Musikverband rüstet sich für die Zukunft
11.12.2025 BaselbietNeue Strategie wird in «Roadshow» den Vereinen präsentiert
Die Dorfmusiken landauf, landab leiden unter Mitgliederschwund. Der Musikverband beider Basel baut sich nun selbst um, damit er für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet ist. Er will die Jungen ...
Neue Strategie wird in «Roadshow» den Vereinen präsentiert
Die Dorfmusiken landauf, landab leiden unter Mitgliederschwund. Der Musikverband beider Basel baut sich nun selbst um, damit er für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet ist. Er will die Jungen stärker ansprechen und sein Image aufpeppen.
Hanspeter Thommen
In der heutigen Gesellschaft haben es Vereine schwer. Es fehlt der Nachwuchs. Sehr stark spüren dies die Musikvereine. Im 2007 gegründeten Musikverband beider Basel engagieren sich in knapp 70 Vereinen mehr als 1800 Mitglieder. Doch die Tendenz ist abnehmend. Bereits kam es zu Vereinsfusionen oder sogar zu Vereinsauflösungen.
Der Musikverband beider Basel (MVBB) fragte sich, ob er einfach zuschauen wolle, wie sich die Blasmusik langsam, aber sicher aus der kulturellen Landschaft verabschiedet. Die Antwort war ein klares Nein. An der Präsidentenkonferenz von 2024 stellte der heutige Vizepräsident des Verbands, Enzo Ramundo, das Projekt «Strategie 2030» vor.
In einem ersten Schritt wurde im Mai 2024 unter allen Vereinsmitgliedern des MVBB eine Online-Befragung gestartet, um ihr Verhältnis zum Musikverband auszuloten. Die Auswertung ergab neun Handlungsfelder. An der Präsidentenkonferenz von 2025 wurden vier davon priorisiert: Jugendförderung, Next Generation Blasmusik, Kommunikation sowie öffentliche Anlässe. An der Delegiertenversammlung vom 25. Oktober wurde das Projektpapier von den Vereinen verabschiedet.
So interessant sich dieses Papier auch lesen mag, die Arbeit ist damit nicht gemacht. Es bildet lediglich die Grundlage für die eigentliche Strategiearbeit. Im nächsten Frühling wird der Vorstand des MVBB in einer Art «Roadshow» in allen Bezirken den Vereinen die Strategie vorstellen. Da die Umsetzung der Strategie darauf angewiesen ist, dass sich Menschen engagieren, benutzt der Verband die Gelegenheit, um Interessierte für diverse Aufgaben in Arbeitsgruppen zu gewinnen.
Jugend im Fokus
Eines der wichtigsten Handlungsfelder ist die Jugendförderung. Denn die Jungen sind, wie in allen Vereinen, die Zukunft. Dafür muss den Jugendlichen nahegebracht werden, dass das Musizieren im Verein ein attraktives Hobby ist. Das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens wird ins Zentrum der Jugendarbeit gestellt. Um die Attraktivität zu fördern, werden unter anderem auf Jugendliche abgestimmte Anlässe durchgeführt.
Der etwas speziell klingende Begriff «NextGen-Blasmusik» beinhaltet die Einbindung der Schulen und der Musikschulen in die Strategie. Jedes Kind soll mindestens einmal aktiv mit der Blasmusik in Kontakt kommen.
Ein gutes Mittel sind dabei die in einigen Schulen vorhandenen Bläserklassen. Diese sollen gefördert werden.
Öffentliche Anlässe stellen die Blasmusik ins Zentrum und beleben die Kultur im eigenen Ort oder in der Region. Sie sind eine gute Plattform, um die breite Bevölkerung auf die Blasmusik aufmerksam zu machen. Seitens des Verbands werden Vereine bei der Durchführung von solchen Anlässen vermehrt unterstützt. Zur Verbesserung der Bekanntheit ist die Kommunikation ein wichtiger Bestandteil. Auch innerhalb des Verbands ist die Vernetzung der Vereine mit dem Verband, aber auch untereinander, von zunehmender Wichtigkeit. Seitens des Verbands soll ein Kommunikationskonzept entwickelt werden. Zudem wird der öffentliche Auftritt des MVBB umfassend modernisiert, zum Beispiel durch ein überarbeitetes «Corporate Design» oder durch eine neue Website.
Analog zur Neuausrichtung des Verbands werden auch im Vorstand die Weichen für die Zukunft gestellt. Vorgesehen ist dabei die Reduktion des offiziellen Vorstands auf wenige aktive Funktionen. Die weiteren Aufgaben des Vorstands werden an entsprechende Arbeitsgruppen delegiert. Auch die Schaffung einer Geschäftsstelle gehört zu den Überlegungen.
In Bezug auf die Weiterbildung ging der MVBB bereits eine Partnerschaft ein mit den Musikverbänden der Kantone Aargau und Solothurn. Zusammen bilden die drei Verbände die Ausbildungsregion Nordwestschweiz. In dieser Zusammenarbeit werden unter anderem Dirigentenkurse angeboten. Eine wichtige Kooperation ist auch im Gang mit der Baselbieter IG Lebendige Traditionen.
Nicht jeder Verband soll quasi das Rad neu erfinden. Dafür ist eine gute Vernetzung sehr wichtig.
Durch attraktive und kurzweilige Formate tragen verbandsinterne Veranstaltungen massgeblich zum Austausch und zur Begegnung zwischen den Vereinen der regionalen Blasmusikszenen bei. Deshalb muss die Durchführung solcher Anlässe erleichtert werden.
Geld für Projekte
Die heute stabile finanzielle Basis des Verbands wird sinnvoll erweitert und damit der Verbandszweck sowie spezifische Projekte unterstützt und gefördert. Dafür wird ein aktiver Austausch mit der Kulturförderung in den beiden Basel gepflegt. Damit auch die Vereine davon profitieren können, wird ihnen von Verbandsseite spezifisches Wissen zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.
Mit all diesen Punkten soll die «Strategie 2030» ab dem kommenden Jahr umgesetzt werden. Gemäss Zeitplan wird 2028 die Strategie überprüft, um allfällige Korrekturen vorzunehmen. Das in diesen Tagen breit gestreute Papier der «Strategie 2030» des MVBB fand ein grosses und positives Echo sowie viel Lob von den Kulturämtern beider Basel. Die Strategie könnte auch für andere Verbände wegweisend sein.
Hanspeter Thommen ist Medienverantwortlicher des
Musikverbands beider Basel.


