Regionalfeuerwehr Liestal als Vorbild
27.05.2025 BaselbietDer Kanton will mehr Zusammenschlüsse
Seit sechs Jahren arbeiten die Gemeinden Liestal, Lupsingen, Seltisberg, Arisdorf, Hersberg und Büren als Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal zusammen. Anfang 2025 schloss sich auch die Gemeinde Nuglar-St.Pantaleon an. Der Kanton ...
Der Kanton will mehr Zusammenschlüsse
Seit sechs Jahren arbeiten die Gemeinden Liestal, Lupsingen, Seltisberg, Arisdorf, Hersberg und Büren als Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal zusammen. Anfang 2025 schloss sich auch die Gemeinde Nuglar-St.Pantaleon an. Der Kanton preist den Zweckverband als Leuchtturm-Projekt.
Tobias Gfeller
Der Saal im Gemeindezentrum Reinach ist an diesem Freitagnachmittag gut gefüllt. Der Baselbieter Regierungsrat und das Feuerwehr-Inspektorat beider Basel haben zum Informationsanlass mit dem Thema «Feuerwehr der Zukunft» eingeladen. Zielpublikum waren Vertreter der Gemeinden und Feuerwehren. Das Ziel der Veranstaltung war augenscheinlich: Den lokal und regional Verantwortlichen für das Feuerwehrwesen sollen grössere Zusammenschlüsse zu Zweckverbänden schmackhaft gemacht werden. Als Vorbilder dienten die 2019 gestartete Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal und die im Januar 2025 gestartete Feuerwehr Birs.
Regierungsrat Anton Lauber («Mitte») pries die beiden Zweckverbände als «Leuchtturm-Projekte» in der kantonalen Feuerwehrlandschaft an. Im Zentrum der Zusammenschlüsse stehen die Regionalisierung und Teilprofessionalisierung. Beide Zweckverbände sind über mehrere Magazine organisiert.
«Es braucht Zeit und Geduld»
Es waren vor rund zehn Jahren auch die Themen Regionalisierung und Teilprofessionalisierung, die bei den lokalen Feuerwehren auf Widerstand gestossen sind, als der Kanton Zusammenschlüsse über die Gemeinden und Täler hinweg einforderte. Der Regierungsrat und das Feuerwehr-Inspektorat mussten anerkennen, dass ihre Ziele nur «bottom up» – von der Basis her – erfolgen können. Das haben die Beispiele Liestal und Birs Jahre später eindrücklich bewiesen. «Es braucht mehrheitsfähige Lösungen», sagte Anton Lauber in seinen einleitenden Worten folgerichtig.
Die Kommandanten Roger Salathe und Christoph Wyttenbach der Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal beziehungsweise der Feuerwehr Birs erinnerten immer wieder an die Emotionalität des Themas. Die jeweilige Verbundenheit mit der Feuerwehr in den Gemeinden sei gross. Es brauche Zeit und Geduld, wenn man einen Zweckverband aufgleisen möchte, betonte Roger Salathe. Als Gründe für die geringere Verfügbarkeit von Feuerwehrangehörigen nannte er berufliche Verpflichtungen, längere Arbeitswege oder gesellschaftliche Veränderungen. Die Antwort darauf müssten eine Regionalisierung und Teilprofessionalisierung sein, ist der Feuerwehrkommandant überzeugt. Durch die Festanstellung einzelner Feuerwehrangehöriger werde das Milizsystem gestärkt, weil die Berufsfeuerwehrleute unter anderem die sich wiederholenden administrativen Arbeiten erledigen können.
Basis nicht vergessen
Soll eine organisierte Zusammenarbeit über mehrere Gemeinden hinweg inklusive Stützpunktfeuerwehr gelingen, müsse man die Leute mitnehmen und einbinden. Restlos alle könne man von der Idee nie überzeugen, gab Roger Salathe zu bedenken und forderte die Kolleginnen und Kollegen im Saal dazu auf, nicht so lange zu warten, bis eine kleine Feuerwehr überhaupt nicht mehr funktioniert und übernommen werden muss. Dass bei der Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal auch zwei Gemeinden aus dem Kanton Solothurn erfolgreich eingebunden wurden, zeige, dass mit einem Zweckverband auch grössere Hürden überwunden werden können.
Roger Salathe und Christoph Wyttenbach sind sich einig, dass sich die grössten Hürden in den Köpfen der Feuerwehrangehörigen befinden. Auch nach dem Start eines neuen Zweckverbands bleibe es ein permanenter Prozess, diese Hürden zu überwinden und Überzeugungsarbeit zu leisten.
Bei der Personalorganisation setzen die Feuerwehren Liestal und Birs auf Tagesmilizen und Homeoffice. Bei den Tagesmilizen verbringen Milizangehörige den ganzen Tag bei der Feuerwehr. Aufgrund der grösseren Distanzen zwischen Wachen und den Arbeitsplätzen sei dies für die Milizangehörigen in ländlichen Gebieten wie dem Oberbaselbiet und Liestal schwieriger, verrät Roger Salathe. Das Homeoffice auf der Wache funktioniere aber gut.
Kein Zwang
Roger Salathe ist für die Zukunft der Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal optimistisch. Die jüngeren Feuerwehrangehörigen wachsen automatisch mit der heutigen Organisation auf und identifizieren sich entsprechend damit.
Regierungsrat Anton Lauber nahm die Referate von Roger Salathe und Christoph Wyttenbach erfreut zur Kenntnis. «‹Bottom up› und Visionen von oben greifen in den meisten Fällen Hand in Hand.» Für Lauber sind die beiden Zweckverbände ein Zielbild für den ganzen Kanton, ohne dass jemand dazu gezwungen werden soll.