Neuer Preis bei den Solothurner Filmtagen
16.01.2024 RegionGrosses Stelldichein der Schweizer Filmszene
Morgen Mittwoch beginnt in Solothurn die Austragung der Solothurner Filmtage. Sie dauert eine Woche, wobei die Organisatoren in diesem Jahr mit diversen Neuerungen überraschen.
Peter C. Müller
Die ...
Grosses Stelldichein der Schweizer Filmszene
Morgen Mittwoch beginnt in Solothurn die Austragung der Solothurner Filmtage. Sie dauert eine Woche, wobei die Organisatoren in diesem Jahr mit diversen Neuerungen überraschen.
Peter C. Müller
Die morgen Mittwoch beginnenden Solothurner Filmtage finden bereits zum 59. Mal statt – und sind somit nach Locarno das zweitälteste Filmfestival des Landes. Die Werkschau des Schweizer Films wurde 1966 gegründet und zählt mit mehr als 65 000 Eintritten zu den prägenden Kulturveranstaltungen. Der Weg nach Solothurn ist dabei nicht weit: Von Sissach oder Langenbruck dauert er weniger als eine Stunde.
Der Fokus auf hiesige Produktionen ist bis dato einzigartig und das Alleinstellungsmerkmal der Filmtage: Mehr als 150 auserwählte, aktuelle Schweizer Filme flimmern in Solothurn jeweils an den unterschiedlichsten Orten der Stadt über die Leinwände. Der Anlass ist sowohl für das kulturinteressierte Publikum als auch für die Filmbranche nicht mehr wegzudenken. Insbesondere das Zusammenbringen verschiedener Interessen und die Förderung des Dialogs stehen mehr denn je im Zentrum.
Mit dem Jurypreis «Visioni» werden an den Solothurner Filmtagen zum ersten Mal auch nicht nur Erstlingswerke ausgezeichnet. «Es gibt Filmschaffende, die mutige Erstlingswerke schaffen, Erzählstrukturen durchbrechen, eine eigenständige Filmsprache kreieren oder einen besonderen Zugang zu einem aktuellen Thema finden», sagt Stefanie Käser von den Solothurner Filmtagen. Nach einem erfolgreichen Erstlingswerk könnten Regie-Arbeitende aber nach einem anfänglichen Hype wieder etwas in Vergessenheit geraten. Deswegen sei die Hürde, einen zweiten Film zu realisieren und ans breitere Publikum zu bringen, bei vielen relativ gross, so Käser. Jenseits der kurzlebigen Entdeckung neuer Talente sei es den Solothurner Filmtagen deshalb wichtig, diejenigen kontinuierlich zu unterstützen, die inhaltlich wichtige Themen für die Gemeinschaft umsetzen, Formen und Stile der «Kunst von morgen» vorwegnehmen.
Preisgeld von 20 000 Franken
Damit in Zukunft also nicht nur das Erstlingswerk im Fokus steht, wird ab der diesjährigen Ausgabe der neu gestaltete Jurypreis «Visioni» vergeben. Nominiert werden lange oder mittellange Filme, die für die Programmsektion «Panorama» ausgewählt wurden und länger als 45 Minuten sind. Das Genre oder Format spielt dabei keine Rolle, es wird bei der Auswahl jedoch auf eine Ausgewogenheit zwischen Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmen geachtet. Die Nominierung der maximal zehn Filme erfolgt auf Empfehlung der sogenannten Auswahlkommission der Solothurner Filmtage. Eine Jury aus internationalen und nationalen Akteurinnen und Akteuren der Filmbranche sichtet die nominierten Filme während des Festivals und entscheidet dann, wer den Preis erhält.
Das Preisgeld liegt bei 20 000 Franken und wird zu gleichen Teilen an Regie und Produktion ausbezahlt. Der Preis soll auch Filmschaffende belohnen, die Risiken eingehen, indem sie Werke von neuen, noch wenig bekannten Talenten fördern und sie auf ihrem Weg begleiten. «Visioni» ersetzt somit den «Opera Prima», der nur Erstlingswerke ausgezeichnet hatte. Dazu gibt es noch weitere Sektionen wie den «Wettbewerb», den «Fokus», das Spezialprogramm «Rencontre», die «Hommages» an Filmschaffende, das filmgeschichtliche «Histoires du cinéma suisse» oder die Diskussionsrunde «Fare cinema».
Der Eröffnungsfilm der 59. Solothurner Filmtage am Mittwoch, «Les paradis de Diane», lässt das Publikum auf eine intime und ruhige Art eine junge Mutter begleiten, die nicht Elternteil sein will oder kann, deren Körper sie aber stets daran erinnert. Ohne zu urteilen, stellt der Film Fragen über gesellschaftliche Tabus. Er ist ein Gemeinschaftswerk in Schweizer Co-Regie von Carmen Jaquier («Foudre») und Jan Gassmann («Chrigu», «99 Moons»). Ein Spielfilm, der mit einer reduzierten Filmsprache arbeitet und mit diesem Mittel tief in die Seele seiner Figuren blicken lässt. Damit beleuchten die Solothurner Filmtage ein kontroverses Thema und stellen es zur Diskussion.
Eröffnet werden die Filmtage von der Baslerin Eva Herzog, der aktuellen Präsidentin des Ständerats.