Mit «Ärdwybli» und «Doggeli» auf Tour
05.12.2025 Baselbiet, Kultur, RegionAb diesem Monat kommen Sagen auf die Bühne
Viele hiesige Sagen geraten in Vergessenheit. Das will eine vierköpfige Gruppe um die Oberbaselbieter Max Mundwiler und Barbara Saladin ändern. Mit ihrer Tournee «Sage uf d Ohre – Baselbieter Sagen ...
Ab diesem Monat kommen Sagen auf die Bühne
Viele hiesige Sagen geraten in Vergessenheit. Das will eine vierköpfige Gruppe um die Oberbaselbieter Max Mundwiler und Barbara Saladin ändern. Mit ihrer Tournee «Sage uf d Ohre – Baselbieter Sagen underwägs» reist sie ab jetzt durchs Baselbiet.
Carolina Mazacek
In den nächsten eineinhalb Jahren bringt die Tournee «Sage uf d Ohre – Baselbieter Sagen underwägs» gruselige, traurige, fröhliche oder komische Sagen aus dem Baselbiet auf die Bühne. Der Zunzger Max Mundwiler und die Hemmikerin Barbara Saladin (siehe Kasten) erzählen gegenüber der «Volksstimme», wie die vierköpfige Gruppe mit Wort, Geräuschen und Musik die Sagen aus dem Baselbiet wieder zum Leben erwecken will.
Die Tournee basiert auf der im Jahr 2022 veröffentlichten CD «Sage uf d Ohre». Sie wurde von Barbara Saladin sowie den beiden weiteren Mitgliedern Michael Studer und Daniel Buser, beide ursprünglich ebenfalls aus dem Oberbaselbiet, aufgenommen. «Vor 50 Jahren wurde das Buch ‹Baselbieter Sagen› von Paul Suter und Eduard Strübin veröffentlicht. Wir wollten nicht, dass die Sagen verloren gehen», so Saladin und fügt hinzu: «Es ist schliesslich etwas ganz anderes, wenn man sich die Sagen anhören kann, als sie bloss zu lesen.» Deshalb haben sich Saladin, Buser und Studer damals zusammengesetzt und ein Hörerlebnis geschaffen. Nun gehen sie den nächsten Schritt und bringen Baselbieter Sagen auf die Bühne. Erneut mit von der Partie ist der Liedpoet Max Mundwiler. Er hat bereits für die CD selbst geschriebene Sagenlieder beigesteuert. Bei allen Veranstaltungen gibt es zusätzlich jeweils Sagen vom betreffenden Ort und es wird ein lokaler Gast mit dabei sein. So wird jede Veranstaltung einzigartig.
Mehr als eine Lesung
«Vom Thema her werden sich viele ältere Menschen angesprochen fühlen», sagt Saladin. Manche werden einige Sagen sicher noch kennen oder das Gefühl haben, sie schon einmal gehört zu haben. Aber die Gruppe möchte auch das jüngere Publikum erreichen.
«Es wird keine Lesung sein, bei der wir vier in Sesseln sitzen und aus einem verstaubten Buch vorlesen. Es wird ein lebendiges und dynamisches Programm», führt Saladin aus. Wer jedoch denkt, es handle sich um ein Theaterstück, liege falsch, so Mundwiler.
Die Vorstellungen werden durch Soundeffekte, die aus im Raum verteilten Boxen kommen, angereichert. Das hat Sounddesigner Michael Studer in der Hand und Max Mundwiler kümmert sich um das Gesungene. Daniel Buser und Barbara Saladin moderieren den Abend und sind hauptsächlich für das Erzählte zuständig.
«Da wir nicht aus den gleichen Bereichen kommen, ist es sehr spannend und befruchtend, wie wir uns gegenseitig ergänzen und voneinander lernen», erzählt Saladin.
Bereits am 29. November konnte die Gruppe im Rahmen der Kulturnacht «Lichtblicke» in Liestal halbstündige «Amuse-Bouches» des Programms aufführen. Die nächsten Stationen für die Gruppe sind nicht nur die «typischen» Kulturzentren wie Liestal, sondern die Gruppe tritt auch in Orten wie Duggingen oder Anwil auf.
Warum existieren Sagen?
Mundwiler, der von seiner Grossmutter auf dem «Ofenbänkli» oft Sagen erzählt bekam, sagt: «Früher war die Wissenschaft noch nicht so weit entwickelt, aber man wollte trotzdem nachvollziehen, was passiert war.» Was jemand im Wald erlebt hat, wurde am Stammtisch erzählt – immer wieder von Neuem. «Manche haben die Geschichte so ausgeschmückt, dass der Welthund, den sie gesehen haben, zehnmal grösser war», erklärt Saladin und bringt auf den Punkt, was eine Sage ist: Ein Zeitfenster, das die Lebensweise von früher zeigt.
Das Tourneeprogramm mit seiner Vielzahl an Sagen soll genau dies sichtbar machen. Etwa die Geschichte vom «Doggeli», das nachts Schlafende anfällt und ihnen den Atem raubt, oder von den «Ärdmännli» und «Ärdwybli».
«Manche Sagen haben ein Fragezeichen am Ende der Geschichte und lassen so Raum für die eigene Fantasie», erklärt Saladin. Dem Publikum bleibt so nichts anderes übrig, als sich mithilfe des Gehörten die Sagen selbst auszumalen und deren Enden weiterzuspinnen.
Zu den Personen
cam. Max Mundwiler (69) ist gelernter Hochbauzeichner, begeisterte sich jedoch schon früh für Mundart-Chansons und Folksongs. Mit der Zeit entstanden eigene Mundartlieder, mit denen er auf Solotournee ging, unter anderem mit dem Programm «allewyyl no underwägs».
Barbara Saladin (49) ist freie Journalistin und Autorin. Sie hat sich bereits vielfach mit Baselbieter Sagen beschäftigt, beispielsweise war sie am Mundart-Kinofilm «Welthund» oder am Bilderbuch «Vo Ärdwybli und Rägemännli – Baselbieter Sagen für Kinder» beteiligt, das 2018 herauskam.
«Sage uf d Ohre – Baselbieter Sagen underwägs», 10. Dezember, 19.00 Uhr (Türöffnung: 18.30 Uhr),Staatsarchiv Baselland, Liestal,
10. Januar 2026, 19.00 Uhr, «Säli» Jägerstübli, Anwil, www.baselbieter-sagen.ch

