Mut zum Machen
30.12.2025 BaselbietEinkaufen auch dann, wenn kein Personal im Laden ist
Einkaufen ohne Zeitdruck, selbst am Abend oder am Sonntag: Selbstbedienungsläden machen es möglich. Im Baselbiet setzen mehrere Betriebe auf unterschiedliche Konzepte – mit Erfolg. Drei Beispiele.
Brigitt ...
Einkaufen auch dann, wenn kein Personal im Laden ist
Einkaufen ohne Zeitdruck, selbst am Abend oder am Sonntag: Selbstbedienungsläden machen es möglich. Im Baselbiet setzen mehrere Betriebe auf unterschiedliche Konzepte – mit Erfolg. Drei Beispiele.
Brigitt Buser
Selbstbedienungsläden erfreuen sich bei Kundinnen und Kunden wachsender Beliebtheit. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Unabhängigkeit von Öffnungszeiten: Einkäufe können erledigt werden, wann immer es passt.
Damit sich künftige Ladenbetreiberinnen und -betreiber für einen Einkaufsladen entscheiden, der zumindest zeitweise ohne Personal geführt wird – auch «Smart Store» oder «autonomer Laden» genannt –, braucht es neben viel Vorarbeit auch Mut. Zahlreiche Vorkehrungen sind notwendig, damit der Einkauf für alle Beteiligten reibungslos abläuft.
Wer nichts wagt, erfährt auch nicht, ob es funktioniert. So dachte auch das Team der 2023 gegründeten Metzgerhuus Stadt und Land AG und eröffnete vor sieben Monaten den Regio-Shop 365 in Füllinsdorf.
Der Laden ist an 365 Tagen im Jahr von 5 bis 22 Uhr geöffnet. Angeboten werden ausschliesslich regionale Produkte: Fleisch aus der eigenen Schlachterei sowie alles, was es für ein regionales Menü braucht. Wer also an Sonn- oder Feiertagen noch etwas Feines aus der Region sucht, wird im Regio-Shop 365 fündig. Neben Fleisch gibt es Feinkostund Wurstspezialitäten von sieben Metzgereien aus der Region. Insgesamt umfasst das Sortiment über 450 Produkte von rund 40 regionalen Lieferanten, darunter Pastaund Mehlsorten, frisches Gemüse, Bier und Wein, Konfitüre, Honig, Milchprodukte und vieles mehr.
Bezahlt wird selbstständig an der Selbstbedienungskasse. Damit auch dies problemlos funktioniert, ist freitags und samstags jeweils von 9 bis 12 Uhr ein Metzger vor Ort. Er berät beim Einkauf, erklärt die Kasse oder portioniert Fleisch. Auf die Frage, ob es für den Einkauf eine Anmeldung oder einen Code brauche, sagt Verwaltungsratspräsident Christoph Jenzer: «Nein, man kann einfach den Laden betreten, einkaufen und bezahlen. Wir haben keine Bedenken wegen unbezahlter Ware, da der Laden mit speziellen Gesichtserkennungskameras ausgestattet ist.»
Auch das «Öpfelhüsli» bei der Station Lampenberg-Hölstein, betrieben von der Familie Lüthi aus Ramlinsburg, setzt seit sieben Jahren auf ein ähnliches Konzept. Die Direktvermarktung begann 2010 im kleinen Rahmen, Absatz und Sortiment wuchsen von Jahr zu Jahr seit der Eröffnung 2018.
Heute sind dort Obst, Beeren sowie Spezialitäten wie Aprikosen und Feigen aus eigenem Anbau erhältlich. Hinzu kommen selbst verarbeitete Produkte sowie zugekaufte Waren von regionalen Produzenten: Süssmost, Konfitüren, Sirupe, Trockenfrüchte, Honig, Eier, Teigwaren, Fleisch, Milchprodukte, Gemüse, Kartoffeln und Backwaren. Ergänzend zum Hofladen entstanden Räume für die Verarbeitung der Produkte und für die Langzeitlagerung von Äpfeln.
Ohne bezahlen eingekauft
«Zu Beginn mit Öffnungszeiten rund um die Uhr stellten wir fest, dass insbesondere nachts ohne korrekte Bezahlung eingekauft wurde», erklärt David Lüthi, der den Betrieb am 1. Januar 2025 von seinen Eltern übernommen hat. Deshalb wurden die Öffnungszeiten angepasst: Montag bis Samstag von 7.30 bis 22.00 Uhr, sonntags von 9 bis 22 Uhr. Kameras sind vorhanden, zudem ist stets jemand in der Nähe – sei es beim Einräumen oder bei der Verarbeitung der Waren.
Seit gut zwei Jahren ist auch der Dorfladen in Tenniken dank Crowdfunding und grosser Unterstützung aus der Bevölkerung wieder geöffnet. Betrieben wird er von fünf Frauen, denen der persönliche Kundenkontakt besonders wichtig ist. Das Sortiment umfasst konventionelle und Bioprodukte sowie Standard- und Spezialartikel für den täglichen Bedarf – wenn immer möglich aus der Region. Laufend wird das Angebot ergänzt, auch aufgrund von Kundenwünschen.
Der Laden ist von Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 12.00 Uhr sowie von 17.00 bis 18.30 Uhr geöffnet, am Samstag von 7.45 bis 13.00 Uhr. Für Einkäufe ausserhalb der bedienten Zeiten kann ein persönlicher Code beantragt werden. Nach einer kurzen Einführung ist damit ein selbstständiger Einkauf täglich zwischen 7 und 21 Uhr möglich.
Ein sozialer Treffpunkt
Dieses Angebot wird sowohl unter der Woche als auch am Wochenende rege genutzt. Da die Codes persönlich abgegeben werden, kennt das Ladenteam die Kundinnen und Kunden, die selbstständig einkaufen. Dank dieser Vertrauensbasis und des hohen Verantwortungsbewusstseins funktioniert die Selbstbedienung auch dann reibungslos, wenn technisch einmal etwas nicht einwandfrei läuft.
«Mit dem Sortiment und der Kombination aus bedienten Öffnungszeiten und Selbstbedienung möchten wir den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden», sagt Sibylle Schmutz. «Viele schätzen den persönlichen Kontakt während der Öffnungszeiten, andere die Flexibilität der Selbstbedienung. So bleibt der Dorfladen für alle zugänglich, und die Personalkosten bleiben tragbar.»
In den letzten zwei Jahren hat sich der Dorfladen zudem zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt. Kundinnen und Kunden tauschen sich während des Einkaufs aus oder setzen sich spontan in die Kaffee-Ecke mit zehn Plätzen. Besonders samstags trifft sich dort regelmässig eine Kaffeerunde. Auch die gelegentlichen Veranstaltungen, die vom Laden-Team mitorganisiert werden, sind gut besucht und werden sehr geschätzt.



