Regierung will kein Bahnhofsspital
23.12.2025 BaselbietVariante «Salina Raurica Ost» in Pratteln bleibt im Rennen
Sollte ein Spitalneubau in Pratteln realisiert werden, dann auf dem frei stehenden Areal «Salina Raurica Ost» in der Nähe von Augst. Dies hat der Regierungsrat entschieden. Den Standort «Bredella ...
Variante «Salina Raurica Ost» in Pratteln bleibt im Rennen
Sollte ein Spitalneubau in Pratteln realisiert werden, dann auf dem frei stehenden Areal «Salina Raurica Ost» in der Nähe von Augst. Dies hat der Regierungsrat entschieden. Den Standort «Bredella Ost» beim Bahnhof verfolgt er nicht mehr weiter.
vs. Wo sollen kranke und verletzte Baselbieterinnen und Baselbieter künftig behandelt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Regierungsrat um Gesundheitsdirektor Thomi Jourdan (EVP) bereits seit einiger Zeit. Nun hat die Regierung einen weiteren Schritt in der Standortfrage des Kantonsspitals Baselland (KSBL) gemacht.
Wie sie am Freitag mitteilte, soll das Areal «Salina Raurica Ost» in Pratteln als mögliche Einstandortlösung in die Schlussbewertung aufgenommen und der Variante «‹Liestal› und ‹Bruderholz›» gegenübergestellt werden. Der Standort «Bredella Ost» beim Bahnhof Pratteln scheidet als Option für einen Spitalneubau aus.
Grundlage für den Entscheid der Regierung war eine im November 2024 in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie. In dieser wurde die Eignung der beiden Prattler Areale als mögliche Spitalstandorte untersucht. Laut Studie unterscheiden sich die beiden Areale betrieblich kaum. Allerdings weist «Bredella Ost» aus planerischer Sicht mehrere gewichtige Nachteile auf. Als Gründe werden Unsicherheiten beim Landerwerb und bei bestehenden Mietverhältnissen, eine anspruchsvolle Integration in die städtebauliche Entwicklung von Pratteln sowie zusätzliche Verkehrsbelastungen für ein bereits stark befahrenes Strassennetz genannt.
«Salina Raurica Ost» schneidet in diesen Punkten besser ab, ist jedoch ebenfalls nicht frei von Herausforderungen. Laut der Machbarkeitsstudie ist der vom Regierungsrat angestrebte Zeitplan mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2036 wohl zu ambitioniert. Eine Umsetzung innerhalb von zehn Jahren sei nur bei einem durchgehend optimalen Projektablauf realistisch. Dazu wären unter anderem Parallelplanungen, eine frühzeitige Sicherung zusätzlicher Flächen, Verbesserungen bei der Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie Massnahmen zum Lärmschutz notwendig. Der definitive Standortentscheid der Regierung soll bis Ende März 2026 vorliegen und anschliessend dem Parlament vorgelegt werden. Im Rennen bleiben der Standort «Salina Raurica Ost» in Pratteln und die Beibehaltung der bestehenden KSBL-Standorte in Liestal und auf dem Bruderholz.
GLP will nur ein Spital
Der Entscheid des Regierungsrats hat umgehend politische Reaktionen ausgelöst. Als erste Partei spricht sich die GLP für eine Einstandortlösung aus: entweder in Pratteln oder in Liestal. Sie will das Bruderholzspital somit aufgeben. Aus Sicht der Grünliberalen lassen sich der Fachkräftemangel, die steigenden Qualitätsanforderungen und die hohen Kosten langfristig nicht mit mehreren stationären Standorten bewältigen. Auch müsse der Ausbau ambulanter Angebote im ganzen Kanton vorangetrieben werden.
In einer Mitteilung betont Grünen-Fraktionspräsident Stephan Ackermann, dass die Gegenüberstellung der Einstandortvariante in Pratteln mit der bisherigen Zweistandortlösung nicht von regionaler Symbolpolitik geprägt sein dürfe. Eine Lösung auf der «grünen Wiese» sei jedoch nur dann tragfähig, wenn gleichzeitig ambulante Angebote, insbesondere für das Oberbaselbiet, sowie eine Perspektive für den Standort Liestal mitgeplant würden. Zudem verlangen die Grünen eine klimaverträgliche und verkehrsarme Spitalinfrastruktur mit guter ÖV-Anbindung.
Die SP-Basis vertritt eine andere Haltung. Am Parteitag im Oktober sprachen sich die anwesenden Mitglieder klar für den Erhalt der beiden bestehenden KSBL-Standorte Liestal und Bruderholz aus. Einen Spitalneubau in Pratteln lehnten sie ab. Zwar sei die Zweistandortlösung nicht ideal, unter den aktuellen ökonomischen und versorgungstechnischen Rahmenbedingungen aber die beste verfügbare Option. Gleichzeitig fordert die SP einen gezielten Ausbau ambulanter Gesundheitszentren, um die stationäre Versorgung zu entlasten (die «Volksstimme» berichtete).
Noch keine Stellungnahme abgegeben haben die FDP und die SVP. Bislang haben beide Parteien offen gelassen, wie sie sich zur Standortfrage positionieren wollen. Eines ist klar: Der Entscheid des Regierungsrats im Frühjahr 2026 dürfte nicht nur im Landrat, sondern voraussichtlich auch an der Urne für hitzige Diskussionen sorgen.

