Am Rampenverkauf der «AM-Jam» ging eine Ära zu Ende
Das grösste Hip-Hop-Festival im Oberbaselbiet ist Geschichte – zumindest vorerst. Organisator Elia Mahler ist nicht unglücklich darüber. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Ertrag. Der ...
Am Rampenverkauf der «AM-Jam» ging eine Ära zu Ende
Das grösste Hip-Hop-Festival im Oberbaselbiet ist Geschichte – zumindest vorerst. Organisator Elia Mahler ist nicht unglücklich darüber. Der Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Ertrag. Der Swisslos-Fonds wäre bereit gewesen, noch mehr Geld einzuschiessen, doch der Verein habe genug, so Mahler.
Nikolaos Schär
Unweit des ehemaligen Veranstaltungsortes, dem «Öpfelhüsli» in Hölstein, wurde am Dienstag im Rahmen eines Rampenverkaufs das restliche Eventmaterial der «AM-Jam» verkauft. Neben einigen Schätzen wie Kabelrollen, LED-Leuchten oder Pavillons, die von findigen Sparfüchsen innerhalb von 20 Minuten erstanden wurden, befanden sich unter dem Material auch Unmengen an Krimskrams und Gerümpel, wie Streichhölzer, Plastikbecher, alte Sofas und bemalte Spanplatten. Gekonnt handelte Organisator Elia Mahler gute Preise für das wertvolle Material aus und liess sich vom herumliegenden Rest nicht aus der Ruhe bringen. Circa 30 Leute machten sich die Mühe und wühlten sich durch die Kisten.
Während die potenziellen Käufer ihre Nasen in die Kisten stecken, erzählt Elia Mahler, dass er nicht ganz unglücklich über das Ende der «AM-Jam» sei. Zwar sei das Hip-Hop-Festival eine Herzensangelegenheit gewesen. Wenn der Aufwand jedoch in keinem Verhältnis zum Ertrag stünde, mache eine Weiterführung keinen Sinn. Er wolle sich nun vermehrt auf andere Events konzentrieren, bei denen er sein gesammeltes Wissen einsetzen könne, ohne die volle finanzielle Verantwortung zu tragen, so Mahler. Und: «Ich hatte mehr schlaflose Nächte als bei anderen Events.»
Andere Stimmen sagen, die «AM-Jam» sei zu gross angelegt worden. 2000 Leute für einen Hip-Hop-Anlass ins Waldenburgertal zu bringen, sei eine kühne Aufgabenstellung. Mahler macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl: «Wir wollten dieses Ding professionell und gross machen. Es besser machen als alle vor uns.» Des Weiteren sei die Zusammenarbeit mit dem Besitzer des «Öpfelhüslis» schwieriger geworden, erläutert Mahler. In der Runde wird wild spekuliert, ob das Konzept einer Hip-Hop-Jam (Verbindung von DJing, Rap, Breakdance und Graffiti) noch zeitgemäss sei, oder ob es in der Schweiz eine Übersättigung an Festivals gebe. Doch Antworten auf diese Fragen zu finden, ist schwierig.
Hätte es nicht geregnet, wären sicher noch 500 bis 600 Leute mehr gekommen, anstatt nur die 1000, die da waren, vermutet Mahler optimistisch. Neben der offenen Frage nach den Gründen der ausbleibenden Besucherinnen und Besucher ist der Verein stolz auf das Erreichte und lässt die Tür für zukünftige Projekte einen Spalt breit offen. «Vielleicht mal was in Sissach oder Liestal», sagte Mahler. Neben der «X-Mas-Jam» und der «Just a Jam» ist nun auch die «AM-Jam» Geschichte und das Oberbaselbiet, eine der Keimzellen des Hip-Hops in der Schweiz, um einen wichtigen Anlass für die Subkulturen ärmer.
Ärmer sind an diesem Abend die Käufer beim Rampenverkauf nicht geworden. Viel wurde nicht gekauft und bleibt zurück, so wie die Erinnerungen an wummernde Bässe und ausgestreckte Arme neben dem «Öpfelhüsli» in Hölstein.