Rückkehr ins Baselbiet
08.05.2025 BaselbietMedizinalunternehmen konzentriert sich auf einen Standort
Waldenburg, Basel – und nun die Rückkehr ins Baselbiet: Der Zahnimplantatehersteller Straumann zieht nach Arlesheim. Dort soll ein Hub für Medizinaltechnik entstehen. Geplant sind Investitionen von 500 Millionen ...
Medizinalunternehmen konzentriert sich auf einen Standort
Waldenburg, Basel – und nun die Rückkehr ins Baselbiet: Der Zahnimplantatehersteller Straumann zieht nach Arlesheim. Dort soll ein Hub für Medizinaltechnik entstehen. Geplant sind Investitionen von 500 Millionen Franken. Der Kanton will 36,5 Millionen beisteuern.
vs./sda. Der Zahnimplantate-Spezialist Straumann will seinen Hauptsitz in den kommenden Jahren schrittweise von Basel nach Arlesheim verlegen. Künftig sollen die Aktivitäten im Raum Basel auf das Industrie- und Technologieareal «Uptown Basel» konzentriert werden. Dies teilte Straumann vorgestern in einer gemeinsamen Medienmitteilung mit dem Kanton Baselland und «Uptown Basel» mit.
Bereits 2021 hatte das Unternehmen angekündigt, mehrere Betriebsstandorte in Arlesheim zusammenzuführen, hielt damals jedoch am Hauptsitz im Jacob-Burckhardt-Haus beim Bahnhof Basel SBB fest. Nun will Straumann seine Standorte Basel, Muttenz, Reinach und Rheinfelden in Arlesheim bündeln. Das dafür vorgesehene Areal liegt an der Autobahn A18 und an der Grenze zu Münchenstein.
Das Medizintechnik-Unternehmen wurde 1954 durch Reinhard Straumann als Forschungsinstitut in Waldenburg gegründet, ehe es nach 50-jährigem Bestehen 2004 nach Basel wegzog. Das Wehklagen über den Verlust des bedeutenden Arbeitgebers war damals gross im Waldenburgertal und stand am Beginn eines wirtschaftlichen Abschwungs, der bis heute nachwirkt.
Straumann zählt längst zu den global führenden Anbietern von Lösungen für Zahnersatz und Kieferorthopädie. Das Unternehmen beschäftigt heute weltweit rund 12 000 Mitarbeitende und erzielte 2024 einen Umsatz von mehr als 2,5 Milliarden Franken.
Der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber («Mitte») und Volkswirtschaftsdirektor Thomi Jourdan (EVP) gaben am Dienstag vor Ort in Arlesheim ihrer Freude darüber Ausdruck, einen grossen Arbeitgeber und potenten Steuerzahler begrüssen zu dürfen. Gegenüber dem «Regionaljournal» von Radio SRF bedauerten Verantwortliche aus Basel-Stadt den Wegzug des Unternehmens in den Nachbarkanton. Es sei leider nicht gelungen, Straumann ein geeignetes Areal auf Stadtboden anzubieten.
Parallel zu den Umzugsplänen von Straumann gab die Baselbieter Regierung bekannt, bis 2029 insgesamt 36,5 Millionen Franken in «Uptown Basel» investieren zu wollen. Auf dem Areal in Arlesheim soll ein «Med Tech Innovation Hub» entstehen, der IT, Materialwissenschaften und Medizintechnik zusammenführt. Ziel ist es, zukunftsträchtige Unternehmen anzulocken und Startups zu fördern, und so Arbeitsplätze zu schaffen sowie Steuereinnahmen zu generieren. Auch die Universität Basel, die Fachhochschule Nordwestschweiz und das Berufsbildungszentrum Baselland sollen einbezogen werden.
Die Gelder müssen noch vom Landrat bewilligt werden. In der Vorlage schreibt der Regierungsrat, die erwarteten Steuereinnahmen dürften die öffentlichen Ausgaben mindestens decken. Die angekündigte Ansiedlung von Straumann wird mit Sicherheit dazu beitragen.
Kanton will Räume vermieten
Vorbild für den Hub in Arlesheim ist der «Switzerland Innovation Park Basel Area» in Allschwil, der sich erfolgreich auf Life Sciences spezialisiert hat. Dort wurden in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche Unternehmen, Forschungsinstitutionen und Stiftungen aus der Pharmaund Biotechnologiebranche angesiedelt. Mit dem Fokus auf Medizinaltechnik in Arlesheim will sich der Kanton wirtschaftlich breiter aufstellen.
Der Regierungsrat plant, den Aufbau des Hubs mit einer Anschubfinanzierung zu unterstützen. Dafür sollen Räumlichkeiten wie Büros, Labore oder Veranstaltungsräume auf dem Areal angemietet und vergünstigt oder kostenlos an potenzielle Nutzer wie Start-ups oder Forschungseinrichtungen vermietet werden. Damit soll das Risiko von Leerständen und Ausfällen reduziert werden. Die Immobilien sollen etappenweise gebaut werden; ab 2028 soll der «Med Tech Innovation Hub» vollständig in Betrieb sein.
Ebenfalls vorgesehen ist, dass der Kanton konkrete Projekte in Forschung und Entwicklung sowie die Ansiedlung von Start-ups finanziell unterstützt. Neben dem Kanton beteiligen sich finanziell die Gemeinde Arlesheim, die Familie Staehelin als Eigentümerin des Areals, die Fankhauser Architektur AG als Arealentwicklerin sowie die künftigen Nutzer des Hubs. Das gesamte Investitionsvolumen beläuft sich auf mehr als 500 Millionen Franken.
Das Projekt verfolgt das Ziel, die Entwicklung und Produktion industrieller Güter in der Schweiz zu stärken. Dafür sollen Kompetenzen in den Bereichen Gesundheit, Logistik und Digitalisierung gebündelt werden. In «Uptown Basel» wird bereits der erste kommerziell nutzbare Quantencomputer der Schweiz betrieben. Das Areal in Arlesheim umfasst 70 000 Quadratmeter; geplant ist die Ansiedlung von 50 bis 100 Firmen mit bis zu 2500 Arbeitsplätzen.