 15. Februar 1925 in Liestal gegründete Brunnenmeisterverband Baselland und Umgebung hat seit 100 Jahren ein Ziel: das Betreiben und Kontrollieren des Trinkwassernetzes – dies von der Quelle in der Natur bis zum Wasserhahn in den Gebäuden. Laut Vorstandsmitglied Michael Tschudin kontrollieren die Brunnmeisterinnen (diese sind noch klar in der Unterzahl) und Brunnmeister alle Anlagen, wo Wasser entnommen, aufbereitet und transportiert wird. Die Berufsleute garantieren, dass Verbraucherinnen und Verbraucher rund um die Uhr Trinkwasser in Topqualität zur Verfügung haben. Dabei stellen sie auch sicher, dass die Wasserqualität den geltenden Vorschriften entspricht.
Zum Verbandsgebiet gehören alle Gemeinden des Kantons Baselland und des Kantons Basel-Stadt. Mehrere Gemeinden aus den Kantonen Aargau, Bern und Solothurn sind ebenfalls Mitglied bei den Baselbietern. Als Fachverband fördert er die notwendige Ausund Weiterbildung sowie den Austausch unter den Brunnmeisterinnen und Brunnmeistern mittels Vorträgen und Exkursionen. Es gelte, so Präsident Felix Salvini aus Münchenstein, «die Sachverständigen durch fachtechnische Informationen zu fördern und ihre Stellung in allen Belangen der Wasserversorgung zu stärken».
Gefeiert wird das Jubiläum am 9. Mai an mehreren Orten im Unterbaselbiet und in Basel. Nach einer Werksbesichtigung bei der Primeo Energie AG in Münchenstein ziehen die Mitglieder ins Gundeldinger Feld nach Basel, wo die ordentliche Generalversammlung inklusive Apéro stattfindet. Der Festakt mit Rahmenprogramm geht im «Filter 4» auf dem Basler Bruderholz über die Bühne.