Mathis Lüdin, Liestal
12.08.2025 Gesellschaft, Bezirk LiestalNoch im Juni ist Mathis Lüdin-Weibel, gezeichnet von seiner Krankheit, zwei Mal im Kreis von Journalisten anzutreffen gewesen, dort, wo er sich immer wohlgefühlt hat. Am 24. Juli ist der langjährige Verlagsleiter der «Basellandschaftlichen Zeitung» in seinem 80. ...
Noch im Juni ist Mathis Lüdin-Weibel, gezeichnet von seiner Krankheit, zwei Mal im Kreis von Journalisten anzutreffen gewesen, dort, wo er sich immer wohlgefühlt hat. Am 24. Juli ist der langjährige Verlagsleiter der «Basellandschaftlichen Zeitung» in seinem 80. Lebensjahr gestorben. Er hinterlässt zwei Söhne und zwei Grosskinder. Damit folgt er seiner zweiten Ehefrau Margreth, die ebenfalls an einer schweren Krankheit litt, an der sie vor eineinhalb Jahren verstorben ist.
Obwohl sein Name nie im Vordergrund gestanden ist, sind Mathis Lüdins Verdienste um den Journalismus unermesslich, hat er doch als Vertreter der fünften Lüdin-Generation seine Zeitung mit mutigen Vorwärtsschritten modernisiert. Mit dem Verkauf an die damalige «Aargauer Zeitung» mit Verleger Peter Wanner entwickelte sie sich dank ihrem neuen Mantelteil zu einem Blatt, das der «Basler Zeitung», dem langjährigen Platzhirsch, journalistisch das Wasser reichen kann. Von diesem Konkurrenzverhältnis profitieren die Zeitungsleserinnen und -leser in der Nordwestschweiz.
Kaum war er Mitglied der Redaktion, übernahm Mathis Lüdin von seinem Vater Hugo Lüdin die Verlagsleitung. Darauf lenkte er den «Lüdin-Blick», der vor allem im Bezirk Waldenburg viel gelesen wurde, ein erstes Mal in neue Bahnen. Obwohl er selber sehr liberal dachte, verwandelte er seine Zeitung, die sich stark an die dominierende FDP anlehnte, in eine Forumszeitung um. Das setzte anfänglich Tiraden aus dem bürgerlichen Lager ab, die er über sich ergehen liess. Er berief den renommierten Basler Journalisten Franz C. Widmer in die Rolle des Chefredaktors, die dieser 20 Jahre lang und bis zu seiner Pensionierung versah.
Lüdin schuf im Weiteren Ressorts und baute die Redaktion aus. Die Elektronik hielt im Hause Lüdin weit früher Einzug als etwa bei der damals noch weit grösseren «Basler Zeitung». Er kaufte und integrierte die «Nordschweiz», die CVP-Zeitung. Überhaupt investierte er gerne und gab sich gegenüber der Redaktion grosszügig – umgekehrt konnte er knausern. Rückschläge wie die eher erfolglosen Expansionsgelüste ins Schwarzbubenland oder ins Laufental gehörten dazu.
Die branchenübliche Abgrenzung zur Redaktion galt für ihn nicht. Immer offen für Diskussionen und debattierfreudig nahm er aber nie Einfluss auf Inhalte der Zeitung. Sagte er einmal Ja zu einem Mitarbeiter, protegierte er ihn, forderte aber von ihm die gleiche Loyalität ein. Noch heute gibt es kaum eine Redaktion mit einer solchen Dichte an langjährigen Mitarbeitern. Im Buch «Das Blatt der Patrioten» aus der Feder des Medienwissenschaftlers Roger Blum, in dem er die Geschichte der Liestaler Zeitung minutiös nachzeichnet, und in bereits erschienenen Nachrufen in anderen Zeitungen wird Lüdin gerne als «Patron alter Schule» bezeichnet. In gesellschaftspolitischen Fragen konnte er sehr konservativ argumentieren.
Mathis Lüdin lag die politische Information immer am Herzen. Die Zeitung müsse ihren Beitrag zu einer starken Demokratie leisten. Damit verbunden stand für ihn immer die Lokalberichterstattung an erster Stelle. Das galt auch für das Ressort Sport, das vor seiner Ära vollkommen vernachlässigt war.
Jürg Gohl