Neues APH fürs hintere Frenkental
16.02.2024 Reigoldswil, Reigoldswil, Bezirk Liestal, Bezirk Waldenburg, RegionTrägerverein und Gemeinderäte für Neubau statt Sanierung
Ein Neubau kostet etwa 30, eine Totalsanierung mit kleiner Erweiterung etwa 27 Millionen Franken. Doch Letzteres könnte nicht alle Ziele erfüllen und es gäbe keine weitere Ausbaumöglichkeit. ...
Trägerverein und Gemeinderäte für Neubau statt Sanierung
Ein Neubau kostet etwa 30, eine Totalsanierung mit kleiner Erweiterung etwa 27 Millionen Franken. Doch Letzteres könnte nicht alle Ziele erfüllen und es gäbe keine weitere Ausbaumöglichkeit. Deshalb soll in der «Bolstelmatt» in Reigoldswil ein neues Alters- und Pflegeheim gebaut werden.
Andreas Hirsbrunner
Soll das Reigoldswiler Alters- und Pflegeheim Moosmatt saniert und erweitert oder neu gebaut werden? Diese Frage beschäftigt den Vorstand des Trägervereins, in dem die sechs Gemeinden Arboldswil, Bretzwil, Lauwil, Reigoldswil, Titterten und Ziefen vertreten sind, seit Längerem. Jetzt ist der Grundsatzentscheid mit Zustimmung der Gemeinderäte der sechs Dörfer gefallen. Adrian Schaller, seit vergangenem Sommer Präsident des Trägervereins, sagt: «Wir wollen das Alters- und Pflegeheim neu bauen und haben dafür auch eine geeignete Parzelle in Reigoldswil im Auge. Deren Besitzer sind grundsätzlich einverstanden.»
Die 5500 Quadratmeter grosse Parzelle befindet sich im Gebiet Bolstelmatt eingangs Dorf, links von der Kantonsstrasse, wenn man von Ziefen her kommt. Sie ist damit nicht nur sehr verkehrsgünstig wenige Meter von der nächsten Bushaltestelle entfernt gelegen, sondern auch nicht weit weg vom Gemeindezentrum, an dessen Stelle der Bau von Alterswohnungen und einem Gesundheitszentrum geplant sind. «Das ergänzt sich gut», kommentiert Schaller und streicht noch etwas heraus: «Wir sind bei unseren bisherigen Abklärungen von 67 Betten ausgegangen, so viele wie das heutige Heim hat. Wir haben aber auf der ‹Bolstelmatt› Erweiterungspotenzial.» Das sei einer der grossen Vorteile eines Neubaus.
Womit wir bei den Abwägungen sind, die der Vorstand des Trägervereins vorgenommen hat. Zur Ausgangslage sagt Schaller: «Das Problem ist, dass das ‹Moosmatt› vor 40 Jahren als Altersheim gebaut wurde, heute aber ein Pflegeheim und damit viel personalintensiver ist.» So arbeiteten bei der Eröffnung im Jahr 1982 37 Personen im Heim, heute sind es um die 100, wobei sich auch die Bettenzahl dank mehrerer Ausbauschritte erhöht hat. Die Folge sei eine grosse Enge. Die Zimmer hätten keine Duschen, was heute aber gewünscht werde. Dazu sei im «Moosmatt» die Anlieferung wegen einer schmalen Brücke und einer steilen Rampe schwierig und die Abfallentsorgung unbefriedigend gelöst.
Neubau unwesentlich teurer
Die 2022 beim Liestaler Büro Otto Partner Architekten in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie zeige, dass wegen der beschränkten Ausbaukapazitäten zwar 67 Zimmer mit Nasszellen möglich, die anderen Ziele aber nur teilweise erfüllbar seien. Schaller: «Eine solche Komplettsanierung, bei der kaum eine Wand stehen bleibt, kommt grob geschätzt auf 27, ein Neubau auf etwa 30 Millionen Franken zu stehen. Wobei der Unsicherheitsfaktor bei der Sanierung gemäss Architekten um einiges grösser ist.» Erschwerend komme hinzu, dass die Bewohnerinnen und Bewohner während der Sanierungsarbeiten ausquartiert werden müssten.
Bis der Neubau steht, müssen noch etliche Hürden genommen werden. Eine ist die notwendige Zonenplanänderung – die «Bolstelmatt» liegt in einer Zone mit Quartierplanpflicht –, eine andere die Mittelbeschaffung. Schaller, der von Beruf Wirtschaftsprüfer ist und während zehn Jahren die Rechnung des «Moosmatt» revidierte, sagt: «Wir legen jedes Jahr Eigenmittel zur Seite mit dem Ziel, 40 bis 50 Prozent der Kosten selbst stemmen zu können, der Rest sollte über Bankdarlehen gedeckt werden.» Er rechnet mit einem Baubeginn Ende der 2020er-Jahre.
Kein Geld mehr gibt es vom Kanton, der bis Ende 2017 und damit bis zum Inkrafttreten des neuen Altersbetreuungs- und Pflegegesetzes Investitionsbeiträge an Altersund Pflegeheime bezahlte. Dieses Gesetz brachte noch eine andere Änderung: Zentral für die Planung von Pflegeheim-Betten sind nun im Kanton die insgesamt zehn Versorgungsregionen; Reigoldswil gehört zur Region Waldenburgertal plus (praktisch deckungsgleich mit dem Bezirk Waldenburg). Schaller sagt denn auch, dass man bezüglich der neuen Bettenkapazität in enger Absprache mit dieser Versorgungsregion entscheiden werde.
Nimmt man die Zahlen des Kantonalen Amts für Statistik als Grundlage, zeigt sich ein Ausbaubedarf bis zur Eröffnung des neuen Altersheims Anfang der 2030er-Jahre. Denn das Amt prognostiziert für 2030 1204 Hochbetagte (ab Alter 80) in der Versorgungsregion Waldenburgertal plus; 2020 waren es noch 772. Der Präsident dieser Versorgungsregion, der Titterter Raphael Löffel, fügt bei, dass man vor grossen Herausforderungen stehe. Denn es gehe nicht nur um die Bereitstellung der notwendigen Betten, sondern auch darum, das Personal zu finden, um diese Betten überhaupt betreiben zu können.
Zukunft des «Moosmatt» offen
Derzeit verfügt die Versorgungsregion Waldenburgertal plus über 207 Pflegebetten, 67 im «Moosmatt» und 140 im «Gritt» in Niederdorf. Löffel sagt dazu nur: «Im Moment sind das genügend.» Die Zahlen des Kantons gehen 2030 von einer Bandbreite von 213 bis 252 benötigten Betten aus.
Konkreter ist der nächste Schritt: Schaller will im Frühling die Vereinsmitglieder und die interessierte Bevölkerung über den Stand der Altersheimplanung informieren. Was mit dem heutigen «Moosmatt» passiert, wenn der Neubau steht, ist offen. Denkbar sei der Einbau von Wohnungen oder eine Zwischennutzung für andere, sich im Umbau befindliche Heime, skizziert Schaller zwei Möglichkeiten.