Nur den Strom zählen reicht nicht mehr
01.10.2024 BaselbietBis 2027 will die Genossenschaft Elektra Baselland in allen Haushalten sogenannte Smart Meter installieren. Mit diesen kann man nicht nur den absoluten Stromverbrauch messen, sondern auch Strom sparen. Doch sind die digitalen Stromzähler auch sicher?
Tobias ...
Bis 2027 will die Genossenschaft Elektra Baselland in allen Haushalten sogenannte Smart Meter installieren. Mit diesen kann man nicht nur den absoluten Stromverbrauch messen, sondern auch Strom sparen. Doch sind die digitalen Stromzähler auch sicher?
Tobias Gfeller
In den meisten Haushalten im Baselbiet wird der Stromverbrauch noch mit elektromechanischen und elektronischen Messgeräten sowie mit Tonfrequenz-Rundsteuerempfängern gemessen. Alleine die Elektra Baselland (EBL) hat in ihrem Einzugsgebiet knapp 60 000 Stromzähler im Einsatz. In den kommenden Jahren sollen alle ausgetauscht werden. Das kostet die EBL rund 25 Millionen Franken.
30 Prozent der Zähler wurden schon ausgewechselt, erklärte Norbert Bäckert, Mitglied der Geschäftsleitung «EBL Netz», kürzlich im Rahmen eines Pressegesprächs. Anstelle der einfachen Stromzähler installiert die EBL sogenannte Smart Meter. Diese messen den Stromverbrauch nicht nur einmal am Tag, sondern jede Viertelstunde.
Der grosse Unterschied besteht gemäss Bäckert in den integrierten Kommunikationsmodulen. «Die Zähler sind damit in der Lage, mit den Elektrizitätswerken zu kommunizieren.» Die Kommunikation funktioniere in beide Richtungen, wodurch die Elektrizitätswerke den Smart Meter auch steuern können.
Mehr Daten – mehr sparen?
Doch weshalb müssen funktionierende Stromzähler ausgetauscht werden? Das habe mit der Energiestrategie 2050 auf Bundesebene zu tun, antwortete Norbert Bäckert. Die Umstellung auf Smart Meter wurde 2018 gesetzlich festgelegt.
Die Geräte sind ein wichtiger Bestandteil, um ein digitales Stromnetz aufzubauen. Weil die Endnutzer via Smart Meter genauere Angaben über ihren Stromverbrauch erhalten, können sie gezielter Strom sparen, sagte Matthias Galus. Er ist Leiter Sektion Geoinformation und digitale Innovation beim Bundesamt für Energie (BFE).
Die Transformation zu einem digitalen Stromnetz läuft bundesweit seit weit über zehn Jahren. 2012 wurde das Thema der intelligenten Messsysteme aufgenommen. Umfassende Analysen haben gemäss Galus ergeben, dass das volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Verhältnis positiv ist. «Das Einsparpotenzial liegt bei gegen 10 Prozent. Das zeigen die ersten Erfahrungen.»
Mit den intelligenten digitalen Stromzählern werde der Wechsel hin zu erneuerbaren Energien unterstützt. «Mit Smart Metern können die Endkunden besser in den Energiemarkt eingebunden werden», verspricht Matthias Galus. Die digitale Transformation und die Transformation der Energiesysteme gehen dabei Hand in Hand.
Im ersten Moment sollten die Kundinnen und Kunden nichts davon merken, dass sie einen neuen Stromzähler im Keller haben, versicherte Norbert Bäckert von der EBL. Längerfristig soll es den Stromkunden mit einer App und einem Datenportal möglich sein, ihren Stromverbrauch zu überwachen. So soll eine Sensibilität für den Stromverbrauch erreicht werden, hofft die EBL. Die Steuerung des eigenen Stromverbrauchs würde einfacher, womit sich Kosten sparen liessen.
Datenschutz sei gewährleistet
Bei digitalen Stromzählern, die zusätzliche Daten aufzeichnen und mit denen sich in beide Richtungen kommunizieren lässt, stellt sich die Frage nach der Sicherheit und dem Datenschutz. Norbert Bäckert stellte klar, dass die EBL nicht sehen kann, womit die Kundinnen und Kunden Strom verbrauchen. «Das ist uns ja auch egal!», so Bäckert. Nur jene Mitarbeitenden, die für die Abrechnung zuständig sind, können den Stromverbrauch personalisiert aufschlüsseln. «Alle anderen sehen die Daten anonymisiert.»
Da das Thema Sicherheit seit Beginn der digitalen Transformation eine zentrale Rolle gespielt hat, seien die Systeme mit den Smart Metern auch sicher, betonte Matthias Galus vom Bundesamt für Energie. Vor Hackerangriffen müsse man deshalb nicht mehr Bedenken haben als in anderen Lebensbereichen. Die Vorgaben an die Elektrizitätswerke und an die Hersteller der Smart Meter seien entsprechend streng.
Dass diese Themen mit der nötigen Ernsthaftigkeit behandelt werden, dafür plädierte Norbert Seyff, Dozent am Institut für Interaktive Technologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Ich spüre eine Offenheit bei den Menschen für solche Entwicklungen. Aber es braucht konkrete Informationen, was dies alles bedeutet und was man mit den Daten machen kann.»
Die Kunden müssten darauf vertrauen können, dass ihre Daten sicher sind. «Es braucht Transparenz, damit die Systeme für die Endnutzerinnen und -nutzer einen Mehrwert bieten», forderte Seyff. Auch dafür müssten die Kunden frühzeitig miteinbezogen werden. «Die Daten müssen einfach bereitgestellt werden können, zum Beispiel auf dem Handy.» Erst wenn die Menschen mitmachen, gelingt es, dass damit Strom gespart werden kann.
In den kommenden drei Jahren werden sämtliche Haushalte im Einzugsgebiet der EBL mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet. Die EBL hat ihr Einzugsgebiet dafür in drei Regionen eingeteilt. Drei Firmen wurden beauftragt, die Wechsel vorzunehmen. Dafür würden die Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer vorgängig informiert. Es sollte für längere Zeit das letzte Mal sein, dass ein Arbeiter in den Keller zum Stromzähler muss. Denn mit den Smart Metern wird das jährliche Ablesen obsolet.