Sechs Konzerte standen insgesamt auf dem Programm des dritten Classic Festivals Waldenburgertal mit dem Motto «Klassik für alle». Eines der Konzerte war der Musik gewidmet, wie sie am Abend vor dem Untergang auf der «Titanic» gespielt wurde.
Brigitte ...
Sechs Konzerte standen insgesamt auf dem Programm des dritten Classic Festivals Waldenburgertal mit dem Motto «Klassik für alle». Eines der Konzerte war der Musik gewidmet, wie sie am Abend vor dem Untergang auf der «Titanic» gespielt wurde.
Brigitte Keller
Das Konzert, das am Freitagabend unter dem Titel «Titanic – Musikzeitreise in die Ewigkeit» präsentiert wurde, war einmalig. Die Idee dazu hatte Anna Herbst, die künstlerische Leiterin und Initiantin des Classic Festivals Waldenburgertal. Sie war auf das Musikbuch gestossen, das die «White Star Line», die Betreiberin der «Titanic», damals herausgegeben hatte. Dank dieses Buchs und den Überlieferungen von Augenzeugen ist belegt, welche Stücke die Passagiere am Abend vor dem Untergang zu hören bekommen haben.
Es gibt wohl kaum jemanden auf der Welt, der nicht von der Tragödie der Titanic gehört hat. Hört oder liest man das Wort «Titanic», hat man sofort ein Bild vor Augen, möglicherweise das Bild des echten Schiffs, oder viel eher Bilder aus dem weltbekannten Filmdrama von 1997 von James Cameron. Zu wissen, dass die Musik, der man nun lauscht, die ist, welche die Passagiere auf der Titanic vor und während des Untergangs gehört hatten, liess kaum jemanden unberührt.
Gespielt wurden die Stücke vom Streichquintett «Lemberger Virtuosen». Sie sind ein Teil des renommierten ukrainischen Kammerorchesters gleichen Namens. An diesem Abend musste das Ensemble ohne Bratsche auskommen, weil die Künstlerin erkrankt war. Dafür legten sich die vier anderen Musikerinnen und Musiker umso mehr ins Zeug und beeindruckten das kleine, aber feine Publikum sehr.
Das Repertoire bestand aus fröhlichen, traurigen und dramatischen Stücken und enthielt Klassiker wie die «Willhelm-Tell-Ouvertüre» von Rossini, die «Tritsch-Tratsch-Polka» von Johann Strauss und «Ragtime» von Scott Joplin. Als das 11. von 14 Stücken – «Storm» von Vivaldi – «losbrach», lief es einem kalt den Rücken runter. Man konnte förmlich spüren, wie das Drama auf der Titanic auf seinen unabwendbaren letzten Akt zusteuerte.
Als zweitletztes Stück wurde Offenbachs bekanntestes Musikstück, der «Can-Can», im französischen Original «Galop Infernal», gespielt. Ein letztes Aufbäumen vor dem Untergang, der unweigerlich folgte, begleitet vom letzten Stück «Nearer, My God, to Thee», oder auf Deutsch «Näher, mein Gott, zu Dir». Der Choral mit der Melodie «Bethany» des Kirchenmusikers Lowell Mason wird besonders häufig assoziiert mit dem Untergang der «Titanic». Es ist gemäss Überlieferung dort als allerletztes Stück von der Kapelle gespielt worden. Mindestens vier der über das Unglück gedrehten Kinofilme folgten dieser herzzerreissenden Darstellung. Und damit endete auch der einmalige Konzertabend an diesem schönen Sommerabend in der Kirche Oberdorf.