Pubertät
23.12.2025 BRIEFESich selber bleiben dürfen
Zur «Carte blanche» von Piero Grumelli «Die Ernte, die wir säen» in der «Volksstimme» vom 16. Dezember, Seite 2
Zum Thema Pubertät, die Piero Grumelli thematisiert hat, gratuliere ich ihm und ...
Sich selber bleiben dürfen
Zur «Carte blanche» von Piero Grumelli «Die Ernte, die wir säen» in der «Volksstimme» vom 16. Dezember, Seite 2
Zum Thema Pubertät, die Piero Grumelli thematisiert hat, gratuliere ich ihm und unterstütze seine Meinung. Pubertät ist dann, wenn «die Eltern komisch sind». Ja, die Hormone fahren Achterbahn und oft wissen die jungen Heranwachsenden nicht, wie ihnen geschieht. Oft können die Eltern gar nicht Auskunft geben oder unterstützen, weil sie selbst in ihrer Jugend möglicherweise unterdrückt wurden, oder es ist kein Elternteil anwesend, weil beide arbeiten müssen, um die Existenz zu sichern oder den Wohlstand zu nähren. Vieles verändert sich; der Körper, die Energie, die Schlaf- und anderen Rhythmen und Zyklen.
Wir Menschen sind ein Abbild der Natur und die weiss ganz genau, was zu tun ist. Oft kann das Urvertrauen im heutigen schnelllebigen Zeitalter nicht manifestiert werden. Dazu gesellt sich ein ziemlich erziehendes Schulsystem, in das alle verschiedenen Charaktere in eine Schublade passen müssen. Das auf Wirtschaft ausgelegt ist, damit die Zukunft gesichert ist. Doch das kann sich Mann/Frau abschminken, denn sicher ist gar nichts. Die Welt ist im Wandel und Strukturen fallen aus dem Gewohnheitsmuster hinaus, genauso wie die Achterbahn der Pubertierenden.
Unsere Ansprüche sind ins «Nirvana» abgedriftet, der Lebensstandard hat das Zepter übernommen, die Eltern lagern ihre Verantwortung nach aussen aus und schieben sie der Schule zu. Statt erziehen ist verziehen in den Fokus gerutscht und alles zum Wohl des Lebensstandards. Die Schule lässt mit dem Strukturieren und den Vorgaben keine Luft zum Atmen. Das System drillt auf Gehorsam und setzt nicht auf Vertrauen, dass Kinder und Jugendliche von Natur aus neugierig und wissensdurstig sind. Das beginnt in der Spielgruppe, setzt sich im Kindergarten fort und hört in der Grundschule, bis in die Lehre und das Studium nicht auf.
Vermittelt man in einem vernünftigen, achtsamen Zeitrahmen, in dem Jugendliche aufnahmefähig sind, mit ausgiebigen Pausen und Bewegung sowie interessanten Lebensthemen, in denen auch die Natur und ihre Naturgesetze, sowie die Spiritualität, sprich das Zwischenmenschliche (soziales Miteinander, Dankbarkeit, Respekt, Kreativität, Musik und Bewegung) einen grossen Platz haben, dann ist es eine Herzschule, in der sich jedes individuelle Menschenkind auch entwickeln – und vor allem sich selber bleiben darf.
Francine Kara-Horand, Sissach
