Pepe lernt die Demenz zu verstehen
13.11.2025 BubendorfKinderbuchautorin Nina Glanzmann will Familien helfen
Den eigenen Kindern Demenz zu erklären, ist für manche Eltern eine Herausforderung. Mit ihrem Kinderbuch «1:0 für Edi» möchte Nina Glanzmann aus Bubendorf helfen und zeigen, dass man schweren Schicksalen ...
Kinderbuchautorin Nina Glanzmann will Familien helfen
Den eigenen Kindern Demenz zu erklären, ist für manche Eltern eine Herausforderung. Mit ihrem Kinderbuch «1:0 für Edi» möchte Nina Glanzmann aus Bubendorf helfen und zeigen, dass man schweren Schicksalen auch mit einem Schmunzeln begegnen kann.
Carolina Mazacek
«Wann kommst du wieder?» «Das habe ich dir schon zweimal gesagt.» Solche Dialoge sind für viele, die eine demenzkranke Person pflegen, Alltag. Für Kinder ist diese Krankheit unverständlich, und manche wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Deshalb hat sich Nina Glanzmann aus Bubendorf (50) mit Stift und Papier ausgerüstet, um das Kinderbuch «1:0 für Edi» zu schreiben.
Glanzmann kam mit elf Jahren zum ersten Mal mit Demenz in Berührung, als ihre Grossmutter an der Krankheit erkrankte. Nach einem halben Jahr Pflege in der Familie und anschliessenden häufigen Besuchen im Altersheim erlebte sie Situationen mit ihrer Grossmutter, die in ihr Kinderbuch eingeflossen sind.
Auch ihre Mutter erkrankte an Demenz und starb zwei Jahre nach der Diagnose. «Die Demenz hat mein Leben immer begleitet», sagt die Bubendörferin. So spürte sie den Wunsch, ein Kinderbuch zu schreiben, um Kindern zu helfen, die Krankheit besser zu verstehen und Eltern eine Hilfe zu sein.
Pepe und Edi
Da Glanzmann schon immer gerne gezeichnet hat, war es naheliegend, ein illustriertes Kinderbuch zu schreiben. Die gelernte Architektin hatte jedoch noch nie ein Buch veröffentlicht. Deshalb holte sie sich in diesem für sie unbekannten Terrain eine Lektorin an Bord, die sie mit Coaching und Input unterstützte. «Zunächst hatte ich die Idee, dass eine an Demenz erkrankte Person in den Kindergarten kommt», erzählt sie. Nach dem Austausch mit der Lektorin und einigen Überarbeitungen wurde daraus jedoch eine Geschichte über ein Mädchen namens Pepe, dessen Fussballtrainer Edi an Demenz erkrankt ist.
Pepe erlebt Situationen, die zunächst komisch wirken, doch nach und nach lernt sie, wie sie mit Edi und seiner Demenzerkrankung umgehen soll. Sie lernt, dass man dieser Realität auch eine Prise Humor gegenüber stellen kann. Aber auch, dass es in Ordnung ist, sich zurückzuziehen, wenn es einem einmal zu viel wird. «Manche Situationen sind Erfahrungen, die ich selbst gemacht habe», sagt Glanzmann. Eine davon ist, wie Edi die Geburtstagstorte in seine Limonade reintut: Glanzmanns Grossmutter hatte einst Vanillepudding in den Kaffee geschöpft. «Das Buch erklärt auf kindgerechte Weise, was Demenz ist und wie man mit demenzkranken Personen umgeht», sagt Glanzmann. Für Eltern, die Schwierigkeiten haben, ihren Kindern das Thema zu erklären, sei das Buch eine gute Gesprächsgrundlage, ergänzt sie. «Im Nachhinein hilft dieses Buch auch, wenn man früher mit der Pflege von demenzkranken Personen überfordert war oder nicht verstanden hat, was Demenz ist.»
Dank Spenden Kosten gedeckt
Um das Projekt finanziell zu stemmen, startete Glanzmann eine Spendenaktion auf der Crowdfunding-Plattform «Wemakeit». «Ich habe mehr als 300 E-Mails an Familie, Freunde und Bekannte geschrieben, um auf meine Spendenaktion aufmerksam zu machen», erzählt sie. Für das Spendenziel gibt es einen bestimmten Zeitraum, in dem dieses Ziel erreicht werden muss. Wird das Ziel nicht erreicht, gilt das Projekt als nicht finanziert, und das Spendengeld wird an die Unterstützer zurückgegeben.
Überraschenderweise war dieses Ziel in den ersten zehn Tagen erreicht. «Ich war sprachlos angesichts der Hilfsbereitschaft», sagt Glanzmann, «und jetzt sind die Druckkosten gedeckt.» Für die Spender plant sie Anfang Dezember ein Vorlese-Matinee aus ihrem Kinderbuch, und in naher Zukunft möchte sie eine kleine Lesetournee in Kindergärten und Altersheimen machen.
Doch sie grübelt bereits über eine neue Geschichte nach, in der es um Pepes besten Freund Louis geht und wo Themen wie Depressionen oder Tod behandelt werden. «Ich habe gemerkt, dass mir schwere Themen am Herzen liegen», sagt Glanzmann.
Für sie ist es wichtig, die Leichtigkeit im Umgang mit schwierigen Themen in ein Kinderbuch zu bringen. «Über gewisse Dinge kann man schmunzeln, auch wenn es traurig ist», so ihre Herzensbotschaft.

