Lamborghini für 57 000 Franken
30.04.2024 Bezirk LiestalAutos, Töffs und Velos unter dem Hammer
Mehr als 1000 Schaulustige besuchten am Samstag die Fahrzeuggant in Liestal. Das Hauptobjekt – ein Lamborghini Gallardo – brachte bei der Versteigerung deutlich weniger Geld ein als von den Behörden erwartet.
...Autos, Töffs und Velos unter dem Hammer
Mehr als 1000 Schaulustige besuchten am Samstag die Fahrzeuggant in Liestal. Das Hauptobjekt – ein Lamborghini Gallardo – brachte bei der Versteigerung deutlich weniger Geld ein als von den Behörden erwartet.
Otto Graf
Kaum begonnen, war die Luft an der Fahrzeuggant auf dem Zeughausareal in Liestal bereits draussen. Das Highlight, ein Lamborghini Gallardo mit 520 Pferdestärken unter der Motorhaube, fand für «nur» 57 000 Franken einen neuen Besitzer. Wie er heisse, fragte Gantmeister Bernardo Barbati den Ersteigerer über das Mikrofon. «Ich komme aus dem Baselbiet», lautete die lapidare Antwort, mit der sich die weit über 1000 Schaulustigen und die wenigen Leute mit ernsthaften Kaufabsichten zufriedengeben mussten.
Nachdem sich der Käufer ausgewiesen und die gebotene Summe bar hingeblättert hatte, erhielt der neue Besitzer des Lamborghinis im Gegenzug den Fahrzeugausweis und den Schlüssel. In der Folge lichtete sich das Gedränge rund um das Podest des Auktionators spürbar. Dafür verlängerte sich die Schlange am Grillstand.
Bevor die Luxuskarosse zum Aufruf kam, gab Barbati einige Details bekannt. Das Gefährt hat demnach bereits 16 Jahre auf dem Buckel, aber nur 55 000 Kilometer auf dem Tacho und kostete den damaligen Käufer stolze 250 000 Franken. Gewisse Mängel seien schon vorhanden, räumte der Leiter des kantonalen Fundbüros ein, bevor er das Auto zum Aufruf brachte. «Und», fügte er an, «eine Garantie gibt es nicht.»
Der Hinweis auf gewisse Mängel sollte sich gleich bestätigen: Als der Käufer wegfahren wollte, machte der Fünflitermotor keinen Wank. Erst als das Aggregat mit einer Starthilfe zum Laufen gebracht werden konnte, gelang es dem Käufer, mit dem Objekt, inzwischen mit Baselbieter Nummernschild versehen, wegzufahren. Ob es ein Schnäppchen war, wird sich weisen.
Barbati ging von einem Verkehrswert von etwa 100 000 Franken aus. Diese Erwartung wurde mit dem Zuschlag von 57 000 Franken klar verfehlt. So betrachtet, machte der Käufer einen guten Deal. Und gebührende Beachtung wird ihm gewiss sein, wenn er mit seinem Bubentraum aufkreuzt.
Kein Zündschlüssel
Ein anderer Bubentraum, ein Töff der Kultmarke Harley-Davidson, hingegen platzte vorzeitig, weil der Käufer die gebotenen 3600 Franken mit der Kreditkarte bezahlen wollte, was der Gantmeister mit Hinweis auf die Kaufbedingungen ablehnte. Folglich kam das Motorrad erneut unter den Hammer und erzielte einen Preis von 4000 Franken.
Erheiterung im Publikum löste Barbati aus, als er eine weitere «Harley-Davidson» mit den Worten anpries: «Der Töff hat keinen Zündschlüssel. Dennoch kann man damit fahren. Fragen Sie mich aber nicht, wie das geht.» Insider wussten offenbar besser Bescheid. Denn es wurde wacker geboten, bis das Zweirad für 30 000 Franken einen neuen Käufer fand.
Hingegen schien ein weiterer Töff vielen Interessierten suspekt zu sein, weil er ohne Fahrzeugpapiere unter den Hammer kam. «Wenn man schon eine Katze im Sack kauft», dachten viele, «will man doch wenigstens wissen, was das für eine Katze ist.» Das Gefährt war dem Ersteigerer immerhin 310 Franken wert.
Ob ein defekter Stehroller die 50 Franken wert ist, die ein Jüngling hinblätterte, wird sich zeigen. Wenigstens hielte sich der finanzielle Schaden in Grenzen, falls der Kauf als Elektroschrott entsorgt werden müsste, sagte er.
Neben dem Lamborghini wechselten zwei Autos der Marke BMW für 38 000 und 32 000 Franken die Hand, was vom Publikum jeweils mit Beifall quittiert wurde. Schneller als im Minutentakt fanden 145 Velos mit oder ohne Motor, Veloanhänger, E-Scooter und weitere Gefährte neue Besitzer. Die Erlöse der versteigerten Fahrzeuge, die unter anderem aus Konkursmassen und Beschlagnahmungen stammen, fliessen in die Kasse der beauftragenden Kantone.