Pudding essen mit der Gabel?
14.10.2025 RegionBanaler Akt für das Wir-Gefühl
Ein scheinbar absurder Trend aus Deutschland: Junge Menschen treffen sich mit Pudding und Gabel, um neue Leute kennenzulernen und dem Alltag zu entfliehen.
Carolina Mazacek
Bei schönem Herbstwetter verputzten ...
Banaler Akt für das Wir-Gefühl
Ein scheinbar absurder Trend aus Deutschland: Junge Menschen treffen sich mit Pudding und Gabel, um neue Leute kennenzulernen und dem Alltag zu entfliehen.
Carolina Mazacek
Bei schönem Herbstwetter verputzten am vergangenen Sonntag rund hundert Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Münsterplatz in Basel Pudding. Allerdings nicht mit einem Löffel, sondern mit einer Gabel. Doch warum versammelten sich Menschen, um zusammen etwas so Banales zu tun? Die «Volksstimme» war vor Ort und befragte Teilnehmende, was sie dazu bewog, an diesem «Trend» teilzunehmen.
«Der Pudding-Anlass hat sich in der Klasse rumgesprochen, deswegen sind wir als Gruppe gekommen», sagt Davide vom Gymnasium Oberwil und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: «Wegen des Gruppenzwangs bin ich gekommen». Gruppendruck war allerdings nicht die einzige Motivation: «Ich bin gekommen, um neue Menschen kennenzulernen», sagt Noëmie, die ihr Pädagogikstudium abgeschlossen hat. Sie habe nicht lange überlegt, ob sie kommen möchte oder nicht, erzählt Noëmie. Sie packte eine Gabel ein, kaufte einen Pudding und machte sich auf den Weg zum Münsterplatz. Warum gerade die Gabel? «Das ist für mich typisch ‹Generation Z›: keine Logik, aber es hat etwas Tiefes», betont Danusha, die zusammen mit Noëmie ans Treffen gekommen ist, und fügt mit Blick auf die Weltlage hinzu: «Rund um uns herum passieren schlimme Dinge. Gerade deshalb tut es uns gut, einfach mal etwas Lustiges zu machen, ohne lange darüber nachzudenken. Warum nicht ausgerechnet die Gabel? Für einen Moment die Weltlage vergessen, abschalten und dabei mit fremden Menschen plaudern.»
In der Zwischenzeit hat sich auf dem Münsterplatz ein grosser Kreis gebildet und es entsteht der Eindruck, dass die gesamte Palette junger Menschen versammelt ist: Sekundarschüler, Mittelstufenschüler, Studierende und Lernende sitzen im Kreis. In den Händen der Versammelten befinden sich verschiedene Puddingsorten, am häufigsten vertreten Vanille- und Schokoladenpudding, offenbar die Lieblingssorten.
Beim fast leeren Becher erklärt Noemie, Schülerin der Sekundarschule Sandgrube in Basel, dass durch solche Treffen ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. «Das ist das Coole daran, wir machen etwas zusammen», ergänzt ihre Kollegin Alessia. Sie haben über die sozialen Medien vom Pudding-Treffen gehört.
Am «Ende des Bechers» angelangt, bemerkt man, warum die Gabel eine schlechte Wahl fürs Puddingessen ist, denn ein leckerer Rest bleibt am Boden übrig. Davide sagt: «Dann musst du die Gabel umdrehen und den Pudding mit dem anderen Ende der Gabel auskratzen.» Beim nächsten Mal wird dann wieder wie gewohnt zum Löffel statt zur Gabel gegriffen, wenn zum Dessert ein Pudding ansteht.
Alles begann in Karlsruhe
cam. Wie die «bz» berichtete, habe dieser Trend durch einen anonymen Flyer auf einer Meme-Seite in den Sozialen Medien begonnen. Memes sind lustige Bilder mit Text. Der Flyer lud dazu ein, sich an einem Treffen in Karlsruhe zu beteiligen und Pudding sowie eine Gabel mitzubringen.
Dank Sozialer Medien wie Instagram und Tiktok verbreitete sich die Idee von einem «Pudding-mit-Gabel-essen»-Treffen. Zunächst fanden solche Treffen in weiteren deutschen Städten statt, in den letzten Wochen auch in Schweizer Städten, unter anderem in Basel.